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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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der Höheren Schule in Berlin, Straßburg, Lötzen, Glogau, Halle. Kaufmannslehre in Bremen. Impulse durch das Überseemuseum und das Hamburger Museum für Völkerkunde
1894
»Die Geheimbünde Afrikas«. Anlage eines Archivs für Völker- und Kulturkunde (spez. Afrika und Ozeanien)
1898
»Der Ursprung der afrikanischen Kulturen«. Erster Entwurf einer Kulturkreislehre
1907
Gründung der »Deutschen Innerafrikanischen Forschungs-Expedition«. Beginn der ersten von 12 Expeditionen.
1906/07
Umfangreiche Sammeltätigkeit (Märchen, Artefakte) bei den Waldvölkern im Kassai- und Kongobecken
1907/09
2. Expedition: in den Sahel, vom Senegal zu den Quellen des Niger, nach Timbuktu, durch Togo zur Küste
1910
3. Expedition: von Algier zu den Kabylen (Berbermärchen)
1910/12
4. Expedition: durch Nigeria und Kamerun bis Adamaua Entdeckung der Yorubakultur (»Atlantis«), Ausgrabung des Ori Olokun-Kopfes in Ife.
1912
5. Expedition: vom Roten Meer bis Khartoum und nach Kordofan. Empfang bei Kaiser Wilhelm II. (der die nächste Reise finanziert)
1912/13
»Und Afrika sprach«, 3 Bände; engl. Übers. »The Voice of Africa« (London 1913)
1913/14
6. Expedition: nach Marokko und in die Sahara. Untersuchung von Grabformen, Sammlung kleinafrikanischer Bilder
1915
7. Expedition: durch die Türkei über das Rote Meer ins nördliche Abessinien
1918
Gründung des »Forschungsinstituts für Kulturmorphologie« in München, Beginn der Herausgabe des »Atlas Africanus« (in acht Lieferungen, 1922-1930)
1921
»Paideuma, Umrisse einer Kultur- und Seelenlehre«
1921/28
Zwölfbändige »Sammlung Atlantis«
1924
Übernahme des Afrika-Archivs durch die Stadt Frankfurt Umsiedlung des Münchener Instituts nach Frankfurt
1925
Professor für Völkerkunde an der Univ. Frankfurt (bis 1938)
1925/29
»Erlebte Erdteile«, Zusammenfassung der kulturtheoretischen Arbeiten in sieben Bänden
1926/35
8. bis 12. Expedition: Dokumentation afrikanischer Felszeichnungen (Nubien, Simbabwe, Südafrika, Zentralsahara, Ostsahara, Fezzan)
1932
»Schicksalskunde im Sinne des Kulturwerdens«
1933
»Kulturgeschichte Afrikas«
1938
Am 9. August in Biganzolo (Lago Maggiore) gestorben
Der Mann, der Afrika zum Sprechen brachte
    Eingangs des Gana- und des Kassaidenkapitels war von zwei afrikanischen Sängern die Rede: dem Dialli Korongo (Mande) und dem Pygmäen mit der Nasenflöte (aus dem Volk der Bena Lulua). Korongo bedeutete für Frobenius viel, ein wandelndes Gedächtnis, trunkenes Genie – die Geschichte ihrer ersten Zusammenkunft sei noch zuende erzählt:
    »Korongo trinkt. Jetzt spricht er mit voller Stimme, erzählt von Burgen und Helden, von Kämpfen und Minne ... Mit leuchtenden Augen hocken die beiden Muslim (d. h. die beiden Dolmetscher Nege und Karimacha) und blicken zu dem Sänger empor. Korongo aber ist nun betrunken. Er streicht den Gewinn ein, wankt zum Tor hinaus und murmelt noch mit letzter Kraft: »Alle großen Dialli sind betrunken.«
    Solches wiederholte sich nun lange Zeit hindurch Tag für Tag. Morgens erschien Korongo als ein Bild verkaterten Lebensüberdrusses. Mittags erfolgte ein Erwachen. Am Abend sprühte er. Einige Stunden hernach ging er trunken von dannen. Ich jedoch hatte schwere Not, im Verlauf der verstreichenden Nacht das tagsüber Vernommene und Notierte zu kontrollieren, Unklarheiten festzustellen, neue Fragen vorzubereiten, das endgültig Gewonnene in die Reinschrift zu retten« (Frobenius, Der Kopf als Schicksal, 1924, S. 64f.).
    Das Erstaunlichste daran: Frobenius sprach keine einzige afrikanische Sprache. Er ließ sich alles auf französisch oder auch auf englisch – dolmetschen und baute im übrigen auf sein Einfühlungsvermögen, auf Intuition und Miterleben. Frobenius konnte offenbar genau zuhören, Mimik und Gestik als Information speichern.
    In der Verlegenheit, allenfalls einige wenige der Sprachen erlernen zu können, deren mündliche Überlieferung er aufzeichnen wollte, verfiel er auf eine geradezu geniale Methode: Vonjedem besuchten Volk nahm er einige Leute als Reisebegleiter mit, um sie jedesmal mit dem neu auftauchenden Neuen zu konfrontieren, damit sie vom Eigenen aus immer neuen Blickwinkeln berichteten. Waren es am Ende der Kongoreise (1904/06) Vertreter von zwanzig Völkern, so hatte er nach der Yoruba-Benue Wanderung nicht weniger als einundsechzig Völker um sich. Dieser Hofstaat hatte mehrere Funktionen. Einmal schaffte er Autorität und gab Afrikanern das Gefühl, einen der eigenen Fürsten vor sich zu

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