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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Bella?«
     
    »Jetzt bist du aber ungerecht. Das war eine Notlage.«
     
    »Okay. Ich habe etwas gehört.« Pernilla zögerte ein wenig, ehe sie weiterredete. »Ich hoffe, dass nichts dran ist. Eine Freundin von mir glaubt, dass Felicia ein Verhältnis mit Morgan Fernström hat. Bestimmt hast du sein Bild schon mal in der Zeitung gesehen. Er ist ein Finanzgenie und taucht in jedem Zusammenhang auf. Seine Frau sitzt im Rollstuhl. Felicia ist genau die richtige Umrahmung für seine Erscheinung: eine gutaussehende Ärztin, ein Schmuckstück. Sie fährt sein Auto. Wohnt in einer seiner Wohnungen. Es tut mir leid, Per, ich wünschte, ich hätte dir das nicht erzählen müssen.«
     
    »Gibt es denn nichts Schönes, was neidische Menschen nicht beschmutzen müssen? Was du da gehört hast, ist eine reine Lüge!«
     
    »Ich will ja nur dein Bestes«, sagte Pernilla, als er sich so weit beruhigt hatte, dass er ihr erzählen konnte, wie die Dinge wirklich lagen.
     
    »Können wir von etwas anderem reden?« Per stand auf und ging zur Felskante vor. Er wollte ihre unmittelbare Nähe fliehen und den Unwillen und die schlechten Gedanken abschütteln, die sie in sein Ohr geflüstert hatte. Was für ein dreckiges Gerede! Es schien ihm an der Zeit, aufzubrechen. Er wollte einfach nur nach Hause, nach Hause zu Felicia. Mit einem kurzen Dank für das Essen, das sie mitgebracht hatte, stand er auf und ging auf den Säulenwald aus grauen Tannen zu, durch den der Weg verlief. Er ging immer schneller. Oberhalb der Bergformationen war der Boden eben. Es erstaunte ihn, dass die Bäume direkt an der steilen Wand wachsen konnten. Manchmal spreizten sich die Wurzeln in einem Luftgriff, manchmal waren die von selbst gekappten Spitzen seltsam verknotet, damit sie nicht zu hoch wuchsen und vom Wind gepackt wurden, um dann ihren unglücklichen Kameraden über die Kante zu folgen.
     
    »Warte auf mich, Per.« Er hörte die Tränen in ihrer Stimme. »Warte auf mich.«
     
    Sie setzten sich auf einen ausgeblichenen Stamm und verschnauften. Per öffnete die Hand und lud sie zu einer Handvoll überreifer Blaubeeren ein. Sie lächelte, und ihr Gesicht war ein einziges Flehen.
     
    »Ich will doch nur dein Bestes.«
     
    Gemeinsam schauten sie über die Schlucht. Der Nebel schien dichter zu werden. Direkt am Felsrand stand eine grau gewordene Tanne, deren Krone zu Boden hing, der Körper war verschlungen und verdreht. Der Anblick machte ihn wehmütig.
     
    »Ich möchte dir etwas erzählen, Per.« Ihr Gesicht wurde zu einer strengen Maske. Der Blick verdunkelte sich. »Du musst mir versprechen, dass es unter uns bleibt. Dass du nie im Leben irgendjemandem auch nur andeutest, was ich zu dir gesagt habe. Kann ich dir vertrauen?«
     
    »Natürlich kannst du das.« Er merkte, dass sie zitterte, und legte die Arme um sie.
     
    »Ich habe Helen geholfen zu sterben. Es war nicht auszuhalten. Sie bat mich, flehte mich an, dass ich es tun solle. Also habe ich ihr die Sauerstoffmaske abgenommen und sie mit dem Kissen erstickt.«
     
    Per nahm den Arm von der Schulter seiner Schwester und starrte sie an, als könnte er die Worte, die sie sagte, nicht mit der wirklichen Person, die jetzt gerade neben ihm auf dem Baumstamm saß, zusammenbringen.
     
    »Sag etwas, Per! Rede mit mir! Du musst sagen, dass du verstehst, warum ich das getan habe.«
     
    Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. Als Polizist hatte er die Pflicht, jede Art von Verbrechen zur Anzeige zu bringen. Seine eigene Schwester hatte einen Mord gestanden. Wenn er das doch nur nicht hätte erfahren müssen, dachte er. Wenn er doch zu Hause bei Felicia geblieben wäre, dann hätte er das Geheimnis nicht mittragen müssen. Doch im selben Moment, als er das dachte, schämte er sich schon für seine jämmerliche Art.
     
    »Sieh mich an, Per, sieh mich an.«
     
    Er konnte es nicht. Die Gedanken brauchten Zeit, um ihren Platz und ihre Bedeutung zu finden. Er stand auf, ging vor zur Steilkante und sah, wie sich der Bach da unten in der Schlucht zwischen verrottendem Farnkraut und moosbekleideten Wurzelbergen dahinschlängelte.
     
    Vielleicht lag es daran, dass er zusammenzuckte, als sie ihre Hand auf seinen Rücken legte. Vielleicht stolperte sie und fiel gegen ihn. Hinterher waren sie viel zu erschrocken, um klären zu können, wie es passiert war. Der Abhang kam ihm im Bruchteil einer Sekunde, während er zwischen festem Boden und Ewigkeit schwebte, entgegen. Er fiel und rutschte halb über den

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