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Schwarze Sonne

Schwarze Sonne

Titel: Schwarze Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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habe.« Onkel Titus fiel fast über die Trommel. Mit blinden Händen suchte er nach dem Wasserhahn an der Wand.
    »Was?«, erschrak Justus. »Wenn die Feuer fangen, fliegt hier alles in die Luft!«
    »Ja, deswegen!« Da. Der Hahn. Onkel Titus drehte ihn auf, dass das Gewinde quietschte. Sofort schoss Wasser aus dem Schlauch und spritzte ihm über die Hose. »Verdammt!«
    »Was?« Justus umkurvte den riesigen Schrottberg, unter dem die Zentrale lag. Warum hatten sie das bloß gemacht? Früher stand das Ding doch auch im Freien!
    »Nichts. Mach weiter!« Onkel Titus bekam den Schlauch zu fassen. Bis zu den Knien klatschnass, zog er ihn von der Trommel und rannte nun ebenfalls zur Werkstatt.
    Dort war Justus jetzt fast angekommen. Der Gestank war unerträglich. Und der Rauch drang ihm tief in Augen und Lunge und raubte ihm den Atem. Er musste schwer husten und sah nur noch durch einen Tränenschleier. Aber er musste weiter.
    »Nur kurze Stöße!«, schrie Onkel Titus. »Das ist ein Pulverlöscher. Und bleib weit genug weg! Fünf Meter!«
    Ja, ich weiß, dachte der Erste Detektiv. Er drehte den Kopf zur Seite, holte tief Luft, zog sich mit einer Hand seinen Schlafpulli über Mund und Nase und lief noch ein paar Schritte weiter um die Ecke. Dann stand er vor der Werkstatt.
    Hitze schlug ihm entgegen, als würde er gegen eine Wand laufen. Aus der hinteren Ecke, dort, wo die Reifen lagen, wüteten mannsgroße Flammen, und erste Funken schlugen auch schon aus dem hohen Bretterzaun, der die Werkstatt zur Straße hin begrenzte. Und wenn der brannte, dauerte es nur Sekunden, bis das Feuer auf die Werkbank übergriff.
    Justus zögerte keinen Augenblick mehr. Mit verschwommenem Blick zog er den Splint aus dem Sicherungsbolzen und wartete zwei Sekunden. Druck aufbauen! Dann öffnete er die Spritzpistole und gab zwei kurze Stöße nacheinander ab. Fauchend schoss das weiße Pulver ins Feuer.
    »Vorsicht!« Onkel Titus war da. Der Wasserstrahl traf Justus am Arm und flog dann durch den Pulvernebel ins Feuer. Zischen, Prasseln und Klatschen war zu hören. »Gott sei Dank! Die Werkbank brennt noch nicht!«
    Justus drückte wieder auf die Pistole. »Nimm dir den Zaun vor!«, rief er seinem Onkel zu. »Ich kümmere mich um die Reifen.«
    »In Ordnung!« Der schwarze Wasserstrahl schwebte über Justus’ Kopf hinweg und prallte auf die Bretterwand.
    Hinter ihnen hustete jemand. »Oh Gott!« Erneutes Husten. »Kann ich was tun?« Tante Mathilda.
    »Das Tor öffnen für die Feuerwehr!« Onkel Titus behielt den Zaun fest im Blick.
    »Die muss jeden Moment da sein.« Husten. »Das ist ja schrecklich! Gebt bloß auf euch acht, hörst du, Titus?«
    »Ja!«
    »Justus?«
    »Ja, ja.«
    Drei weitere Stöße aus dem Feuerlöscher. Die Flammen wurden schon merklich kleiner. Justus ging zwei Schritte nach vorne, um besser sehen zu können, wo er löschen musste.
    »Gut, Junge! Das machst du gut!«, lobte ihn sein Onkel. »Das wäre doch gelacht, was?«
    Justus nickte nur. Ja, sie würden den Brand in den Griff bekommen. Zum ersten Mal seit Minuten konnte er einigermaßen klar denken, nicht nur instinktiv handeln. Und jetzt erst merkte er, dass er Angst hatte. Oder gehabt hatte. Wie auch immer. Seine Knie waren jedenfalls butterweich.
    Von weit her waren Sirenen zu hören. Die Feuerwehr war im Anmarsch.
    »Gleich haben wir es geschafft!« Onkel Titus löschte einen kleinen Brandherd in einer Kiste.
    Zwischen den Reifen schwelte es noch. Justus ging so nah hin, wie er konnte, und löschte die Glut mit den verbliebenen Stößen aus dem Feuerlöscher. Als sich der Pulverdampf langsam auflöste und letzte Fetzen geisterhaft davonstoben, hatte auch sein Onkel die Flammen besiegt.
    Auf einmal war es dunkel. Nur das Pulver auf dem Boden glomm in einem unwirklichen Weiß, und durch die Bretterlücken sickerte das fahle Licht einer Straßenlaterne.
    Onkel Titus drehte den Wasserstrahl an der Spritze ab. »Das war knapp!«
    Justus nickte und stellte den leeren Feuerlöscher auf dem Boden ab. »Allerdings.«
    »Seht mal.« Tante Mathilda stand wieder hinter ihnen. Diesmal klang ihre Stimme weit weniger aufgeregt. Dafür lag ein merkwürdig angespannter Unterton in ihren Worten.
    Justus und Titus drehten sich zu ihr um. Sie hielt ein großes Blatt Papier in der Hand, das sie mit einer Taschenlampe anleuchtete.
    »Das hing an der Haustür.«
    »An unserer Haustür?« Onkel Titus runzelte die Stirn und nahm den Zettel entgegen.
    »Ja.« Tante Mathilda warf Justus

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