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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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versprechend. Manwa hatte die Waffe vorgeführt, aber auch Chimay oder gar ein Kind hätte sie halten können. Man brauchte dazu keine besondere Körperkraft. Die Bögen und anderen Waffen konnte nur ein kräftiger Mann handhaben, und im Nahkampf kam es auf Mut und Kampfgeist an. Das Feuerrohr war jeder in der Lage zu bedienen. Bei mehr als hundert Schritt Entfernung traf es nicht mehr zielsicher, aber eine Armee auf dem Schlachtfeld bestand aus Menschenmassen, und es kam nicht darauf an, ein Ziel sorgfältig auszusuchen.
    Hael riss die Augen auf und setzte sich kerzengerade hin, als ihn die Erkenntnis überfiel. In jedem Königreich gab es nur wenige wirklich gute Krieger. Man musste sie sorgfältig auswählen und lange Zeit ausbilden. Diese Feuerrohre konnte jeder Mensch bedienen, der zwei gesunde Arme hatte und gut genug sah, um eine Armee in zweihundert Schritt Entfernung zu erkennen. Wenn also diese Waffen billig waren, vermochte ein König, eine grenzenlos große Armee auf die Beine zu stellen. Praktisch jeder auch nur halbwegs einsatzfähige Mann des Reiches konnte Soldat werden. Sogar an eine Frauentruppe war zu denken …
    Hael legte sich wieder hin, aber es dauerte lange, bis er in unruhigen Schlummer fiel.

 
KAPITEL ZWÖLF
     
    D ie Küste war ein grüner Streifen, der die unvergleichliche Farbe des Frühlings trug. Blühende Ranken kletterten an Bäumen empor, die sich über die Hügel und fast bis zur Küste erstreckten. Dort schlugen die Wellen krachend und schäumend gegen die Felsen und ergossen sich in kleine Seen, wo wunderschöne Wasserkreaturen um ihr kümmerliches Dasein kämpften.
    Im Norden sah Shazad die Mündung des Flusses mit dem Wellenbrecher, der den kleinen Hafen von Floria schützte. Die Flotte war bereit, mit der Blockade zu beginnen. Die chiwanischen Schiffe, die bedeutend langsamer als die nevanischen waren, würden erst in ein oder zwei Tagen eintreffen.
    Bis jetzt hatte sich in der Stadt noch nichts gerührt. Die Prinzessin erblickte die seewärts gelegene Mauer, die hinter dem schmalen Küstenstreifen südlich der Stadt aufragte. Dahinter lagen die mit weißen Gebäuden bedeckten Hügel. Floria war nicht besonders groß, aber sehr schön – wenigstens, ehe die Barbaren einfielen.
    »Prinzessin!« rief ein Matrose. »Ein Zeichen!«
    Sie ging zur anderen Reling hinüber und hob die Hand, um die Augen vor der Sonne zu schützen. Bunte Flaggen wehten von der Rahe des am nächsten gelegenen Schiffes. Wann immer ein Signal geflaggt wurde, gaben es die Schiffe an ihren nächsten Nachbarn weiter.
    »Was bedeutet es?«
    Der Kapitän eilte herbei. »Das nördlichste Schiff hat feindliche Boote im Nordwesten gesichtet!«
    »Endlich!« stieß sie hervor. »Saan, bring uns nach Norden. Ich muss wissen, was dort vor sich geht.«
    »Wie Ihr wünscht, Prinzessin.« Er brüllte ein paar Befehle, und das Segel wurde gesetzt. Wenn sie aufkreuzten, konnten sie sich einen Weg nach Norden bahnen. Es war nicht nötig, die Ruderer zu ermüden, bis es auf echte Geschwindigkeit ankam. Shazad war aufgeregt. Ihre weibliche Leibgarde, die sich bisher ungemein gelangweilt hatte, stand mittschiffs und brach in heftiges Geschnatter aus. Jetzt frischten die Frauen ihre Kriegsbemalung auf und ordneten die Federn der Kopfputze.
    »Seid nur nicht zu hoffnungsvoll«, warnte Shazad sie. »Es ist ganz unwahrscheinlich, dass es heute noch zum Gefecht kommt.« Sie verschwieg, dass sie selbst auf ein baldiges Gefecht hoffte.
    Eine Stunde später erreichten sie das nördliche Ende der Blockadereihe. Nicht weit hinter dem letzten Schiff erblickten sie zahlreiche kleine Schatten, die, begleitet von einem eigentümlichen Blitzen, schnell näher kamen. »Was ist das?« fragte sie Saan.
    »Kanus«, antwortete der Kapitän. »Sehr große Kanus. Im letzten Jahr benutzten sie Handelsschiffe, um von den Inseln überzusetzen. Das hier ist etwas ganz Neues.«
    »Was bedeuten die Blitze?«
    »Die Kanus werden nicht gerudert, sondern gepaddelt.« Jetzt konnte Shazad die Paddel erkennen. Sie waren breiter als Ruder und wurden mit atemberaubender Geschwindigkeit eingetaucht und aus dem Wasser gerissen.
    »Warum denn das?« fragte sie weiter.
    »Auf kurzen Strecken geht es schneller. Mann kann es nur nicht lange durchhalten.« Saan dachte eine Weile nach und fuhr dann fort: » Es ist nicht leicht zu beschreiben. Beim Rudern sitzt oder steht man. Die Arbeit wird hauptsächlich mit dem Rücken und den Beinen ausgeführt, und der Weg des

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