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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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haben.«
    Â»Retten?«, fragte seine Frau misstrauisch. »Wovor, Miss Ballinger?«
    Rathbone spürte, wie angespannt Margarets Arm war, und hörte, wie sie Luft holte. Würde sie einen taktischen Fehler begehen?
    Â»Vor eines Christen unwertem Verhalten«, antwortete Margaret freundlich.
    Rathbone atmete erleichtert seufzend aus.
    Lady Horderns blasse Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Sprechen Sie von dem Ort, an dem Straßenmädchen geholfen wird?«, fragte sie ungläubig. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie um Geld bitten um … Prostituierten zu helfen?«
    Mr. Taverner errötete leicht, ob aus Zorn oder Verlegenheit war jedoch unmöglich zu sagen.
    Â»Ich glaube, dass sie sich größtenteils selbst helfen, Lady Hordern«, warf Rathbone ein und hörte im Geiste Hesters Stimme, als hätte sie ihm die Worte vorgesagt. »Was, wie ich mir einbilde, der Kern des Problems ist. Die Klinik, von der Sie sprechen, hilft Frauen, die verletzt oder krank sind und daher ihrer gewöhnlichen Beschäftigung nicht nachgehen können.«
    Â»Was nur inständig zu wünschen ist!«, stieß Mrs. Taverner hervor.
    Â»Wirklich?«, fragte Rathbone unschuldig. »Ich schätze das Gewerbe nicht hoch, ebenso wenig wie die Tatsache, dass viele Männer es regelmäßig in Anspruch nehmen, aber ich glaube nicht, dass seine Abschaffung eine praktikable Lösung wäre. Solange es solche Menschen gibt, schickt es sich für uns, ihre Krankheiten so wirkungsvoll wie möglich zu behandeln.«
    Â»Ich finde Ihre Meinung außerordentlich, Sir Oliver«, antwortete Mrs. Taverner eisig. »Insbesondere, da Sie sie vor Miss Ballinger äußern, die schließlich unverheiratet ist und die Sie, wie ich annehme, als Dame betrachten?«

    Zu seiner Verwunderung machte die Äußerung Rathbone nicht wütend, er empfand vielmehr plötzlich großen Stolz. »Miss Ballinger arbeitet in dieser Klinik«, sagte er deutlich. Er hätte es gerne noch einmal gesagt, lauter, damit alle es hörten. »Sie weiß mehr über das Leben dieser Frauen als wir alle zusammen. Sie kennt die Schläge und Stichverletzungen, die sie erleiden, die Entbehrung durch unzureichendes Essen und schlechte Behausungen und Krankheiten.«
    Mrs. Taverner war zutiefst schockiert und beleidigt.
    Â»Der Unterschied …«, sagte Rathbone zum Schluss und staunte über die Leidenschaft in seinen Worten, »… der Unterschied ist der, dass sie beschlossen hat, etwas zu tun, um zu helfen, und wir müssen sie dabei nur unterstützen.« Er spürte den Griff von Margarets Hand fest auf seinem Arm und war lächerlich stolz.
    Â»Ich ziehe es vor, die Spenden, die ich leiste, achtbareren Einrichtungen zu widmen«, sagte Lady Hordern steif.
    Â»Sind die Afrikaner achtbarer?«, fragte Rathbone.
    Â»Sie sind unschuldiger!«, gab sie zurück. »Ich nehme an, das bezweifeln Sie nicht?«
    Â»Da ich nicht mit ihnen bekannt bin, kann ich das nicht«, antwortete er.
    Wills zog sein Taschentuch aus der Tasche und vergrub das Gesicht darin. Seine Schultern zuckten, offensichtlich wurde er von einem unkontrollierbaren Lachanfall geschüttelt.
    Lady Hordern blickte Margaret unverwandt an. »Ich kann nur annehmen, Miss Ballinger, dass Ihre Mutter nichts von Ihren gegenwärtigen Neigungen weiß, sowohl von den persönlichen«  – sie warf einen kurzen Blick auf Rathborne – »als auch von den beruflichen. Ich denke, im Interesse Ihrer Zukunft wäre es ein Freundschaftsdienst, sie in Kenntnis zu setzen. Ich möchte nicht, dass Sie mehr leiden, als bereits unvermeidlich ist. Ich werde sie morgen früh aufsuchen.« Und damit schwebte sie, umgeben vom Rascheln ihrer steifen Taftröcke, von dannen.

    Mr. Taverner war immer noch scharlachrot im Gesicht. Mrs. Taverner wünschte einen guten Abend, wandte sich ab und überließ es ihrem Mann, ihr zu folgen.
    Â»Sie sind ja noch schlimmer als Hester!«, sagte Margaret mit zusammengebissenen Zähnen, aber es war kein Lachen, was sie unterdrückte, sondern Angst. Wenn ihre Mutter einschritt, würde es sehr schwer werden, Rathbone zu treffen, und vielleicht unmöglich, in der Klinik zu arbeiten. Sie hatte keine Mittel, nicht einmal ein eigenes Zuhause außer dem ihrer Eltern.
    Er blickte sie an und bemerkte die Veränderung, die in ihr vorgegangen war.

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