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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Die Löwin rief: »Nimm deinen Turban mit!« Musa sagte: »Ich brauche meinen Turban nicht.« Musa kam mit seinem Kamel bis an die Stadtmauer. Musa wollte durch das Tor reiten. Die Löwin packte mit den Vorderpranken gerade noch das Kamel am Hinterteil und riß Fleischstücke herab. So kommt es, daß die Hinterteile der Kamele dünner sind als die der Pferde.

Haussa

    Südlich des Air-Massivs, zwischen Taschadsee, dem Benue und dem unteren Niger, liegt das Gebiet der Haussa: keine ethnische, sondern eine Sprachengruppe. Einer dunklen Legende nach soll Abu Yazid, ein von Norden kommender Jäger, das Land von einem Untier befreit und mit der Königin Daura einen Sohn gezeugt haben. Der gründete dann mit seinen sechs Söhnen die sieben »legitimen« Haussastaaten, nämlich Daura (Hauptstadt), Kano (dicht besiedelt), Gobir, Katsena, Biram, Zegzeg und Rano.
    Sieben weitere Haussastaaten, darunter Djukun und sogar Nupe und Yoruba, gelten wegen des Vorherrschens älterer Sprachgruppen als »illegitim«.
    Regierten die Haussakönige mit Hilfe eines ihnen verantwortlichen Premierministers, so war der Herrscher von Djukun Kultkönig; begabt mit magischen Kräften, umgeben von manchen Tabus.
    Den Geschichtsverlauf ab 1000 n. Chr. hätten Chroniken belegen können. Doch die 1807/08 ins Land eindringenden Fulbe machten, wie bei den Nupe, tabula rasa: sie vernichteten einzigartige Dokumente. Doch die Stadtkultur, das hochentwickelte Handwerk der Haussa hat sich erhalten; 90 % der sechs Millionen leben heute in Nigeria.
    Frobenius ordnet die Haussa dem hamitischen Kulturbereich zu, die Nupe dem äthiopischen. Die Erzählkunst der bäuerlichen Nupe gilt ihm als schmucklos, doch innerlich beseelt und imaginativ; das Wunder sei ihr selbstverständlich, der Zauber »Anwendung einer nur der Allgemeinheit unbekannten, physisch verständlich gemachten Kraft und Kunst«. Die Literatur der Haussa stuft er formal höher ein, sie sei weniger humorvoll, dagegen witzig. Das Seelische kenne sie kaum; sie erkläre die Welt, und »wo Erfahrung und Verstand nicht ausreichen, greift sie zum Zauber als einem Werkzeug, das nach Erfahrungen gebildet ist«.

    Eine dualistische Betrachtungsweise, ein sehr persönlicher Kulturbegriff. Er wirft die Frage der Verstehbarkeit fremden (magischen) Denkens auf und auch die nach den Voraussetzungen für ein Verstehen (vgl. Evans-Pritchard, Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande, engl. 1937, dt. 1978).
    Sicher zu Recht sieht Frobenius die religiösen Institutionen, etwa den Borikult, aufs engste mit der Sozialstruktur verbunden. Und er sieht den Begriffswandel in Richtung Nordost: bei den Haussa bedeute Bori den Kultus sowie die Kultgemeinschaft, bei den Mande dagegen alle Zauberkräfte, Amulette, Masken, die Rituale der Geheimbünde.
Die Bori
    Der Bori-Kult in den Haussaländern geht von der uns Europäern nur schwer verständlichen Anschauung aus, daß es Geister oder Gespenster gibt, die willkürlich, ständig oder mit Unterbrechung von einem Menschen Besitz ergreifen. Die Besitzergreifung ist erwünscht, so furchtbar und so schrecklich die Geister auch zu sein scheinen.
    Ein alter Mann aus Kano erzählte über die Herkunft der Bori: Alle Bori stammen aus Tabuka, einer großen Stadt weit hinter Massr und Mekka. Tabuka hat 333 Tore, und von einem Tor zum andern ging man drei Tage. Tabuka hieß auch der erste König, Gründer der Stadt und Gott zugleich. Dieser Gottkönig kam von Osten, seine Frau kam von Westen. Keiner von beiden hatte je zuvor einen Menschen gesehen. Da gründeten sie die Stadt Tabuka, wo fortan alle Borileute wohnten. Doch später kamen auch andere Menschen in die Stadt. Das gefiel den Borileuten nicht und sie ließen sich in Alledjenu (Dämonen) verwandeln, wurden unsichtbar und zerstreuten sich in alle Winde.
    Seitdem leben die Alledjenu in Bäumen und Felsen, befallen die Menschen und zeigen ihnen die Plätze, die ihre Heiligtümer sein sollen und deren Kenntnis sich von Mutter auf Tochter vererbt. Auch alle Trommeln stammen aus Tabuka (obwohl die Borileute keine benutzen).
    Alle Trommeln wurden früher in gleicher Weise geschlagen. Als sie aber Tabuka verlassen hatten, wurden sie alle in einer anderen Sprache getrommelt und keine verstand mehr den Rhythmus der andern.
Serkin Rafin, der Gott der Flüsse
    Ein Gott, der mehr an Beachtung und Verehrung bei den Borileuten gewonnen hat als irgendein anderer Alledjenu (Dämon), ist der Serkin (König) Rafin (der Flüsse). Hier nun das, was

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