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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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war da eine alte Kuh, die war schon seit 25 Jahren im Hause und hatte noch nie die Augen geöffnet. Ihre Augen waren stets geschlossen. Die Leute kamen zu Ntji und sagten zu ihm: »Sieh zwei- oder dreimal die Kuh an. Wenn sie nicht unter deinen Blicken stirbt, so werden wir dich töten.« Ntji sagte: »Man kann eine Kuh nicht durch Blicke töten.« Die Leute brüllten ihn an und riefen: »Wenn du so etwas noch einmal wiederholst, werden wir dich gleich töten!«
    Ntji ging traurig hinweg, dahin, wo er die Fonfonni traf und sagte ihr: »Die Leute wollen mich töten, wenn ich morgen nicht mit zwei oder drei Blicken die alte Kuh töte.« Fonfonni sagte: »Nichts ist einfacher als dieses. Nimm mich mit in das Haus, in dem die alte Kuh steht. Ich werde mich zwischen ihren Klauen verstecken.« Ntji nahm Fonfonni mit nach Hause.
    Am anderen Morgen kamen die Leute und weckten Ntji. Sie sagten:» Komm schnell, wir werden dich totschlagen.« Ntji sagte: »Erlaubt mir doch erst, mich zu waschen.« Die Leute sagten: »Wer so bald sterben wird, der braucht sich nicht mehr zu waschen.« Ntji sagte: »So gilt das nicht, was ihr mir gestern gesagt habt?« Die Leute sagten: »Ja, wirst du es denn können?« Ntji sagte: »Ich werde es doch versuchen.« Die Leute führten Ntji zu der alten Kuh.
    Sie kamen im Haus bei der alten Kuh an. Ntji sagte: »Gebt acht! Jetzt sehe ich die Kuh zum erstenmal an.« Ntji wandte den Kopf zur Seite und blickte die Kuh scharf an. Fonfonni biß die Kuh in den Fuß. Die Kuh begann zu zittern. Die Leute sahen erstaunt zu. Ntji sagte: »Gebt acht! Jetzt sehe ich die Kuh zum zweitenmal an!« Fonfonni biß die Kuh wieder in den Fuß. Die Kuh stürzte hin und verschied. Die Leute schrien auf und liefen dann eiligst von dannen. Sie fürchteten, unter den Augen Ntjis ebenso zu sterben wie die alte Kuh.
    Die Leute versammelten sich wieder und sagten: »Man soll ihm noch eine Aufgabe stellen.« Sie riefen Ntji und sagten ihm: »Wir haben hier einen großen Affenbrotbaum, der hat noch niemals Früchte getragen. Sorge, daß er morgen voller Früchte hängt. Gelingt dir das, so wollen wir dich zum König erheben. Sonst töten wir dich.« Ntji ging von dannen und begab sich in den Busch zu Ngou. Ngou sah ihn und fragte: »Weshalb siehst du so traurig drein?« Ntji sagte: »Mein Vater, der König, der niemals jemand etwas Gutes getan hat, ist gestorben, und nun verlangen die Leute von mir, ich soll es machen,daß morgen ein großer Affenbrotbaum, der nie Früchte trug, voller Früchte hängt. Gelingt das, wollen sie mich zum König erheben; gelingt es nicht, wollen sie mich töten.« Ngou sagte: »Geh nach Hause, morgen werden wir alles sehen.« Ntji ging von dannen.
    In der Nacht rief Ngou alle Affen zusammen und ließ sie überall alle Brotfrüchte sammeln. Dann ging er mit allen Affen und Früchten zur Stadt und band im Verlauf der Nacht mit seinen Gehilfen alle Früchte an den Baum. Als am anderen Morgen die Leute erwachten, fanden sie, daß der Baum voller Früchte hing. Die Leute sagten: »Ntji ist ein kluger und vielseitiger Mann. Man soll ihn ja nicht töten.« Dann kam der jüngere Bruder des Vaters. Er sagte: »Hier habe ich dir ein Quant Gold gebracht. Weine mit den anderen Leuten um den Tod deines Vaters, der mir nie etwas Schlechtes zugefügt hat.« Es kam ein anderer und brachte einen Ballen Stoff. Es kam einer, der brachte Salz. Alle Brüder kamen und brachten die Frauen des Vaters mit.
    Seit damals setzt man sich nicht mehr gegenüber dem König; seit damals sieht man ihn nicht mehr an, sondern alles setzt sich hinter ihm nieder.
Die Koba
    Sangara ist das Land der Traore und der Diara (Stämme der Malinke). Im Land waren zwölf Männer und eine Frau. Jeder Mann hatte ein Dorf. Alle zwölf Brüder mißhandelten die Schwester, obwohl sie vom gleichen Vater und der gleichen Mutter waren. So verwandelte sich denn die Schwester in eine Koba (Pferde-Antilope), wie man sie heute nicht mehr findet. Die Koba tötete jeden Tag in jedem Dorfeinen Mann. Sie zeichnete sich aus durch einen Schwanz aus purem Gold. Ein Jäger machte sich auf den Weg und wollte die Koba töten. Er streifte umher. Er jagte elf Tage und vermochte die Koba nicht zu töten. Danach machten sich zwei andere Jäger auf mit Pfeil und Bogen. Die beiden sagten: »Der eine jagt das Tier, der andere kann es dann schießen.« Man kannte damals die Pferde noch nicht, sondern jagte nur zu Fuß. Man nannte die Pferde »Donwe«. Die zwei Jäger

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