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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unerwartet weiße Zähne entblößte.
    Â»Vertraue niemandem«, antwortete er, ihr Lächeln erwidernd.
    Er spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte, vielleicht eine Spur Anerkennung. »Setzen Sie sich«, forderte sie ihn auf.
    Ihm war unbehaglich zumute, aber er tat, wie ihm geheißen.
    Sie warf einen weiteren Blick auf die Uhr. »Machen Sie sie auf«, befahl sie ihm.
    Er gehorchte ihr und drehte die Uhr so, damit sie sie mustern konnte, behielt sie aber fest in der Hand.
    Â»Hübsch«, sagte sie. »Wie viele?«

    Â»Ungefähr ein Dutzend«, antwortete er.
    Â»Ungefähr?«, fragte sie. »Können Sie nicht zählen?«
    Â»Kommt auf Ihr Angebot an.« Er machte Ausflüchte.
    Sie lachte glucksend, es klang wie das Lachen eines kleinen Mädchens.
    Â»Wollen Sie sie?«
    Â»Ich mag Sie«, sagte sie frei heraus. »Wir können Geschäfte machen.«
    Â»Wie viel?«
    Sie dachte ein paar Sekunden nach, betrachtete sein Gesicht, obwohl sie den Anschein erweckte, als tue sie es jetzt mehr um des Vergnügens willen, als um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    Monk wollte zur Sache kommen und dann gehen. »Ich habe einen Kunden, der nach Elfenbein sucht«, sagte er zusammenhanglos. »Haben Sie in der Hinsicht einen Rat?«
    Â»Ich will mich erkundigen«, sagte sie flüsternd und unerwartet freundlich. »Kommen Sie in zwei Tagen wieder. Und bringen Sie mir ein paar von den Uhren, ich bezahle Sie gut.«
    Â»Wie viel?«, fragte er. Sie erwartete sicher, dass er feilschte, und Callandras Uhr hatte bestimmt mindestens dreißig Pfund gekostet.
    Â»Wie die? Zwölf Pfund zehn«, antwortete sie.
    Â»Zwölf Pfund zehn!«, sagte er entsetzt. »Sie ist mehr als das Doppelte wert! Zwanzig, mindestens.«
    Sie dachte einen Augenblick nach und betrachtete ihn durch die Wimpern. »Fünfzehn«, bot sie.
    Â»Zwanzig?« Er konnte es sich nicht leisten, sie zu verlieren oder den Eindruck zu erwecken, zu schnell nachzugeben.
    Diesmal überlegte sie länger.
    Monk spürte, wie ihm in dem warmen Zimmer der Schweiß ausbrach. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte sich von seiner Verzweiflung dazu drängen lassen, zu weit zu gehen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Â»Siebzehn«, sagte sie schließlich.

    Â»Einverstanden«, murmelte er mit trockenem Mund. Er wollte nur aus diesem stickigen Haus entkommen und draußen auf der Straße sein, allein, um nachzudenken, wie er da wieder herauskam und trotzdem alle Informationen bekam, die Little Lil ihm geben konnte. »Vielen Dank.« Er neigte leicht den Kopf und sah die Anerkennung und ein leichtes Schimmern von Genugtuung in ihrer Miene. Sie mochte ihn. Er verachtete sich dafür, dass er darauf spekulierte, und wusste doch gleichzeitig, dass er keine Wahl hatte.
    Auf der Straße war er kaum aus dem kreisrunden Lampenlicht heraus, als Scuff aus der Dunkelheit auftauchte.
    Â»Haben Sie was bekommen?«, fragte er begierig.
    Monk fluchte leise.
    Scuff kicherte zufrieden. »Sie mag Sie, nicht wahr?«, fragte er.
    Monk verstand, dass Scuff es gewissermaßen erwartet hatte, und er wollte ihm dafür, dass er ihn in eine derart peinliche Situation gebracht hatte, eine hinters Ohr geben, aber Scuff duckte sich zur Seite, und Monks Hand verfehlte ihr Ziel. Nicht, dass er ihm wirklich wehgetan hätte, er lachte immer noch.
    Sie erreichten die Hauptstraße, die parallel zu den Docks verlief, und traten in das hellere Licht. Monk drehte sich noch einmal zu Scuff um und musste feststellen, dass der verschwunden war. Vor sich sah er einen Schatten, an einem dunklen Jackett schimmerte eine Reihe Knöpfe. Ein bekannter, Vertrauen erweckender Anblick.
    Â»Hat seine fünf Sinne besser beisammen als Sie, Mr. Monk«, bemerkte der Mann.
    Monk erstarrte. Der Mann gehörte zur Wasserpolizei, Monk war sich ganz sicher. Mehr noch als die Uniform verriet ihn seine ruhige Autorität, das Gefühl von Stolz auf seinen Beruf. Er musste weder drohen noch die Stimme erheben. Er war das Gesetz, und er begriff dessen Wert. Besäße Monk doch nur die gleiche Würde, die Kameradschaft all der anderen gelassenen
Männer, die am Fluss für Ruhe und Ordnung sorgten. Plötzlich fand er seine Einsamkeit unerträglich.
    Â»Sie sind mir gegenüber im Vorteil«, sagte er steif, mit mehr Höflichkeit als notwendig.
    Â»Durban«, antwortete der Mann.

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