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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Dachgesimsen im Hof in der Portpool Lane standen. Sie ging auch zum Fleischer und kaufte alle großen Knochen, die er vorrätig hatte. Auch diese brachte sie zu den Männern mit den Hunden, vierschrötigen Gestalten mit breiten Gesichtern, kräftigen Beinen und ungerührten Augen.
    Am Abend nahm sie unhöflich kurzfristig eine Einladung zu einem Solokonzert an. Sie begleitete eine junge Frau, die eher eine Bekannte denn eine Freundin war, mit deren Eltern und Bruder. Es war eine peinliche Gesellschaft, aber sie war sich durchaus bewusst, dass der Erfolg des vorangegangenen Abends sich nicht oft wiederholen ließe. Sie hatte zwar eine erkleckliche Summe gesammelt, aber das Geld war bereits ausgegeben.
    Die Musik entsprach nicht unbedingt ihrem Geschmack, und ihre Gedanken kreisten nur darum, wie sie mehr Unterstützung bekommen konnte, möglicherweise sogar jemanden rekrutieren konnte, der ihr half. Sie ließ sich in eine Reihe kurzer,
unbefriedigender Gespräche hineinziehen und verlor schon den Mut, als sie während der zweiten Pause Sir Oliver entdeckte. Er stand bei einer Gruppe von Menschen, die in eine ernste Diskussion vertieft waren, offensichtlich in Begleitung eines Herrn mit stattlichen Ausmaßen und flaumigem grauem Haar. Sein Blick war jedoch auf Margaret gerichtet.
    Sie freute sich sehr darüber, sein Gesicht zu sehen und zu spüren, dass er sich ihrer Gegenwart ebenso bewusst war wie sie sich seiner. Plötzlich schienen die Lichter heller zu strahlen, und der Raum wurde wärmer. Sie wandte den Blick ab, lächelte in sich hinein und ging in seine Richtung.
    Zehn Minuten vergingen, bevor er sie seinem Gast vorstellen konnte, einem Mr. Huntley, der sowohl Mandant als auch ein guter Bekannter war. Mr. Huntley konnte mit jemand anderem ins Gespräch verwickelt werden, und dann war Margaret plötzlich allein mit Rathbone.
    Er betrachtete ihr Kleid, dessen Farbe auch heute mehr ins Auge fiel als normalerweise und dessen Schnitt ihr auffallend schmeichelte. Sie sah seiner Miene an, dass er sich nicht sicher war, ob es ihm gefiel. Es war ungewohnt an ihr, und die Veränderung irritierte ihn.
    Â»Sie sehen sehr gut aus«, bemerkte er und schaute ihr in die Augen, um zu sehen, ob hinter ihrer Antwort noch etwas anderes steckte.
    Nur zu gerne hätte sie ihm erzählt, welche Gedanken und Ängste sie umtrieben, aber sie hatte Sutton versprochen zu schweigen. Rathbone würde sich sehr um Hester sorgen. Es war fast eine Lüge, ihm nichts zu sagen, aber sie stand im Wort.
    Â»Mir geht es gut«, antwortete sie und erwiderte seinen Blick, jedoch ohne innere Aufrichtigkeit. Sie musste weitermachen. Es war unmöglich zu sagen, wie viel Zeit ihnen zum Reden blieb, denn bald würde die Musik wieder einsetzen, Huntley konnte zurückkehren, oder sie wurden von einem der vielen andern Gäste unterbrochen. »Aber ich bin sehr beschäftigt damit, genug Geld für die Klinik aufzutreiben.«

    Er runzelte leicht die Stirn. »Erfordert das wirklich so viel … so viel von Ihrer Zeit?« Er sagte »Zeit«, aber sie wusste, dass er vielmehr auf die Veränderung an ihr anspielte, die Zielstrebigkeit, mit der sie Kleider trug, die der Gesellschaft gefallen sollten und in denen sie auffallen wollte. Sie nahm an einer Festlichkeit teil, an der ihr nichts lag, und das wusste er. Das Vertraute an ihr entglitt ihm, und er war unglücklich. Wie gerne hätte sie ihm gesagt, warum es wichtiger war als alles andere, auch alles persönliche Glück.
    Â»Im Augenblick schon«, antwortete sie.
    Â»Warum? Was hat sich seit ein paar Tagen verändert?«, fragte er.
    Was sollte sie darauf antworten? Sie hatte die Frage erwartet, dennoch war sie nicht darauf vorbereitet. Was auch immer sie sagte, es konnte nur eine Lüge sein. Wenn sie es ihm hinterher erklärte, würde er sie verstehen, oder hätte er erwartet, dass sie ihm vertraute? Er war stets in die Angelegenheiten der Klinik verwickelt gewesen, er war stolz auf die Klinik und auf das, was dort geleistet wurde, und er hatte es verdient, dass man ihm vertraute. Aber sie hatte es dem Rattenfänger – und damit eigentlich Hester – versprochen.
    Er wartete mit wachsendem Unbehagen.
    Â»Wir sind nur knapp bei Kasse«, sagte sie. »Große Rechnungen wollen bezahlt werden.« Eine Ausflucht. Sie sah augenblicklich an seiner Miene, dass er das wusste. Sie war nicht gut

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