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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hielt er davon streng getrennt.
    Andererseits, hätte irgendjemand ihm vor ein paar Monaten den Plan auseinander gesetzt, mit dem Hester die Umwandlung von Squeaky Robinsons Etablissement in eine Klinik erreichen würde, wäre er entsetzt gewesen. Weit davon entfernt, sich daran zu beteiligen oder ihnen in irgendeiner Weise behilflich zu sein, hätte er mit seinem Gewissen gerungen, ob er sie nicht bei der Polizei anzeigen sollte.
    Selbst jetzt noch, da er isoliert von dem Lärm und der Geschäftigkeit des anonymen Verkehrs draußen allein im Dunkeln saß, errötete er bei dem Gedanken daran. Außer Hester, Margaret, Squeaky Robinson und vielleicht noch Monk wusste niemand, was sich abgespielt hatte. Aber es hatte eine hehre Art von Gerechtigkeit darin gelegen! Er merkte nicht, dass er lächelte, als er sich Squeakys Miene in Erinnerung rief, sein Entsetzen darüber, dass er so dermaßen brillant und vollständig ausmanövriert worden war. Und es war Rathbone gewesen, und nicht etwa Hester, der ihm das Ultimatum gestellt und ihn so in Bedrängnis gebracht hatte, dass er nicht entkommen konnte. Es war äußerst befriedigend gewesen, auch wenn er zutiefst empört darüber war, dass er sich in eine solche Angelegenheit
hatte hineinziehen lassen. Würde einer seiner Kollegen je davon erfahren, müsste er sich schämen. Und doch war er insgeheim auch stolz darauf. Das war überhaupt das Bemerkenswerteste, Unbegreiflichste. Wie er sich verändert hatte! Er hatte nichts mehr mit dem Mann gemein, der er noch vor wenigen Monaten gewesen war.
    Schon trafen sie beim Haus der Ballingers ein, und der Hansom fuhr vor. Aber Rathbone war noch nicht bereit, er hatte sich noch kein Gesprächsthema für Mrs. Ballinger zurechtgelegt. Frauen wie ihr war er schon zahllose Male begegnet. Schließlich war er ein äußerst akzeptabler Anwalt, und sie hatte eine unverheiratete Tochter. Ihr Ehrgeiz war so unverhüllt, dass er jenseits aller Peinlichkeit lag. Nicht dass es irgendeine Matrone der Londoner Gesellschaft gegeben hätte, deren Ambitionen sich von den ihren unterscheiden würden, also war es wirklich nicht nötig, sie zu verhehlen oder hinter einer Maske der Schicklichkeit zu verbergen.
    Als er aus der Kutsche auf den glänzenden Bürgersteig trat und die kalte Luft auf dem Gesicht spürte, erinnerte sich Rathbone daran, wie wütend er um Margarets willen gewesen war, als sie sich kennen gelernt hatten. Es war auf einem Gesellschaftsball gewesen, und Mrs. Ballinger hatte Margarets Tugenden in einem Grad gepriesen, der diese dermaßen demütigte, dass sie sich beinahe geweigert hätte, mit ihm zu tanzen, als Rathbone sie darum bat. Er erinnerte sich jetzt noch an ihre steife Unterhaltung, während sie durch den Saal gewirbelt waren, die Köpfe hoch erhoben, die Füße in perfektem Rhythmus, als Worte nicht mehr waren als die banalen Höflichkeiten, die auch andere Tänzer murmelnd austauschten. Er wusste nicht mehr, was er gesagt hatte, aber er sah immer noch ihre Augen vor sich, von einem dunklen Graublau und dermaßen kühl und wütend, voller Kränkung, vorgeführt zu werden wie ein Stück Ware, das übermäßig angepriesen wurde, um es schnell an den Mann zu bringen. Er war um ihretwillen zornig geworden.

    Er trat die Stufen hinauf und betätigte die Türglocke. Einen Augenblick später öffnete der Diener die Tür und führte ihn durch die Halle in den üppigen dunklen Salon, wo Mrs. Ballinger auf ihn wartete.
    Â»Guten Abend, Sir Oliver«, sagte sie mit weniger Begeisterung als bei früheren Begegnungen, da er ihre Erwartungen bezüglich ihrer Tochter nicht erfüllt hatte, obwohl er mehr als eine passende Gelegenheit dazu gehabt hatte. Dennoch war ein Strahlen in ihren Augen, eine beharrliche Konzentration. Sie verlor ihr Ziel nie aus den Augen.
    Â»Guten Abend, Mrs. Ballinger«, antwortete er mit einem Lächeln. »Wie geht es Ihnen?«
    Â»Ich erfreue mich ausgezeichneter Gesundheit, vielen Dank«, antwortete sie. »Ich bin in der Beziehung sehr glücklich, wofür ich Gott jeden Tag danke. Ich sehe Freunde und Bekannte um mich herum, die an dieser und jener Malaise leiden.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »So ermüdend, denke ich immer, nicht wahr? Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit, Erschöpfung, ja sogar Herzrasen. Solche Schwierigkeiten, finden Sie nicht?«
    Er wollte

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