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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unverwundbar. Sie strahlte eine Reinheit aus, die ihn anzog wie ein Licht am sich verdunkelnden Himmel. Er hätte sie um jeden Preis verteidigt, weil er keinen Gedanken an sich selbst verschwenden, sondern nur das bewahren wollen würde, was nicht verloren gehen durfte.
    Um sie herum brandete der Applaus auf, und er stimmte ein. Beeindrucktes Gemurmel wurde laut.
    Der Künstler verbeugte sich, dankte und zog sich zurück. Für ihn war das Spiel der Zweck und die Erfüllung. Er brauchte das Lob nicht und wollte sich sicher nicht in noch so wohlmeinendes Geplauder verwickeln lassen.
    Lady Craven nahm den Platz des Künstlers ein und trug ihre Bitte um großzügige Spenden für die medizinische Versorgung und die Christianisierung in Afrika vor. Man applaudierte ihr.
    Rathbone spürte Margaret neben sich und glaubte sicher zu wissen, was sie dachte.
    Die Leute schlenderten umher. Natürlich würde niemand etwas so Geschmackloses tun, wie die Hand in die Tasche zu stecken und Geld herauszuziehen, aber es wurden Versprechungen gemacht, Bankiers wurden benachrichtigt, und morgen früh würden Diener dringende Botengänge zu erledigen
haben. Geld würde den Besitzer wechseln. Kreditbriefe würden auf Konten in London oder Afrika oder in beiden Orten gesandt werden.
    Margaret war sehr still, sie beteiligte sich kaum an dem Gespräch um sie herum.
    Â»Eine sehr achtbare Sache«, sagte Mrs. Thwaite glücklich und griff nach den Diamanten an ihrem Hals. Sie war eine füllige, hübsche Frau, die in ihrer Jugend bezaubernd gewesen sein musste. »Wir sind so vom Glück gesegnet, dass ich immer finde, wir sollten großzügig geben, nicht wahr?«
    Ihr Mann stimmte ihr zu, obwohl er ihr gar nicht zuzuhören schien. Er langweilte sich dermaßen, dass seine Augen ganz glasig wurden.
    Â»Durchaus«, sagte eine große Dame in Grün salbungsvoll. »Es ist nicht weniger als unsere Pflicht.«
    Â»Ich denke, unsere Enkelkinder werden es zukünftig als unsere größte Errungenschaft betrachten, dass wir das Christentum und die Reinlichkeit auf den Schwarzen Kontinent gebracht haben«, sagte ein anderer Gentleman voller Überzeugung.
    Â»Falls uns das gelingen würde, wäre dem sicher so«, warf Rathbone ein. »Solange wir dabei nicht riskieren, unsere eigene zu verlieren.« Er hätte sich auf die Zunge beißen können. Genau so etwas hätte auch Hester gesagt.
    Einen Augenblick schwiegen alle entsetzt.
    Â»Verzeihung?« Die Frau in Grün zog die Augenbrauen so hoch, dass ihre Stirn fast verschwand.
    Â»Vielleicht möchten Sie noch einen Drink, Mr. …« Der gelangweilte Ehemann erwachte plötzlich zum Leben. »Vielleicht doch lieber nicht«, fügte er mit Bedacht hinzu.
    Â»Rathbone«, ergänzte Rathbone. »Sir Oliver. Ich bin entzückt, Sie kennen zu lernen, aber noch einen Drink kann ich erst nehmen, wenn ich bereits einen hatte. Ich denke, Champagner wäre ausgezeichnet. Und auch einen für Miss Ballinger, wenn Sie so freundlich wären, einen Diener herbeizuwinken.
Vielen Dank. Ich erwähne den Verlust dieser großartigen Wohltätigkeit, weil wir auch hier zu Hause eine große Anzahl karitativer Einrichtungen haben, die unsere Unterstützung brauchen. Bedauerlicherweise sind Krankheiten nicht auf Afrika beschränkt.«
    Â»Krankheiten?« Der gelangweilte Ehemann dirigierte den Diener zu Rathbone, der ein Glas Champagner für Margaret nahm und dann eines für sich selbst. »Was für Krankheiten?«, hakte er nach.
    Â»Lungenentzündung«, ergänzte Margaret und nutzte die Eröffnung, die Rathbone ihr gegeben hatte. »Und natürlich Tuberkulose, Rachitis, gelegentlich auch Cholera oder Typhus und schrecklich häufig Bronchitis.«
    Rathbone stieß die Luft aus. Er hatte nicht gemerkt, dass er sie angehalten hatte, aus Furcht, sie werde auch Syphilis mit aufzählen.
    Der gelangweilte Ehemann sah verdutzt aus. »Aber wir haben Krankenhäuser, meine liebe Miss …«
    Â»Ballinger«, sagte Margaret mit einem, wie Rathbone wusste, gezwungenen Lächeln. »Unglücklicherweise nicht genug, und zu viele Arme haben nicht die finanziellen Mittel, sie sich leisten zu können.«
    Die hübsche Frau sah besorgt aus. »Ich dachte, dafür gäbe es Wohltätigkeitseinrichtungen. Ist das nicht so, Walter?«
    Â»Natürlich, meine Liebe.

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