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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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schönsten Plätze, die ich kenne. Sie sind, gelinde gesagt, schwer zugänglich, aber sie sind die Mühe wert«, hatte sie ihm versprochen. Per zweifelte. Jede Minute ohne Felicia war eine Wüste an sinnloser Zeit und mangelnder Anregung.
     
    Sie gingen bei Sonnenaufgang los. Der Nebel lag dicht über dem Weg. Sie kamen am Frösvidal vorbei und wanderten dann über den Schotterweg zum Naturreservat Trolldalen, wo die seltsame Natur von der Kraft des Schmelzwassers geformt worden war. An der Stelle, wo die Wassermassen gezwungen waren, die Richtung zu ändern, war ein riesiger Kessel entstanden. Eine Einbuchtung im Berg mit schäumendem Wasser, in dem die heruntergefallenen Blätter wie Boote im Strom schwammen. Wie hätte man dieses Phänomen in alten Zeiten auch anders erklären sollen, als dass die Trolle es als Topf benutzten?
     
    Die Luft war angenehm kühl. Es roch nach Nadelwald, Pilzen und Regen. Pernilla ging vorneweg, in einem etwas schwankenden, lustigen Gang, der den Rucksack auf dem Rücken wippen ließ. Per empfand eine wachsende Zärtlichkeit für seine Schwester. Die wenigen Male, die sie über ihre Kindheit gesprochen hatten, hatten ihm klargemacht, dass er der Privilegierte von ihnen beiden gewesen war. Ihre Kindheit war eine Wanderung von einem Kinderheim zum nächsten gewesen. Wie überlebt man eine solche Kränkung? Wie lebt man mit dem Gefühl, für niemanden einzigartig zu sein? Sie drehte sich um und zwinkerte ihm zu, als hätte sie seine Gedanken gehört.
     
    »Zurzeit kriegt man ja nicht viel von dir zu sehen«, sagte sie.
     
    Per lachte. »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so verliebt und glücklich gewesen. Und habe noch nie so viel Angst gehabt, dass es enden könnte. Es ist immer so was wie ein Vorbehalt da – es ist zu schön, um wahr zu sein. Wenn man sein Glück auslebt, dann werden die Götter eifersüchtig und nehmen Rache.«
     
    Pernilla blieb stehen, bis er aufgeschlossen hatte, und strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. Eine witzige kleine Falte schlich sich über die Nasenwurzel.
     
    »Wie viel älter ist sie als du? Das grenzt ja schon fast an Kindesentführung, Per. Aber vielleicht ist das ja eine gut durchdachte Investition. Frauen leben länger als Männer, deshalb sollte man sich als Frau einen jüngeren Mann suchen. Als Ärztin weiß sie sicher, was sie tut. Hat sie dich schon gefragt, welche Erbkrankheiten es in der Verwandtschaft gibt?«
     
    »Sie ist genau ein Jahr jünger als du. Wollen wir nicht bald mal eine Kaffeepause machen?«
     
    »Was bist du gierig! Wir essen, wenn wir am Wolfskessel sind. Das ist das Ziel. Da gibt es vielleicht ein belegtes Brot oder zwei. Ich kann auch eine Scheibe Wurst auf einen Stock spießen und dich damit locken, wenn du willst. Weißt du …« Pernilla unterbrach sich mitten im Satz. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, was du wohl von mir denken würdest und ob du enttäuscht sein würdest. Es ist ja nicht gesagt, dass man einander mag, nur weil man Bruder und Schwester ist. Ich freue mich so über dich, ich bin so froh, dass du gekommen bist. Es ist, als hätte ich mein ganzes Leben auf dich gewartet.«
     
    »Ich auch.« Per legte den Arm um sie und hielt das Gesicht in die Sonne. Das Leben war wunderbar. Völlig hingerissen lauschte er den Vogelstimmen. Der Ruf einer Waldtaube und etwas weiter entfernt die Trommelwirbel eines Spechts. Auf dem Schild am Beginn des Weges stand, dass es auch Raufußkäuzchen in der Gegend gebe. Nach dem nächtlichen Regen sanken ihre Schritte tief in den moosigen Untergrund ein, die Steine waren verräterisch glatt, als sie den Bach überquerten. Pernilla rutschte aus und schlug sich das Knie an. Es war nicht schlimm, aber sie blieben doch eine Weile in der Hocke sitzen und betrachteten die Schönheit um sie herum, die Birkenblätter, die von den Bäumen gefallen und wie runde Goldstücke auf den Boden des Bachs gesunken waren.
     
    Der Berg stieg rechts und links der Schlucht fast lotrecht nach oben. Die Wand war in jahrhundertealtes, unberührtes Moos gekleidet. Von dort oben hatten sich abgestorbene Bäume in einer Art kollektivem Selbstmord den Abhang hinuntergestürzt und lagen jetzt wie ein Mikadospiel aus leblosem Holz da.
     
    Die Wurzeln der Bäume waren wie Schlingpflanzen, und Tannenzweige schlugen ihnen in die Gesichter. Der Atem stand ihnen wie weißer Rauch vor den Mündern, als sie endlich den Wolfskessel erreichten, einen zweigeteilten Wasserfall. Sie ließen

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