Schwarze Sonne
Rocky Beach abgleichen müsste. Aber auf den paar Seiten stand kaum etwas, was wir nicht schon wüssten.«
»Der Name des Nachbarn, der Denzels Auto gesehen haben will?«, fragte Justus.
»Nein.« Bob schüttelte den Kopf. »Den Mendelstein fand man in Denzels Abstellraum, der Safe wurde angebohrt und dann aufgestemmt, kein weiteres Diebesgut«, berichtete er im Telegrammstil. »Das ist alles an Infos.«
Peter stellte die Cola zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Kühlschrank. »Das ist tatsächlich nicht viel. Und du, Just? Irgendeine Leiche ausgegraben?«
»Schön wär’s.« Der Erste Detektiv warf einen kurzen Blick auf seine Notizen. »Das mit dem gestohlenen Bild verhält sich tatsächlich so, wie uns Brooks das geschildert hat. Es wurde vor knapp zwei Wochen bei Settler & Price versteigert, für 55.000 Dollar.«
»55.000? Ich dachte, 80.000«, wandte Peter ein.
»Die Differenz hofft Brooks wohl Gewinn zu machen«, erklärte Justus, »der, das nur am Rande, dieses Bild nach eigenen Angaben noch nicht versichert hatte. Ich habe mit ihm telefoniert. Ein Versicherungsbetrug seinerseits scheidet also aus. Na ja«, der Erste Detektiv hob ratlos die Hände, »und davor hat noch nie jemand dieses Bild zu Gesicht bekommen. Es tauchte wie alle Mendelsteins nach dessen Tod wie aus dem Nichts bei einem Auktionshaus auf – diesmal Settler & Price.«
»Aber die müssten doch wissen, woher die Bilder stammen«, warf Peter ein. »Sonst könnte ja jeder seine Bilder so zu Geld machen. Hehler, Diebe, Schmuggler. Und wenn wir den Anbieter ausfindig machen, haben wir vielleicht eine neue Spur. Womöglich kennt ihn Denzel und hat das Bild schon mal bei ihm gesehen.«
Justus lächelte verkniffen. »So ähnlich dachte ich mir das auch, und die Auktionshäuser kennen den Anbieter ganz gewiss. Aber wenn der anonym bleiben will, dann müssen die das respektieren. Ich habe jedem Haus ein anderes Märchen erzählt, warum ich unbedingt wissen müsste, wer der Anbieter ist, und ich habe jedes Mal auf Granit gebissen.« Der Erste Detektiv blickte missmutig auf sechs durchgestrichene Telefonnummern auf seinem Block. Dann fuhr er fort: »Und was das Motiv betrifft, die schwarze Sonne mit den Schmetterlingsflügeln: das war wirklich auf diesem Bild zum ersten Mal zu sehen. Ich habe mir alle gegenwärtig bekannten Mendelsteins im Internet angesehen, war in der Bibliothek und habe mit gut einem Dutzend Leuten telefoniert. Eine schwarze Sonne mit Schmetterlingsflügeln kannte keiner und es gab sie noch nie.«
Bob blickte grübelnd zu Boden. »Keiner außer Denzel«, sagte er wie zu sich selbst.
»Vielleicht lügt er doch«, meinte Peter. »Vielleicht kennt er sie eben auch von dem Bild, das er gestohlen hat, und erzählt uns jetzt irgendein Märchen.«
»Du vergisst das Foto«, sagte Justus.
Peter zuckte die Achseln. »Beweist auch nicht wirklich was.«
»Ein Lügengespinst, in das Denzel Goldie mit reinzieht?« Bob machte eine abwehrende Geste. »Und bei dem Goldie mitspielt? Ich glaube das einfach nicht. Da muss es noch irgendetwas geben. Etwas, was wir bisher noch nicht beachtet haben. Just?« Er wandte sich seinem Freund zu. »Gibt es da deiner Meinung nach noch irgendeine Spur, der wir nachgehen können? Siehst du noch ein Puzzleteil, das nicht so recht passen will?«
Der Erste Detektiv besah sich das letzte Blatt seiner Aufzeichnungen. »Ehrlich gesagt nichts, was mir auch nur halbwegs Erfolg versprechend aussähe. Das Einzige, was wir noch tun könnten –«
»Was?«, fragte Bob sofort nach, weil Justus innehielt.
»Seamur Mendelstein lebte nicht weit von hier in einem kleinen Ort an der Küste namens Santa Ysabel. Wir könnten dort hinfahren und uns ein wenig umhören und umsehen. Vielleicht bringen wir irgendetwas Neues in Erfahrung. Etwas, das uns weiterbringt. Und Denzel.«
Bob nickte entschlossen. »Dann auf nach Santa Ysabel!«
Rote Pferde
Am Himmel stand eine riesige blaue Sonne. Wie ein gewaltiger Saphir funkelte sie durch die wenigen Wolken, von denen manche aussahen wie zottelige Katzen. Doch plötzlich flog sie mit ihren durchscheinenden Flügeln Richtung Westen und verschwand in einer Wolke, die als gigantische Pfütze über den Horizont schwamm. Schlagartig wurde es Nacht. Und dann saß er plötzlich neben Peter im Auto und fuhr in einen Wald aus Gitterstäben, zwischen denen spitze Zähne hervorblitzten. Hinter ihnen hörte Justus Stimmen, und als er sich umdrehte, waren es zwei
Weitere Kostenlose Bücher