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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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allein
und gingen ins nächste Zimmer und so weiter, bis sie fertig waren.
    Â»Kann ich beim Waschen helfen?«, fragte das Mädchen und zeigte auf die Laken.
    Hester betrachtete ihr blasses Gesicht und den leichten Schweißfilm über ihren Augenbrauen. »Nein, vielen Dank. Gehen Sie noch ein Weilchen ins Bett. Das schafft eine allein.«
    Das war nicht ganz die Wahrheit – es wäre sehr viel leichter gewesen, wenn ihr jemand geholfen hätte –, aber sie stopfte die Laken in zwei Bettbezüge, hängte sich diese über die Schulter und trug sie nach unten.
    In der Waschküche sah sie nach den Kesseln und fand den ersten mehr als halb voll. Squeaky hatte wohl trotz seiner Einwände flott gearbeitet. Sie holte die Laken aus den Bezügen, warf sie in den Kupferkessel und rührte sie so lange mit einem langen hölzernen Wäschestampfer, bis sie völlig durchweicht waren. Dann holte sie einen weiteren Korb Kohlen, tat diese in den Waschkessel und trug den flachen Kohlenkorb anschließend zurück.
    Als Nächstes fügte sie dem Wasser im Kessel die letzte Seife hinzu und machte sich an eine der Arbeiten, die sie am wenigsten mochte, das Seifemachen. Die Aufgabe war nicht schwierig, aber anstrengend und langweilig. Pottasche kauften sie bei einem Händler ein paar hundert Meter die Straße hinunter in der Farringdon Road. Sie wurde aus verbrannten Kartoffelstielen gemacht, was nicht unbedingt die beste, aber die billigste Methode war, denn sie ergab ein Dutzend mal so viel Pottasche wie aus der gleichen Menge Holz. Aus einem Pfund Pottasche und fünf Pfund klarem Schmalz konnte man fünf Gallonen flüssige Seife gewinnen. Für ihren Bedarf war der Geruch unwichtig, und das Geld reichte nicht, um noch Parfümstoffe hinzuzufügen.
    Während sie bei der Arbeit war, kam Squeaky mit zwei weiteren Kübeln Wasser herein, wobei er so finster dreinblickte, dass Hester sich wunderte, dass er noch sehen konnte, wohin
er ging. »Ich verabscheue das Zeug!«, sagte er und zog die Nase kraus. »Als wir noch ein ordentliches Bordell waren, haben wir Seife gekauft!«
    Â»Ich wäre entzückt, wenn Sie Geld übrig hätten«, antwortete sie.
    Â»Geld! Woher soll ich Geld haben?«, wollte er wissen. »Niemand hier verdient etwas! Sie geben nur alles aus!« Und bevor sie noch antworten konnte, kippte er die Kübel in den zweiten Kessel und marschierte wieder hinaus.
    Um die Mittagszeit nahmen sie zwei weitere Frauen auf, und am frühen Nachmittag kam Margaret, die bereitwillig half, den Küchenboden mit heißem Wasser und Essig zu schrubben. Später nahm sie zwei Pfund und ging, um die Rechnung des Kohlenhändlers zu bezahlen und ein Pfund Tee und ein Glas Honig zu kaufen.
    Eine Frau mit zwei gebrochenen Fingern an der rechten Hand kam, und Hester brauchte ihr ganzes Geschick, um sie zu fixieren. Die Frau war erschöpft vor Schmerzen, und es dauerte ein Weilchen, bis sie sich so weit gefasst hatte, dass sie wieder gehen konnte.
    Um Viertel vor sechs ging Margaret nach Hause. Hester wollte ein paar Minuten schlafen, zum letzten Mal für heute nach Ruth Clark sehen und dann nach Hause gehen, aber sie wachte mit einem Ruck auf und stellte fest, dass es draußen vollkommen dunkel war und Bessie mit einer Kerze in der Hand über ihr stand, das Gesicht vor Sorge voller Falten.
    Hester strich sich das Haar aus den Augen und setzte sich auf. »Was ist los?«, fragte sie erschrocken. »Eine Neuaufnahme?«
    Â»Nein.« Bessie schüttelte den Kopf. »Es geht um diese Clark-Frau. Ist wirklich ein elendes Stück Arbeit, worauf Sie sich verlassen können! Aber sie ist wirklich schlecht dran. Ich denke, Sie sollten besser mal nach ihr schauen.«
    Hester gehorchte wortlos. Ohne sich die Mühe zu machen, das Haar aufzustecken, zog sie ihre Stiefel an und folgte Bessie zu Ruth Clarks Zimmer.

    Die Frau lag halb auf dem Rücken, das Gesicht gerötet, das Haar zerzaust. Da, wo sie es mit ihren Fäusten gepackt hatte, war das Laken zerknittert. Ihre Augen waren halb geöffnet, aber sie schien kaum mitzubekommen, dass außer ihr noch jemand im Raum war.
    Hester ging hinüber und befühlte ihre Stirn. Sie glühte.
    Â»Ruth?«, fragte sie leise.
    Die Frau gab keine Antwort, außer dass sie eine gereizte Handbewegung machte, als quälte die Berührung sie.
    Â»Bringen Sie mir eine frische Schüssel

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