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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Aber ich bin sicher, ihr weiches Herz ehrt Miss …«, sagte Walter eilig.
    Margaret würde sich nicht mundtot machen lassen. »Ich arbeite in einer Klinik in der Portpool Lane, die sich speziell um die armen Frauen in der Gegend kümmert, und wir brauchen ständig Geld. Selbst die kleinste Spende würde für Lebensmittel oder ein wenig Kohle reichen. Medikamente können teuer sein, aber Essig und Lauge sind billig.«
    Walter hakte an dem einen Punkt nach, den er nicht verstanden hatte und bei dem er glaubte, sich auf eine Diskussion einlassen zu können. »Sicher ist Essig nicht nötig, Miss Ballinger.
Können Sie ihnen nicht einfacheres Essen geben? Wenn sie krank sind, Haferschleim oder etwas Ähnliches?«
    Rathbone merkte, dass Margaret zögerte, und wusste, dass sie in diesem Augenblick ihren Unmut zügelte. Hesters Antwort wäre so spitz ausgefallen, dass Walter sich noch wochenlang an den Schmerz erinnert hätte. Erleichtert darüber, dass Margaret ein sanfteres Naturell besaß, atmete Rathbone aus und lächelte, ohne es zu merken.
    Â»Der Essig dient nicht als Nahrungsmittel«, antwortete Margaret und zwang sich, mit sanfter Stimme zu sprechen. »Wir brauchen ihn zum Saubermachen. Wir geben den Leuten sehr viel Haferschleim und denen, die ein wenig besser dran sind oder die verletzt sind und nicht krank, auch Hafergrütze.«
    Walter war völlig aus der Fassung gebracht. »Verletzt?«
    Â»Ja. Frauen sind oft in Unfälle oder Überfälle verwickelt. Wir tun für sie, was wir können.«
    Seine Miene verriet tiefe Abscheu. »Wirklich? Wie … äußerst unerfreulich. Ich ziehe es vor, meine Spende denen zu geben, die das Licht des Christentums den armen Seelen bringen, die noch nicht die Gelegenheit hatten, sie zurückzuweisen! Man darf kostbare Mittel nicht vergeuden.« Er neigte den Kopf, als wollte er sich verabschieden.
    Margaret erstarrte.
    Rathbone legte ihr die Hand auf den Arm und drückte sie ein wenig, um sie zu warnen, lieber auf eine Antwort zu verzichten.
    Â»Ich weiß«, flüsterte sie. Und sobald Walter sich zu einer anderen Gruppe gesellt hatte, wo er nicht mit so unerfreulichen Dingen konfrontiert werden würde, fügte sie hinzu: »Ich würde ihm nur allzu gerne sagen, was ich glaube, aber es würde all unsere zukünftigen Aussichten auf Hilfe zunichte machen. Machen Sie sich keine Sorgen, ich beiße mir auf die Zunge.« Aber sie lächelte nicht und wandte sich auch nicht zu ihm um.
    Bei ihrem nächsten Versuch ging es ein wenig besser. Sie waren
in ein höfliches, aber oberflächliches Gespräch mit Mr. und Mrs. Taverner, Lady Hordern und dem Ehrenwerten John Wills verwickelt.
    Â»Was für ein wundervoller Mann«, sagte Lady Hordern begeistert über einen Arzt in Afrika. »Bereit, sein Leben zu opfern, um Körper und Seelen von Menschen zu retten, die er nicht einmal kennt. Wahrlich christlich.«
    Â»Die meisten Ärzte retten Menschen, die sie nicht kennen«, führte Rathbone aus.
    Lady Hordern schaute ein wenig bestürzt drein.
    Â»Zumindest wissen sie, wer sie sind!«, meinte Wills. »Und natürlich werden sie dafür bezahlt.«
    Â»Manchmal«, sagte Rathbone. »In Wohltätigkeitseinrichtungen nicht.«
    Â»Der Arzt muss nur wissen, dass sie krank sind und in Not«, ergänzte Margaret mit einem Lächeln.
    Â»Ganz recht!«, stimmte Wills ihr zu, als spräche sie ihm aus der Seele.
    Rathbone verbarg ein Lächeln. »Ich glaube, was Miss Ballinger meint, ist, dass wir auch für andere gute Werke großzügig spenden sollten.«
    Lady Hordern blinzelte. »Wessen gute Werke?«
    Â»Ich dachte an diejenigen, die an solchen Orten arbeiten wie die Klinik, die von meiner Freundin, Mrs. Monk, geleitet wird. Sie behandelt Menschen hier in London«, antwortete Margaret.
    Â»Aber wir haben Krankenhäuser«, wandte Mr. Taverner ein. »Und wir sind bereits Christen. Das ist etwas ganz anderes, wissen Sie.«
    Margaret biss sich auf die Lippen. »Es ist ein großer Unterschied, etwas von Christus gehört zu haben oder ein Christ zu sein.«
    Â»Ja, anzunehmen.« Er war offenkundig nicht ganz überzeugt.
    Margaret witterte eine Chance. »Sicher ist doch eine Seele genauso wertvoll wie die andere? Und die Seelen in unserer eigenen
Gemeinschaft zu retten kann wunderbare Auswirkungen auf uns alle

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