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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sie erwartete jedoch, dass es der Frau, die Louvain gebracht hatte, schlechter ging, fürchtete sogar, dass sie zu denjenigen gehörte, für die sie nicht mehr tun konnten, als ihnen in ihren letzten Stunden so viel Trost zu geben wie möglich. Zumindest mussten sie nicht einsam sterben.
    Â»Aber wir haben ein Dutzend hier, und es gibt jede Menge Wäsche zu waschen«, antwortete Bessie. »Ich war die ganze Nacht mit dieser Clark-Frau auf. Man kann nicht viel für sie tun, außer kalte Wickel, wie Sie gesagt haben, aber es scheint zu helfen. Sie sieht immer noch aus, als sollte der Leichenbestatter
sich um sie kümmern, aber das Fieber ist nicht mehr so hoch, also ist sie wohl auf dem Weg der Besserung. Meine Güte, hat die ein Temperament! Der Name Ruth ist viel zu gut für sie. Wenn’s an mir läge, ich würde sie Mona nennen.«
    Hester lächelte. »Ich nehme an, sie wurde getauft, lange bevor sie sprechen konnte.«
    Â»Eine Schande, dass wir sie nicht in den Zustand zurückversetzen können«, murrte Bessie.
    Â»Sie ent-taufen?«
    Â»Nein … nur dass sie den Mund hält!«
    Â»Beenden Sie Ihr Frühstück und gönnen Sie sich ’ne Mütze Schlaf«, sagte Hester. »Ich mache die Wäsche.«
    Â»Das schaffen Sie nicht allein!«
    Â»Muss ich auch nicht, Margaret kommt später noch. Ich fange nur schon mal an.«
    Â»Ja? Und wer soll Ihnen das Wasser holen?«, fragte Bessie.
    Hesters Lächeln wurde breiter. »Squeaky. Wird ihm gut tun. Ein bisschen frische Luft und Bewegung.«
    Bessie lachte. »Dann sagen Sie ihm, wenn er zetert, komme ich und gebe ihm eins mit der Pfanne über den Kopf!«
    Als Hester zehn Minuten später mit Squeaky sprach, war er entsetzt.
    Â»Ich?«, sagte er ungläubig. »Ich bin Buchhalter! Ich hole kein Wasser!«
    Â»O doch«, sagte sie und reichte ihm zwei Kübel.
    Â»Aber man muss zehnmal laufen, um den verdammten Kessel zu füllen!«, sagte er wütend.
    Â»Mindestens«, meinte sie. »Und weitere zehn Mal für den zweiten Kessel, also sollten Sie besser schon mal anfangen. Wir müssen heute waschen, damit die Sachen bis morgen oder spätestens übermorgen wieder trocken sind.«
    Â»Ich bin kein verfluchter Wasserträger!« Er stand da wie angewurzelt, die Empörung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Â»Gut, dann hole ich das Wasser«, sagte Hester. »Und Sie beziehen
die Betten. Denken Sie dran, die Laken glatt und stramm zu ziehen und nur die Enden einzustecken. Sie müssen um die kranken Frauen herumarbeiten, aber ich nehme an, Sie wissen, wie man das macht. Dann können Sie Lauge und Pottasche mischen und …«
    Â»Schon gut!«, sagte er wütend. »Ich hole das Wasser. Ich gebe mich doch nicht mit kranken Frauen ab, die im Bett liegen!«
    Â»Sind Sie nicht ein bisschen prüde für einen Bordellbesitzer?«, fragte sie spöttisch.
    Er warf ihr einen mürrischen Blick zu, nahm die zwei Kübel und stürmte hinaus.
    Hester lächelte in sich hinein und ging mit einem Stapel sauberer Laken und Bettbezüge nach oben, um die Betten frisch zu beziehen. Bei Fieber schwitzte man, und es war unvermeidlich, dass das Leinen schnell schmutzig wurde.
    Sie fing bei dem Mädchen an, das völlig erschöpft zu ihnen gekommen war und dem es bereits so viel besser ging, dass man es heute oder morgen wieder entlassen konnte.
    Â»Ich helfe Ihnen«, bot sie sofort an, drehte sich zur Seite und stand auf. Sie hielt sich mit einer Hand am Bettpfosten fest, wickelte sich einen Schal um die Schultern und machte sich an die Arbeit.
    Hester ließ sie gewähren, denn die Arbeit ging zu zweit sehr viel leichter von der Hand. Sie wechselten die Laken auf diesem Bett und gingen dann ins nächste Zimmer, wo die Frau lag, die eine schwere Blutstauung hatte. Sie fieberte, und es ging ihr ziemlich schlecht. Sie nahmen die feuchten, zerknitterten Laken von ihrem Bett, halfen ihr, sich ein wenig zu drehen, und legten frische Laken auf. Es war eine schwierige Angelegenheit, und als die Frau am Ende schwindlig und nach Luft schnappend wieder in die Kissen sank, waren Hester und das Mädchen froh, einen Augenblick verschnaufen zu können.
    Hester half der kranken Frau, ein paar Schlucke Wasser aus dem Becher auf dem Tisch zu nehmen, das heiß gewesen, inzwischen aber nur noch lauwarm war. Dann ließen sie sie

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