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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wäre sie geschlagen worden.
    Â»Wenn sie tot ist, Miss Hester, müssen wir sie hier wegschaffen und anständig beerdigen.« Es war Sutton.
    Â»Ja, ich weiß.« Sie erhob sich. »Sie muss anständig beigesetzt werden.« Sie stellte es als Tatsache in den Raum. Sie hatte bereits
entschieden, niemandem zu sagen, was Mercy ihr anvertraut hatte. Für die anderen war Ruth Clark eine Prostituierte gewesen, die an Lungenentzündung gestorben war, mehr nicht.
    Â»Das wird sie, Miss Hester.« Sutton biss sich auf die Lippen. »Ich habe es den Männern gestern schon gesagt. Sie haben einen Platz. Aber wir müssen uns beeilen. Nicht weit von hier, vielleicht zweieinhalb Kilometer, ist ein frisches Grab ausgehoben worden. Es regnet Bindfäden, da sind nicht viele Leute auf der Straße. Flo holt eine von den dunklen Decken, dann können wir sie einwickeln. Aber wir haben keine Zeit zu trauern ... Es tut mir Leid.«
    Hesters Augen waren heiß und brannten vor unvergossenen Tränen, aber sie gehorchte. Als Flo mit der Decke kam, bestand sie darauf, Mercy selbst einzuwickeln. Dann trugen die drei sie hinunter zur Hintertür. Sutton packte sie an den Füßen, die beiden Frauen an den Schultern. Squeaky, Claudine und Margaret warteten mit gesenkten Köpfen und bleichen Gesichtern. Niemand sagte ein Wort. Margaret sah Hester fragend an.
    Hester schüttelte den Kopf. Sie wandte sich an Sutton. »Ich gehe mit.« Auch das formulierte sie als Tatsache.
    Â»Das können Sie nicht ...«, wollte er sagen, doch dann sah er den blinden Kummer in ihrem Gesicht. »Sie können jetzt nicht raus«, sagte er freundlich. »Sie haben die ganze Zeit durchgehalten ...«
    Â»Ich komme niemandem nahe«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ich gehe hinterher, allein.«
    Er schüttelte den Kopf, aber eher, weil er sich geschlagen gab, als um es ihr zu verwehren. In seinen Augen schwammen Tränen.
    Flo schniefte laut. »Vergessen Sie nicht, dass Sie für uns alle gehen! Und für diejenigen, die wir beerdigt haben, die niemanden haben, wo sie auch sind.«
    Â»Sprechen Sie ein Gebet für uns«, meinte Claudine.
    Hester nickte. »Selbstverständlich.« Und bevor noch jemand etwas sagen und ihr gänzlich das letzte bisschen Fassung rauben
konnte, machte sie die Tür auf. Sutton half ihnen, den Leichnam nach draußen in den Hof zu bringen und auf den Boden zu legen. »Kümmert euch um sie«, sagte er den Männern, als diese näher traten.
    Hester wartete, bis sie fast die Straße erreicht hatten, dann zog sie sich ihren Schal über den Kopf und folgte ihnen im strömenden Regen, Suttons Mantel um die Schultern gelegt. Sie wartete unter dem Torbogen, als die Männer unter der Straßenlaterne über den Bürgersteig gingen und den Leichnam vorsichtig in den Karren des Rattenfängers legten. Ein Mann griff nach der Deichsel und fing an zu ziehen, sein Hund neben ihm, der andere schob von hinten, auch er von seinem Hund begleitet.
    Hester ging in einem Abstand von etwa sechs Metern hinter ihnen her. Sie wussten, dass sie mitkam, und gingen vielleicht ein wenig langsamer, damit sie Schritt halten konnte. Wortlos bewegten sie sich durch die feuchte Nacht, warfen aber ab und zu einen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, dass sie noch da war.
    In Gedanken war Hester bei den anderen Frauen, die auf diese Weise beerdigt worden waren, heimlich und unbetrauert. Wer immer sie geliebt hatte, er würde nie erfahren, wo sie jetzt waren, ganz zu schweigen davon, dass jemand ihnen den letzten Dienst erwiesen hatte.
    Der Regen ging in Schneeregen über, der durch die hellen Kegel unter den Straßenlaternen trieb und dann wieder im Dunkeln verschwand. Hester zog Suttons Mantel enger um ihre Schultern.
    Die Männer hielten ohne Vorwarnung an, und auch Hester blieb sechs Meter entfernt stehen, während die beiden Männer den Leichnam aus dem Karren hoben und, geführt von den Blendlaternen, sehr langsam durch das Friedhofstor trugen. Hester wartete, bis sie fast außer Sichtweite waren, bevor sie ihnen über die Pfade zwischen den Grabreihen folgte.
    Eine dünne Gestalt ragte vor ihr auf, sie stand neben dem
Erdhügel eines neuen Grabs, das für den nächsten Morgen ausgehoben worden war. Der frische Aushub, den sie aus dem Grab geworfen hatten, um das Grab noch etwas tiefer zu machen, war in der Dunkelheit kaum

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