Schwarze Schilde
Wachen …«
»Gehorcht!« schrie sie wütend. »Später könnt Ihr mir von Toten und Verwundeten berichten.« Warum belästigte er sie mit Nichtigkeiten? Blutige Axt kam auf sie zu. Sie lächelte siegesbewusst und strahlend.
»Das war wirklich vergnüglich, Herrin. Aber warum habt Ihr uns nicht erlaubt, die Shasinn anzugreifen? Wir hätten sie gern gehabt. Sie sind so gutaussehend.«
»Ja, das sind sie, Blutige Axt. Aber du wirst noch früh genug merken, warum ich nicht wollte, dass ihr euch jetzt schon mit ihnen anlegt.« Sie betrat ihre Kabine, wo sie die stumme Sklavin erwartete. Das Mädchen kniete mit gesenktem Gesicht und auf den Oberschenkeln ruhenden Händen am Boden. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie noch vor wenigen Minuten bebend vor Angst unter Shazads Bett gelegen hatte. Als sie ihre Herrin ansah, riss sie erstaunt die Augen auf. Sie hob die Hände und tat so, als würde sie ein Tuch auswringen.
Shazad sah an sich herab und fuhr sich dann übers Haar. Sie war in Schweiß gebadet. »Wie eigenartig«, sagte sie. »Es ist ein schöner Tag, ich habe nur herumgestanden und bin doch schweißnass. Kämpfe sind schon etwas Seltsames. Komm, Mädchen, zieh mich aus und wasch mich. Ich glaube, es sind noch saubere Kleider da.«
Sie war nicht sicher, wie der Empfang ausfallen würde, fühlte sich aber erleichtert, als sie eine Stunde später das erfreute Gesicht ihres Vaters an der Reling der Kriegsdrache erblickte. Saan hatte mit dem Beidrehen gewartet, bis Shazad sich umgezogen hatte. Jetzt trug sie ein leichtes Ausgehkleid, und die nassen Haare bedeckte ein goldenes, kunstvoll besticktes Netz. Neben dem König standen die Offiziere und warfen der Prinzessin und ihrem Spielzeugschiff böse Blicke zu. Die Matrosen starrten bewundernd zu den aufgespießten Köpfen der Feinde hinüber.
»Ich grüße das einzige Schiff, das heute Trophäen erbeutet hat!« rief Pashir zu ihr hinunter. Sie hörte die gespielte Herzlichkeit heraus, zog sie aber offenem Zorn vor.
»Ich lege sie Euch zu Füßen!« erwiderte sie, wie es seit Urzeiten in Neva Brauch war.
»Kommt an Bord und nehmt das Lob Eures Herrschers entgegen!« beendete Pashir den zeremoniellen Wortwechsel.
Geschickt kletterte sie die Leiter empor und über die Reling, wobei ihr einer der Offiziere behilflich war. Dann stand sie vor dem König, der sie herzhaft umarmte. Den Arm noch um ihre Schultern geschlungen, drehte er sie zu den Männern um, die sich an Deck versammelt hatten. Sie klatschen und jubelten; die Offiziere, weil sie dazu verpflichtet waren, und die Matrosen und Soldaten, weil sie ihr den Sieg gönnten. Nur ein Offizier musste sich nicht zwingen, ihr fröhlich zuzujubeln. Shazad versuchte, sich an seinen Namen zu erinnern. Es war Kapitän Harakh, der Flottenoffizier, mit dem sie am ersten Tag ihrer neuen Arbeit gesprochen hatte. Er hatte Gefallen an ihren Neuerungen gefunden, obwohl sie ihn ermahnt hatte, weil er keine Uniform trug.
Aus den Mundwinkeln sagte sie mit kaum hörbarer Stimme: »Benutze mich nicht als die Peitsche, mit der du deine Kapitäne züchtigen möchtest, Vater. Es ist nicht ihre Schuld, dass die Kriegsschiffe zu langsam sind, um die Kanus einzuholen.«
Ein tiefer Seufzer entrang sich dem König. »Ja, der Gauner Gasam hat mich wieder einmal überlistet. Hat er einen Dämon, der ihm ins Ohr flüstert?«
Wahrscheinlich verstopft er dir die Ohren, dachte sie, sagte aber: »Nein, er benutzt seine angeborene Klugheit und hat sich von Fachleuten beraten lassen. In jener Stadt mangelte es nicht an Wendehälsen, und viele Schiffe lagen mitsamt der Besatzung im Hafen. Er kannte die Fähigkeiten unserer Flotte schon monatelang, ehe wir in See stachen.«
»Dieser Wilde!« murmelte der König so leise, dass nur seine Tochter ihn hören konnte. Dann fügte er matt, aber nicht ohne einen Hoffnungsschimmer hinzu: »Nun, damit hat sich die Blockade erledigt. Es sieht so aus, als bliebe uns nichts anderes übrig, als die Stadt zu stürmen.«
Shazad musste sich auf ihre Erziehung besinnen, um nicht die Augen zu schließen und zu stöhnen. Er hatte nichts dazugelernt.
Das Licht der untergehenden Sonne ließ die Segel der riesigen chiwanischen Galeeren rot aufleuchten, als sie sich vorsichtig durch den schmalen Kanal bewegten. Wo die nevanischen Schiffe ohne Schwierigkeiten dahinsegelten, mussten diese Giganten jedes Stück des Weges sorgfältig ausloten, um nicht auf Grund zu laufen.
»Nun«, meinte Harakh,
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