Schwarze Sonne Afrika
diesem Land. Alles, was ich wie Fleisch esse, sind Pilze.« Damba Masaulomba entgegnete: »Ich weiß es, aber wir wollen dir ein Geschenk bringen, weil du eine alte Frau bist.« Die Alte sagte: »Legt das Essen draußen auf das Brennholz und schert euch weg!« Die Brüder taten es und gingen.
Die Traore erhielten darauf Milch. Der ältere Bruder sagte: »Wir wollen der Alten etwas von unserer Milch bringen.« Damba Saulandi sagte: »Sie wird es nicht annehmen und uns wieder beschimpfen.« Damba Masaulomba sagte: »Wir wollen es versuchen. Das Kengebugurilala hat gesagt: Man darf ihren Schimpf nicht erwidern; dann wird die Frau sagen, wie man die Koba töten kann. Also müssen wir es versuchen.« Der Jüngere sagte: »Es ist recht.« Die Bruder brachten der Alten die Milch. Am dritten Tag rief die alte Frau die beiden Traorejäger und sagte:»Kommt einmal her!« Die beiden gingen hin. Die Alte sagte: »Ich will euch mein Leben geben!« Die Traore sagten: »Wir sind nicht gekommen, um nach deinem Leben zu jagen.« Die Alte sagte: »Nun, was wollt ihr denn anders!« Die Jäger sagten: »Wir sind gekommen, um dich zu bitten, uns bei der Jagd auf die Koba zu helfen.« Da lachte die Alte und sagte: »Ich bin ja selbst die Koba. Nun habt ihr mir Geschenke gebracht, und ich habe euch beschimpft. Ihr habt nicht in gleicher Weise geantwortet, sondern habt mir weiter Gutes getan. Wenn jemand einem Gutes erweist, so soll man es erwidern. Ihr habt mir viele Geschenke gemacht, und ich will euch jetzt bei der Jagd auf die Koba helfen. Ich habe mich jeden Morgen in die Koba verwandelt, weil mich meine zwölf Brüder stets schlecht behandelt haben. Meine Brüder haben alles Gute, Dörfer, Sklaven, Reichtümer, mir gaben sie nicht einen Sklaven, daß er mir Wasser bringe und Feuerholz sammle. Und deshalb habe ich mich jeden Morgen in eine Koba verwandelt und in jedem Dorf meiner zwölf Brüder einen Mann getötet. Abends bin ich dann zurückgekommen in meinen Busch und wieder Mensch geworden. Wenn ihr die Koba jetzt töten wollt, so merkt, daß kein Eisen ihre Haute durchdringen kann, wenn nicht am Pfeilschaft ein Baumwollfaden befestigt ist. Besorgt euch also einen Knäuel Baumwollfaden und bindet Baumwollfäden an eure Pfeile. Nicht wahr, das wußtet ihr nicht?« Die Traorebrüder sagten: »Nein, das wußten wir nicht.« Die Alte sagte weiter: »Wenn ihr nun nach der Koba schießt und sie auch trefft, so könnt ihr ihrem letzten Zorn doch nicht schnell genug entfliehen. Darum nehmt drei Steine mit, die als Herd unter einem Kochtopf dienten. Wenn die Koba euch folgt, so werft die Steine hinter euch. Es wird ein Berg entstehen, den die Koba überklettern muß. Die Koba wird euch wieder erreichen. Nehmt ein Ei und werft es hinter euch. Es wird ein Schlammland entstehen, das die Koba nur langsam zu durchwaten vermag.Nun bin ich müde. Meine Arbeit ist fertig. Ich will schlafen. Morgen müßt ihr früh aufstehen und zu dem Busch gehen. Dort werdet ihr die Koba treffen.« Die Brüder gingen zurück.
Am anderen Morgen machten sie sich ganz früh auf den Weg. Sie nahmen drei Steine mit, die um das Feuer eines Herdes gelegen hatten, und ein Ei. Sie banden an ihre Pfeile Baumwollfäden. Sie gingen damit zu dem Busch, den ihnen die Alte bezeichnet hatte.
Damba Saulandi sah die Koba zuerst; er hielt den Bruder am Arm fest und sagte: »Da, da ist die Koba!« Der Ältere sagte: »Richtig, da ist sie!« Sie krochen nun auf den Knien langsam und behutsam auf die Koba zu. Sie kamen ganz dicht heran. Damba Masaulomba legte einen der mit Baumwollfäden geschmückten Pfeile auf den Bogen und schoß. Er traf die Koba. Die Koba sprang auf. Beide Brüder flüchteten in den Busch. Die Koba umkreiste, mit den Nüstern die Fährten aufwirbelnd, das Gehölz, dann folgte sie der Spur der Brüder.
Die Traore flüchteten, aber die Koba kam ihnen immer näher. Da warfen die Brüder die drei Steine, und es entstand ein mächtiger Berg zwischen ihnen und der Koba. Sie flohen von dannen. Die Koba rannte den Berg hinauf und dann, auf die Brüder zukommend, wieder hinab. Sie war wieder ganz nahe. Damba Saulandi rief: »Wirf das Ei«, und der ältere Bruder warf das Ei hinter sich. Es entstand ein mächtiges Schlammfeld zwischen den Jägern und der Koba. Die Brüder flohen. Die Koba konnte in dem Schlamm nur langsam weiter laufen. Der Jüngere sah zurück und rief: »Mein älterer Bruder, die Koba ist gefallen!« Sie blieben stehen, und der ältere Traore sagte:
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