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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Genüge getan worden, ohne dass die schreckliche Wahrheit ans Tageslicht kommen musste.
    Als ich Monk das letzte Mal gesehen habe, nach dem Prozess, wusste ich noch nicht, ob ich den Mut finden würde, diese Sachen selbst abzuliefern, sonst hätte ich Ihnen einen Brief von ihm mitgebracht. Aber Sie werden ohnehin wissen, was er geschrieben hätte.
    Meine Bewunderung für Sie war stets größer, als ich es Ihnen je gesagt habe, aber jetzt wächst sie ins Unermessliche. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie mich immer noch als Freund betrachteten.
    Stets der Ihre
Oliver.
    Sie lächelte, als sie den Brief zusammenfaltete und in ihre Tasche steckte, dann schaute sie auf und sah Margaret an. »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, sagte sie unendlich zufrieden.
    An dem Tag schrubbten sie alles, was ihnen in die Finger kam. Rathbone hatte wohlüberlegt auch Karbol eingekauft. Zur Abendbrotzeit waren sie erschöpft, aber alle Zimmer waren sauber, und überall breitete sich der scharfe, stechende
Karbolgeruch aus. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie das widerwärtig gefunden, doch jetzt standen sie in der Küche und atmeten ihn zufrieden ein.
    In der Nacht schliefen sie alle, bis auf Bessie, die ab und zu durch die Gänge ging und sich davon überzeugte, dass keine der Frauen schlechter dran war oder über neue Symptome klagte.
    Am Morgen herrschte frischer, harter Frost, und das Wintersonnenlicht war hell und klar. Es war der elfte November, zwanzig Tage waren vergangen, seit Clement Louvain Monk beauftragt hatte, sein Elfenbein zu finden und sich Hodges Leichnam anzusehen.
    Â»Sie haben sie besiegt!«, sagte Sutton mit einem breiten Lächeln. »Sie haben die Pest besiegt, Miss Hester. Ich bringe Sie nach Hause!«
    Â»Wir haben sie besiegt«, verbesserte sie ihn und erwiderte sein Lächeln. Sie hob unsicher die Hände, denn sie hätte ihn gerne berührt, ihm die Hand geschüttelt, irgendetwas. Dann warf sie alle Konventionen und sogar die Angst, ihn in Verlegenheit zu bringen, über den Haufen und tat, was ihr Herz ihr gebot. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn.
    Einen Augenblick war er wie erstarrt, dann erwiderte er ihre Umarmung, zuerst leicht, als könnte sie zerbrechen, dann fester, aus reiner Freude.
    Claudine kam herein, keuchte, wirbelte dann herum, um Flo zu umarmen, die hinter ihr stand, und stieß dabei fast mit Margaret zusammen.
    Jemand klopfte an die Tür, und Sutton ging hinüber und riss sie auf. Er blinzelte verdutzt, als er einen vornehm gekleideten Gentleman vor sich stehen sah, mit blondem Haar und einem langen, intelligenten Gesicht, das im Augenblick von überwältigenden Gefühlen gezeichnet war.
    Â»Oliver!«, rief Hester ungläubig.
    Rathbone sah fragend von einem zum anderen, bis sein Blick auf Margaret fiel.
    Â»Kommen Sie herein«, sagte Margaret. »Frühstücken Sie mit
uns. Es passt gerade gut.« Dann lächelte auch sie breit. »Wir haben sie besiegt!«
    Er zögerte keinen Augenblick, sondern trat ein, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich – ein einziges glückliches Durcheinander.
    Schließlich wandte er sich zu Hester um. »Sie waren seit etwa zwei Wochen nicht mehr zu Hause. Ich bringe Sie hin.« Es war keine Frage.
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, Oliver, aber ...«
    Â»Nein«, unterbrach er sie. »Margaret bleibt jetzt hier, Sie müssen nach Hause. Wenn schon nicht um Ihretwillen, dann um Monks willen.«
    Â»Ich gehe«, sagte sie sanft. »Sutton wird mich begleiten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er zögerte nur einen Augenblick. »Natürlich nicht«, antwortete er. »Mr. Sutton verdient die Ehre.«
    Also ging Hester an Suttons Seite nach Hause, er zog seinen Karren und lächelte unentwegt. Snoot saß aufrecht vorne in dem Gefährt, zitterte den ganzen Weg über vor Aufregung über all das Neue, was er sah, und die vielen Gerüche und die Aussicht, endlich wieder Ratten fangen zu dürfen.
    Sutton stellte den Karren in der Grafton Street ab und wandte sich Hester zu.
    Â»Danke«, sagte sie von ganzem Herzen. »Das Wort ist viel zu klein für das, was ich empfinde, aber ich weiß kein größeres.« Sie reichte ihm die Hand.
    Er nahm sie ein wenig unbeholfen. »Sie müssen mir nicht danken, Miss Hester. Zusammen haben wir gute Arbeit

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