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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht.«
    »Ich dachte, Ihr könntet lesen«, meinte Jochim.
    »Es gibt verschiedene Schriftarten, aber diese kenne ich nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn kein Mensch sie entziffern kann. Seht nur, wie verwittert die obersten Steine sind. Los jetzt, lasst uns weiterreiten.« Sie durchquerten den Pass, die Hufe der Cabos klapperten dumpf über den Steinboden, und das Geräusch wurde von den hohen Felswänden zurückgeworfen. Was einstmals eine zerklüftete Gegend gewesen sein musste, war jetzt eine gut ausgebaute Straße, auch wenn man hin und wieder um Steinhügel herumreiten musste.
    »Es muss ungeheuer anstrengend gewesen sein, diesen Weg auszubauen«, sagte Hael.
    »Aber für Riesen war es einfach«, meinte Jochim. »Denn Riesen müssen es gewesen sein. Ob die Gestalt, die wir sahen, wohl auch ein Riese gewesen ist?«
    »Riese, Gott, König – wer weiß?« antwortete Hael. »Wenn wir die Schrift lesen könnten, würden wir es sicher wissen.«
    »Vielleicht war es einmal ein echter Riese, der zu Stein wurde«, schlug ein Unterhäuptling der Amsi vor. »Man könnte ihn durch Magie hier aufgestellt haben, um den Pass zu bewachen.«
    »Er lässt uns aber ungehindert vorbeireiten«, wandte Hael ein. »Das ist keine gute Bewachung, wenn ihr mich fragt.«
    »Wahrscheinlich weiß er, dass wir in friedlicher Absicht kommen«, meinte Jochim. »Oder er hat gemerkt, dass Ihr ein König seid.«
    Hael warf ihm einen Seitenblick zu, ob sich Jochim über ihn lustig machte. Bei den Matwas war das schwer zu sagen. Sie hielten einen Scherz für doppelt gelungen, wenn er mit ernstem Gesicht zum Besten gegeben wurde. Auf jeden Fall machten sie sich wenig Gedanken um übernatürliche Dinge und neigten dazu, sie auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie den Ausgang des Passes und konnten einen Blick über das fremde Land werfen. Der Anblick der Ödnis, die sich bis zum Horizont erstreckte, erstaunte sie. Die Landschaft war unfruchtbar, trocken und der Boden von bräunlicher Farbe. Hier und dort zogen sich kümmerliche Grünstreifen hindurch.
    »Das erklärt einiges«, sagte Hael und ließ den Blick über die vor ihm liegenden Berge schweifen. Von der Nordseite aus hatte das Gebirge nicht allzu hoch gewirkt. Hier jedoch lag ein gigantischer Steilhang vor ihnen, der sich mehrere tausend Fuß in die Tiefe erstreckte, bis er schließlich auf den Wüstenboden stieß. Hael wusste, dass die Wolken aufgrund des gewaltigen Höhenunterschiedes wie von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten aussahen. Ein stetiger trockener Wind wehte von unten herauf. Vögel mit breiten Schwingen ließen sich von ihm tragen, und außer ihnen war kein Lebewesen zu sehen.
    »Das Grün steht für Wasser«, erklärte Bamian. »Also ist es nicht völlig ausgetrocknet.«
    »Auch nicht ganz unfruchtbar«, fügte Jochim hinzu, »aber einladend könnte man es wirklich nicht nennen.«
    »Wir sind auch nicht hier, um uns niederzulassen«, warf Hael ein. »Wir wollen das Land nur so schnell wie möglich durchqueren.«
    »Ich bin froh, dass wir unser eigenes Gras mitgebracht haben«, sagte Bamian und sah über die gewaltige öde Fläche hinweg.
    Der Abstieg erwies sich als einfacher, als es von oben ausgesehen hatte. Die gepflasterte Straße führte auf der Südseite über die am wenigsten zerklüfteten Stellen und schlug von Zeit zu Zeit einen Bogen, um den Neigungswinkel erträglich zu halten. Der Weg war stellenweise in sehr schlechtem Zustand, aber niemals unpassierbar.
    »Bestimmt war der Weg auf der anderen Seite früher auch gepflastert«, meinte Hael. »Aber im Laufe der Jahrhunderte hat ihn der Regen zerstört. Hier, im trockenen Klima, blieb er erhalten.« Seine Begleiter nickten, als verstünden sie, was er meinte. Der Lauf der Zeit bedeutete ihnen nichts, und keiner von ihnen glaubte, dass es sich bei dieser Straße um das Werk von Menschen handelte.
    Sie merkten zuerst nicht, dass sie den Abhang hinter sich gelassen und den Wüstenboden erreicht hatten, da er zerklüftet, steinig und von Dornbüschen durchsetzt war. Die Wüste war nicht annähernd so unfruchtbar, wie sie auf den ersten Blick angenommen hatten, da hier unten zahlreiche Pflanzen wuchsen, die allerdings kümmerlich und vertrocknet aussahen und nur selten ein wenig Grün zeigten. Sogar vereinzelte, überraschend bunte Blumen waren zu sehen.
    Auch gab es durchaus Lebewesen, nur waren sie nicht in solcher Fülle wie in der Steppe vorhanden.
    Wohin die Cabos die Füße

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