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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Freundlichkeit, und sie schaute Pamela unerschrocken an. »Abgeschlossene Fälle bespricht er nicht mit mir«, antwortete sie.
    Rathbone schnappte nach Luft.
    Eine Sekunde herrschte vollkommenes Schweigen, zwei Sekunden. Als sie begriff, was Margaret gesagt hatte, wurde Pamela kreidebleich. Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie Mühe, die passende Antwort zu finden. Die Bemerkung war treffender gewesen, als Margaret wissen konnte, und sie konnte sie nicht parieren.
    Margaret wartete, sie machte keine Anstalten, ihr zu helfen.
    Â»Ãœber diesen Fall würde er sowieso nicht reden«, sagte Pamela schließlich. »Er spricht nicht gerne über Niederlagen, und diese war eine Katastrophe. Er hat ein Mitglied meiner Familie verteidigt, das einer Sache beschuldigt wurde, an der es nicht nur vollkommen unschuldig war, unter der es vielmehr litt.«
    Jetzt war auch Margarets Miene angespannt und blass. Sie hob sehr leicht die Augenbrauen. »Wirklich?«, sagte sie ungläubig. »Das muss äußerst belastend für Sie gewesen sein. Ich bewundere Ihren Mut, gegenüber einer Fremden so offen darüber zu sprechen.« Ihr Tonfall deutete an, dass sie es zudem äußerst indiskret fand.
    Â»Wir können doch keine Fremden sein, wenn wir so viel teilen«, antwortete Pamela mit zusammengebissenen Zähnen.
    Margaret hob das Kinn noch ein wenig höher. »Tun wir das? Das wusste ich noch nicht, aber ich bin entzückt, es zu erfahren. Dann werden Sie ebenso freudig wie ich wohltätige Werke unterstützen. Ich kümmere mich im Augenblick um eine Klinik in der Gegend um die Farringdon Road, die Kranke und Verletzte behandelt. Selbst ein paar Pfund würden reichen, um für Wärme und Medikamente zu sorgen, sodass die schlimmsten Fälle Zeit haben, sich ein wenig zu erholen. Ich
gebe Ihnen natürlich gerne einen Bericht, für was das Geld verwendet wurde.«
    Pamela sah verdutzt und besorgt aus. »Ich muss zugeben, Sie überraschen mich, Miss Ballinger. Ich habe nicht erwartet, dass Sie mich um Geld bitten würden!«
    Margaret gelang es, noch überraschter auszusehen. »Haben Sie sonst noch etwas anzubieten?«
    Rathbone spürte, dass sein Magen sich verkrampfte und sein Gesicht glühte, und doch hätte er am liebsten gelacht. Der ganze Abend entglitt ihm. Bei Pamelas Bruder hatte er tatsächlich versagt, nicht weil dieser verurteilt worden war, sondern weil er den Fall überhaupt übernommen hatte. Er hätte ihn überreden sollen, sich schuldig zu bekennen und das Geld zurückzuzahlen. Er hätte es gekonnt, die Mittel dazu hatte er. Rathbone hatte sich dem Druck der Familie gebeugt, und da er Pamela gern gehabt hatte, hatte er ihr nicht sagen wollen, dass ihr Bruder ein Dieb war. Er wollte nicht, dass Margaret das alles erfuhr.
    Â»Nichts, was ich Ihnen geben könnte, meine Liebe«, sagte Pamela eisig, und diesmal musste keine verborgene Andeutung gesucht werden.
    Margaret lächelte strahlend. »Ich bin so froh«, flüsterte sie und wandte sich ab, um davonzugehen. Pamela blieb vollkommen verdutzt stehen und hatte das Gefühl, ausgespielt worden zu sein, ohne genau zu wissen, wie.
    Rathbone war entzückt und ein wenig überrascht darüber, wie sehr er sich freute, dass Margaret sich so wirkungsvoll zur Wehr gesetzt hatte. Er holte sie zufrieden strahlend, ja fast stolz ein. Er nahm ihren Arm, aber sobald sie ein paar Meter gegangen waren, blieb sie stehen und sah ihn an. Jede Spur von Belustigung war aus ihrer Miene verschwunden.
    Â»Oliver, ich würde gerne kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Ich glaube, es gibt einen Wintergarten, würde es Ihnen etwas ausmachen, mich dorthin zu begleiten? Dort finden wir sicher ein ruhiges Eckchen.« Sie lächelte ein wenig befangen. »Ohne dass die Leute gleich die falschen Schlüsse ziehen.«

    Er fühlte sich merkwürdig niedergeschmettert. Er wollte nicht, dass sie die Führung übernahm, es war ein wenig unschicklich. Und doch hatte sie es getan, indem sie deutlich gemacht hatte, dass sie keine romantischen Absichten hegte. Er war enttäuscht. »Natürlich«, antwortete er und hörte die Kälte in seiner Stimme. Sicher hatte sie es auch gehört. »Hier entlang.«
    Es war ein phantastischer Raum, voller schmiedeeiserner Bögen und bis unters Dach mit exotischen Pflanzen gefüllt. Das Plätschern herabrieselnden Wassers war

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