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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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kann. Ich komme auch kaum dazu, mich länger zu ärgern, denn sobald ich die Küche betrete, um nach meiner Suppe und den Salaten zu schauen, strahlt Oleg mich an und legt mir seinen Arm um die Schultern.
    »Komm her, Geburtstagsschönheit!«, ruft er. »Ich habe gerade dein Chili probiert, das ist so lecker!«
    »Freut mich«, sage ich und versuche mich seinem Griff zu entziehen.
    »Und vor allem scharf!«, fährt er unbeirrt fort, wobei er den Druck auf meine Schultern verstärkt. »Hast wohl reichlich rote Peperoni reingeschnippelt, wie? Aber das passt ja. Bist ja selber auch eine ganz Scharfe.«
    »Unsinn.« Ich spüre, dass ich rot werde, unter den Achseln und zwischen den Brüsten bricht mir der Schweiß aus.
    »Doch, das bist du. Oder, Jungs, was meint ihr?« Ohne mich loszulassen, dreht er mich so, dass mich plötzlich alle, die ebenfalls in der Küche stehen, mit Tellern oder Gläsern in der Hand, anstarren können. »Ist sie nicht eine ganz scharfe Maus? Sogar unser allseits verehrter Lehrer Schwarze kann ein Lied davon singen.«
    »Fängt das schon wieder an«, bemerke ich bitter und reiße mich jetzt wirklich von Oleg los. »Wie oft muss ich noch sagen, dass an diesen blöden Gerüchten nichts dran ist?«
    »Das behauptest du«, erwidert Manuel. »Andere haben anderes gehört. Also steht Aussage gegen Aussage.«
    »Ihr seht zu viele schlechte Filme. Wenn ich was mit Schwarze hätte, wärt ihr jetzt nicht hier. Dann würde ich nämlich mit ihm in irgendeiner coolen Bar sitzen und Cocktails schlürfen oder gediegen essen gehen, statt mir von unreifen Bübchen wie euch dämlich kommen zu lassen.«
    Olegs Nasenflügel blähen sich auf, er strafft seine Schultern und reckt die Brust vor.
    »Sag das noch mal.« Mit der Hand stößt er leicht gegen mein Brustbein, erst jetzt bemerke ich, dass er bereits eine Bierfahne ausatmet und seine blassblauen Augen schwimmen. »Unreif nennst du uns, ja? Mich und Patrick und am besten auch noch Manuel? Wir sollen unreif sein?«
    Von der Küchentür her springt Alena an meine Seite.
    »Halt die Klappe, Oleg«, mischt sie sich ein. »Ich kenne Valerie am besten von euch allen, und ich sage, sie hat nichts mit Schwarze. Und wenn ich das sage, stimmt es, okay? Ich seid alle so peinlich. Rennt ihr die Bude ein, sauft und fresst, als ob ihr zu Hause nichts bekommt, und dann macht ihr die Gastgeberin auch noch blöde an. Geht doch nach Hause, wir amüsieren uns auch ohne euch.«
    Mit dieser Rede hat Oleg nicht gerechnet. Es ist das erste Mal, dass jemand offen meine Unschuld bekundet. Er schwankt leicht, hält sich an unserer Arbeitsplatte fest und blickt in die Runde. Patrick kichert noch und schüttelt den Kopf, Manuel lehnt am Türrahmen und sieht mich mit finsteren Augen an, da schiebt sich Fiona vor.
    »Alena hat recht«, sagt sie, stemmt sich mit beiden Händen gegen Olegs Hüfte und schiebt ihn fort, um sich auf meiner anderen Seite zu positionieren. »Wir sollten aufhören mit diesem Mist. Valerie hat mit ihrer Einladung gezeigt, dass sie eine von uns ist und alles andere wirklich nur Gerüchte waren. Selbst das Foto kann gefälscht sein, mit jedem gewöhnlichen Bildbearbeitungsprogramm zaubere ich euch meinetwegen einen Manuel, der mit der Bollmann knutscht. Wir hätten uns gar nicht erst auf diesen Scheiß einlassen sollen.« Sie wendet sich mir zu und reicht mir die Hand. »Freunde, Valerie?«
    Auf Fiona hören sie alle. Nachdem ich eingeschlagen habe, geht die Party weiter, als wäre nichts geschehen; Oleg nimmt sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank und einen weiteren Teller Chili con Carne, Alena schlägt mir vor, den Sekt zu köpfen und allen Mädchen ein Glas einzuschenken. Manuel kommt auf mich zu und nimmt sich als einziger Junge auch ein Sektglas.
    »Auf dich«, sagt er leise. »Und das vorhin war nicht böse gemeint, ich hätte da nicht mitmachen sollen. Tut mir leid.«
    »Haben doch alle mitgemacht«, entgegne ich achselzuckend und lasse mein Glas gegen seines klirren. »So ist es immer. Prost, Manuel.«
    Von diesem Moment an weicht er mir nicht mehr von der Seite, es ist fast wie früher, nur dass er jetzt sanfter wirkt, mehr um mich bemüht, nicht mehr so fordernd. Am Buffet füttert er mich mit Fingerfood, danach gehen wir mit den anderen hinüber ins Wohnzimmer, wo bereits einige angefangen haben zu tanzen.
    »Coole Musik«, meint er und berührt sachte meinen Ellbogen, deutet mit dem Kinn zur Tanzfläche hin. »Kenne ich gar nicht so, welche Band ist

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