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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gewesen, völlig unnötig – außer, es war einer von Louvains Männern gewesen, der ihn auf diese Weise hintergangen hatte. Louvain würde dafür bittere Vergeltung üben, und das würde erklären, warum Hodge umgebracht und nicht nur bewusstlos geschlagen worden war.
    Außerdem gab es noch die andere Möglichkeit, dass er von einem Mitglied der Mannschaft bei einer Streiterei umgebracht worden war, die gar nichts mit dem Diebstahl zu tun hatte.
    Wenn Monk herausfand, wer Goulds Partner gewesen war, konnte er vielleicht beweisen, ob der Mann an Bord der »Maude Idris« gegangen war. Gould erinnerte sich sicher an die Einzelheiten. Stoßzähne waren schwer und unhandlich. Sicher wusste er noch, wo sich sein Partner aufgehalten hatte. Auf dem Niedergang zum Laderaum kam man nicht aneinander vorbei, ohne es zu merken. Zudem musste er jedes Mal,
wenn er mit einem Stoßzahn nach oben kam oder wieder runterging, um den nächsten zu holen, an Hodges reglosem Körper vorbeigekommen sein. Die Frage war, ob Gould wirklich die Wahrheit sagte.
    Louvain würde das nicht gefallen, womöglich würde er sogar versuchen, Monk an weiteren Nachforschungen zu hindern, aber darum hatte Monk sich schon gekümmert. Er hatte nicht die Absicht, Hodges Mörder davonkommen zu lassen. Er hatte Hodge nicht gekannt, vielleicht hätte er ihn nicht einmal gemocht, aber das spielte keine Rolle. Je weniger sich andere darum scherten, desto wichtiger war es, dass ihm Gerechtigkeit widerfuhr.
    Er saß am Feuer und ihm wurde, ohne dass er es gemerkt hatte, fast zu heiß, als er plötzlich hörte, dass es an der Tür klopfte. Hester konnte es nicht sein, sie hatte einen Schlüssel. Ein neuer Mandant? Im Augenblick konnte er keinen annehmen, er würde warten müssen. Monk stand auf und ging zur Tür.
    Der Mann auf der Schwelle war hager und ziemlich gut gekleidet, aber seine Schuhe waren abgetragen. Sein schiefes, intelligentes Gesicht war von Müdigkeit gezeichnet, und neben ihm stand ein kleiner braunweißer Terrier. Monk würde ihm leider eine abschlägige Antwort geben müssen.
    Â»Mr. William Monk?«, fragte der Mann.
    Â»Ja.«
    Â»Ich habe eine Nachricht für Sie, Sir. Kann ich hereinkommen.«
    Monk war verdutzt und gleichermaßen besorgt. Wer sollte ihm auf diese Art eine Nachricht senden? »Was ist los?«, fragte er ein wenig schroff. »Eine Nachricht von wem?«
    Â»Von Mrs. Monk. Kann ich hereinkommen?« Der Mann strahlte eine gewisse Würde aus und hatte trotz seiner offensichtlich mangelnden Bildung ein sicheres Auftreten.
    Monk machte die Tür auf und trat zur Seite, damit der Fremde, gefolgt von dem Hund, ins Warme treten konnte. Dann schloss Monk die Tür und drehte sich zu ihm um.

    Â»Was gibt’s?« Jetzt hatte seine Stimme einen scharfen Ton, die Angst war ihm deutlich anzuhören. Warum sollte Hester ihm durch einen solchen Mann eine Nachricht schicken? Warum nicht einen Zettel, wenn sie aufgehalten wurde und ihn das wissen lassen wollte? »Wer sind Sie?«, wollte er wissen.
    Â»Sutton«, antwortete der Mann. »Ich bin Rattenfänger. Ich kenne Mrs. Monk inzwischen schon eine Weile.«
    Â»Was hat sie gesagt?«, schnitt Monk ihm das Wort ab. »Geht es ihr gut?«
    Â»Ja«, sagte Sutton ernst. »Sie arbeitet zu viel, wie meistens, aber es geht ihr gut.«
    Monk schaute ihn an. In seiner Miene und seinem Betragen war nichts, was seine wachsende Besorgnis beschwichtigt hätte.
    Â»Was ich Ihnen zu sagen habe, erfordert ein paar Minuten«, fuhr Sutton fort. »Sie sollten sich hinsetzen und mir zuhören. Sie können nichts tun, außer einen kühlen Kopf bewahren und den Mund halten.«
    Monk spürte plötzlich, dass ihm die Beine schwach wurden und Panik in ihm aufwallte. Er war froh, sich setzen zu können.
    Sutton ließ sich ihm gegenüber nieder. »Vielen Dank«, sagte er, als hätte Monk ihn aufgefordert, Platz zu nehmen. »Eine der Frauen, die in die Klinik gebracht wurden, ist heute gestorben. Als Miss Hester sie für den Leichenbestatter waschen wollte, hat sie gesehen, woran sie wirklich gestorben ist. Und das war nicht Lungenentzündung, wie sie angenommen hatte.« Er unterbrach sich, seine Augen waren umschattet, sein Gesicht sehr ernst.
    Monk zog die Schlussfolgerung, die ihm am vertrautesten war. »Ermordet?« Er beugte sich vor, um aufzustehen.

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