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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ertragen würde. Doch wenn er sie nicht fragte, hatte er schon verloren.
    Er nahm einen Hansom, um sie zu besuchen, und diesmal fiel es ihm noch schwerer, Mrs. Ballingers Aufmerksamkeiten taktvoll entgegenzunehmen. Er war viel zu aufgewühlt, um seine Gefühle ans Licht zu zerren. Er hatte keinen Funken Esprit mehr, mit dem er sich verteidigen konnte, und er fand es äußerst mühsam, ihre Fragen zu parieren. Er war erleichtert, dass Margaret altmodisch pünktlich war, tatsächlich war er ihr sogar zutiefst dankbar.

    Er bot ihr seinen Arm, wünschte Mrs. Ballinger einen guten Abend und eilte ein wenig schneller, als es sich geziemte, zu dem wartenden Hansom nach draußen.
    Â»Haben Sie noch etwas von Monk gehört?«, fragte Margaret, sobald er dem Kutscher Anweisungen gegeben hatte. »Was ist passiert? Weiß er etwas von Hester?«
    Â»Ja, ich habe ihn gesehen«, antwortete er. »Er kam gestern Morgen in meine Kanzlei, aber von der Portpool Lane hatte er nichts gehört. Ich weiß nicht mehr als Sie.«
    Sie stieß einen leisen enttäuschten Seufzer aus. »Wie ging es ihm?«
    Wie konnte er sie vor Schmerz schützen? Sie zu lieben und für sie zu sorgen war das Vorrecht, das auszuüben er sich für den Rest seines Lebens wünschte. Und damit fing er am besten gleich an, oder?
    Â»Er gibt sich große Mühe, Beweise zu finden, um Gould bei dem Prozess zu helfen«, antwortete er. »Der fängt morgen an.«
    Â»Sir Oliver!«, sagte sie einfach. »Behandeln Sie mich nicht so gönnerhaft! Ich habe Sie gefragt, weil ich die Wahrheit wissen will. Wenn es etwas Vertrauliches ist, das Sie mir nicht sagen können, dann genügt ein Wort, aber erzählen Sie mir nicht irgendwas, weil Sie glauben, es sei das, was ich zu hören wünsche. Wie geht es Monk?«
    Er fühlte sich mächtig zurechtgewiesen. »Er sieht schrecklich aus«, sagte er wahrheitsgemäß. »Ich habe noch nie jemanden so leiden sehen wie ihn im Augenblick. Und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll. Ich fühle mich, als würde ich mit verschränkten Armen dastehen und einem Mann beim Ertrinken zusehen.«
    Sie drehte sich halb um und sah ihm ins Gesicht. Die Lichter des vorbeifahrenden Verkehrs warfen wechselnde Schatten auf ihre Züge. »Danke«, sagte sie leise. »Das glaube ich. Und machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, dass Sie ihm nicht helfen können. Es gibt nicht viele Situationen, in denen Freundschaft nicht helfen kann, aber ich glaube, dies könnte eine sein.
Wir können nur unser Bestes tun und da sein, falls die Zeit kommt, in der wir etwas tun können.«
    Es gab keine Antwort, die der Situation gerecht geworden wäre, also schwieg er. Eine Art Frieden senkte sich auf sie herab. Rathbone dachte, welches Glück er doch hatte, dass er neben ihr sitzen konnte, und der Entschluss, sie zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle, wurde noch fester.
    Sie fuhren vor dem Haus ihrer Gastgeber vor und stiegen aus. Sie wurden willkommen geheißen, es waren bereits etwas über zwanzig Gäste da. Es war eine sehr formelle Angelegenheit, die Frauen trugen prächtige, reich bestickte Kleider, juwelenbesetzte Kämme und Diademe glitzerten in ihrem Haar, Diamanten funkelten an Ohrläppchen und auf blassen Dekolletees.
    Margaret trug sehr wenig Schmuck, nur eine einfache Perlenhalskette, und er war überrascht, dass so etwas Bescheidenes ihm so viel Vergnügen bereiten konnte. Sie strahlte eine Reinheit aus, die wie eine stille Feststellung ihres Wertes war.
    Innerhalb weniger Augenblicke waren sie in ein lebhaftes Gespräch verwickelt. Er war jahrelang zu solchen Feierlichkeiten gegangen, aber es war ihm noch nie so schwer gefallen, freundlich zu plaudern, ohne irgendetwas Bedeutungsvolles zu sagen. Er kannte verschiedene Menschen, mit denen er jedoch nicht in ein Gespräch verwickelt werden wollte, denn er wusste, dass er sich nicht konzentrieren konnte. Seine für gewöhnlich entspannte Haltung war ihm abhanden gekommen. Gefühle drohten, seine ruhige Fassade aufzubrechen, und es erforderte ständige Wachsamkeit, um sie zu verbergen. Er wollte Margaret vor den üblichen aufdringlichen Spekulationen schützen. Er hatte sich inzwischen mehrmals in ihrer Begleitung gezeigt, und es war unvermeidlich, dass etliche darauf warteten, dass er sich erklärte. Man beobachtete sie und hielt Ausschau nach Stolz,

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