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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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bereitet. Neben dem Geld und drei weiteren Geschenkpäckchen stehen eine Kerze mit einer 18 und ein selbst gebackener Kuchen darauf. In dem größten Päckchen finde ich eine wetterfeste, gefütterte Jacke, sie ist wirklich toll, fast wie ein kurzer Trenchcoat geschnitten, aber dennoch robust wie ein Kapuzenanorak, ganz in Dunkelblau gehalten und in der Taille leicht gerafft.
    »Für deine Englandreise«, erklärt meine Mutter mit einem Lächeln. »Am Atlantik kann es um diese Jahreszeit sehr ungemütlich werden. Besonders an den Steilküsten hört man ja immer wieder von heftigen Winden. Und Regenkleidung brauchst du in England sowieso.«
    Ich muss an Corvin denken, der unter Flugangst leidet; ob er auch Höhenangst hat, vielleicht Panik bekommt, wenn er mit uns dort oben an einer Klippe stehen muss? Ich verdränge den Gedanken an ihn. Nicht jetzt, nicht so und nicht heute. Nicht, nachdem seine Nachricht mir gerade erst gezeigt hat, dass wir uns noch nicht ganz verloren haben.
    Ich wickele noch einen historischen Roman und eine Halskette mit einem Peace-Zeichen als Anhänger aus, die ich mir sofort umlege. Auch das passt so genau. Frieden. Ich will nichts weiter als eine friedliche, harmonische Geburtstagsfeier.
    Nach einem gemütlichen Frühstück umarmen mich meine Eltern, dann nehmen sie ihre schon gestern gepackten Reisetaschen und winken mir noch einmal fröhlich zu.
    »Genießt euren ersten Tag in Freiheit«, scherze ich, als sie bereits die ersten Treppenstufen nach unten gegangen sind. »Egal was ich heute noch anstelle – ihr seid nicht mehr haftbar zu machen!«
    »Treib es nicht gleich zu heftig«, warnt mein Vater mit hochgezogenen Augenbrauen. Aber als sie unten an der Haustür ankommen, höre ich an den Stimmen, dass sie bereits auf Alena treffen, die so früh kommt, um mir bei den Vorbereitungen zu helfen. Der leise Knall der zufallenden Tür mischt sich mit ihren Schritten, als sie zu mir nach oben eilt.
    Von Alena bekomme ich einen Ring. Der Stein darauf, ein zierlicher geschliffener Rosenquarz, bildet die Hälfte eines Herzens, im Zickzack längs in der Mitte zerbrochen.
    »Die andere Hälfte habe ich«, sagt sie und zeigt mir ihre rechte Hand. »Jetzt sind wir verlobt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe.« Sie lacht und küsst mich auf die Wange, doch hinterher sehe ich genau, wie sie mich prüfend ansieht, auf eine Bestätigung wartet. Ich bedanke mich und versichere, der Ring gefalle mir wirklich sehr gut. Dann werde ich zum Glück vom Postboten abgelenkt, der mir einen gefütterten Briefumschlag überreicht. Die Handschrift darauf erkenne ich sofort. Corvin. Zum Glück hat er keinen Absender genannt, daran hat er gedacht, schon wegen meiner Eltern. Fieberhaft überlege ich, wo ich den Brief lassen könnte. Alena beobachtet mich.
    »Ist nur was für meinen Vater«, sage ich schließlich und schiebe ihn zwischen die Schulsachen auf meinem Schreibtisch. »Gebe ich ihm, wenn er wieder da ist.«
    Danach widmen wir uns den Vorbereitungen für die Party, räumen die Wohnzimmermöbel zur Seite, schließen meinen MP3-Player an die Stereoanlage meiner Eltern an und räumen mein Zimmer auf; stellen Bier, Sekt und Cola kalt, legen im Bad frische Handtücher bereit und fegen den Balkon; in der Küche holen wir Geschirr und Besteck aus Schränken und Schubladen und platzieren alles so, dass auf der Arbeitsplatte noch genug Raum für das Buffet bleibt. Den Kuchen von meiner Mutter stellen wir schon hin, beschließen aber, ihn erst später anzuschneiden. Zum Schluss überprüfen wir, ob wir alle Zutaten für das Chili con Carne, das wir gleich zusammen kochen wollen, vorrätig haben.
    »Alles da«, stelle ich mit einem Blick ins Gemüsefach unseres Kühlschranks fest. »Gut, dass wir nicht noch einkaufen gehen müssen; samstags ist es im Supermarkt immer so voll.«
    Alena nickt. »Was ist mit dem Schlafzimmer?«, fragt sie und deutet auf die geschlossene Tür, die vom Korridor abgeht. »Müssen wir da noch irgendwas machen?«
    Verwundert sehe ich sie an. »Das Schlafzimmer ist tabu. Das ist die Privatsphäre meiner Eltern, da gehen wir nicht rein.«
    »Wieso, sie sind doch nicht da.« Alena hat schon die Klinke heruntergedrückt und betritt den Raum. »Auf jeder Party finden sich knutschende Pärchen, die mal ungestört sein wollen. Die finden das Zimmer, auch wenn du dich auf den Kopf stellst.«
    »Ich glaube nicht, dass meinen Eltern das recht ist«, werfe ich ein. »Ich finde es schon

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