Schwarze Schmetterlinge
Mann.«
»Das weiß ich nicht. Damit hast du nichts zu tun.«
»War es der, mit dem du geschlafen hast, als du angeblich im Krankenhaus warst?«
»Verdammt, bist du gemein, das haben wir doch geklärt. Ich habe dir gesagt, dass ich Schluss gemacht habe. Ich sag dir, das hier wird nie funktionieren.«
»Ich liebe dich, ich will dir nur Gutes. Müssen wir dann unbedingt solche Spielchen spielen? Kannst du nicht rauskommen? Felicia, bitte.« Er wartete mit der Wange an der Tür. Hörte sie drinnen schniefen. »Komm her, ich will dich in den Arm nehmen. Ich will nicht, dass du traurig bist. Bitte entschuldige.«
Zögernde Schritte waren zu hören. Dann machte sie auf.
»Was hat der Typ am Telefon denn gesagt?«
»Er hat gesagt: ›Ich weiß, wo du bist.‹ Und als ich geantwortet habe, hat er aufgelegt.«
»Nein!« Felicia stand vor ihm in der Tür, mit Augen, die durch ihn hindurchsahen und weit weg, wohin er ihr nicht folgen konnte. Langsam kehrte sie zurück. »Ich habe nachgedacht, Per, ich glaube nicht …«
»Sag jetzt nichts. Denk morgen darüber nach, wenn du nüchtern bist. Komm, ich helfe dir ins Bett.«
Etwa eine Stunde später wachte Per Arvidsson mit einem Ruck auf. Brandgeruch. Felicia lag nicht neben ihm im Bett. Kein Zweifel, es roch angebrannt. Ein schwaches Licht fiel durch die geöffnete Balkontür hinein. Per erhob sich und machte das Licht auf dem Nachttisch an.
»Felicia?« Er hörte ein Schniefen. »Was machst du? Warum verbrennst du meine Zeitung? Ich habe sie ja noch nicht mal gelesen.«
Das Foto von Frank Leander löste sich in Rauch auf, wurde schwarz und fiel wie eine Rußflocke auf den Zementfußboden.
»Lass das, du bist betrunken, Felicia. Komm jetzt, ich helfe dir ins Bett. Gib mir das Feuerzeug. Gib es mir. Warum hast du das gemacht?«
»Er hat nur gekriegt, was er verdient.« Felicia gab widerwillig das Feuerzeug ab und ließ sich ins Bett führen, wo sie sich zu einer Kugel zusammenrollte und einschlief.
32
Ein kühler Morgen in einem Hotelzimmer ohne Zentralheizung. Sie hatten sich aneinandergeklammert, hungrig miteinander geschlafen, als wollten sie die harten Worte des Vortags auslöschen, und hätten dann beinahe den Flug verpasst.
»Pernilla hat uns für Samstag eingeladen. Sie meinte, wir könnten vorbeikommen, etwas zusammen essen und dann dort übernachten. Wäre das nicht nett? Ich habe ihr eine Flasche Wein gekauft, als Dankeschön, weil sie meine Blumen gegossen hat.« Per hob die beiden Taschen zum Einchecken aufs Band. Sie gaben ihre Pässe ab. Felicia, die sich gerade neben ihn stellen wollte, erstarrte in der Bewegung.
»Ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Wir sind dann doch gerade erst nach Hause gekommen.«
»Es ist das vierte Mal, dass Pernilla uns einlädt und du ablehnst. Willst du sie nicht kennenlernen? Ist es das?« Er fasste sie am Kinn, als sie den Blickkontakt vermeiden wollte.
»Können wir es nicht einfach langsam angehen lassen und mal sehen, wie sich unsere Beziehung entwickelt, ehe wir deine Familie mit hereinziehen?«
»Bist du dir nicht sicher, ob du mit mir zusammen sein willst? Ist es deshalb?«, fragte er, und die Furcht, die von ihren zärtlichen Händen weggewischt worden war, bohrte sich wieder in den Bauch.
»Ich liebe dich, aber es ist nicht so einfach, wie du denkst.«
»Pernilla und Svenne sind nette Leute«, versicherte er. »Ich verspreche dir, dass meine Schwester dich mögen wird. Warum zögerst du? Klar, sie hat ihre Eigenheiten, was Essen und Gesundheit und Bewegung angeht. Svenne ist eher, wie soll ich sagen, normal. Sie sind freundlich und sehr neugierig auf dich. Ich würde mich so freuen, wenn wir etwas mit ihnen zusammen unternehmen könnten.« Seine Stimme klang flehentlich.
Felicia schien etwas sagen zu wollen, doch in diesem Moment kam eine Frau mit blondem Pagenkopf und rotem Ledermantel auf sie zu. Sie lächelte wie eine Bekannte. Felicia trat zurück, drehte ihr den Rücken zu und studierte den Monitor. Die fremde Frau packte sie bei der Schulter.
»Na, das ist aber eine Überraschung! Wie geht es Jan? Euch habe ich ja schon ewig nicht gesehen. Was macht die Kleine? Sie muss ja schon in der Schule sein.«
»Sie täuschen sich. Wir kennen uns nicht.« Felicia sprach plötzlich mit einem völlig anderen Dialekt. Sie wandte sich wieder ab und studierte die abgehenden Flüge. Per schaute die
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