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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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setzte den Kessel auf und machte sich eine Tasse Tee. Sie wollte ihn gerade trinken, da klopfte es an der Haustür. Hester stand auf, um zu öffnen.
    Auf den Stufen standen zwei Frauen: Flo hatte Hester schon oft gesehen, und an ihr lehnte, mit kreidebleichem Gesicht und einen Arm mit dem anderen festhaltend, eine jüngere
Frau mit kastanienbraunem Haar und ängstlichen Augen. Die Ärmel ihres Kleids waren blutdurchtränkt, und es tropfte auf die Stufen.
    Â»Kommen Sie herein«, sagte Hester sofort und trat einen Schritt zurück, um Platz zu machen. Dann schloss sie die Tür und schob wie stets in der Nacht den Riegel vor. Sie legte den Arm um die Verletzte und wandte sich an Flo. »Bessie schläft im Zimmer an der Treppe oben links«, sagte sie. »Bitte gehen Sie und wecken Sie sie auf. Sie soll mehr Wasser aufsetzen und den Brandy holen …«
    Â»Mehr Brandy braucht sie bestimmt nicht«, unterbrach Flo sie und warf einen ungehaltenen Blick auf die verletzte Frau.
    Â»Nicht zum Trinken«, erklärte Hester. »Um die Nadel sauber zu machen, falls genäht werden muss. Und jetzt holen Sie bitte Bessie.«
    Flo zuckte die Schultern und schürzte die Lippen. Sie war Mitte dreißig und dunkelhaarig und hatte unzählige Sommersprossen im Gesicht. Niemand hätte sie als hübsch bezeichnen können, aber sie war klug und hatte eine flinke Zunge, und wenn sie sich die Mühe gab, besaß sie einen gewissen Charme. Sie hatte eine ganze Reihe Frauen hierher geschickt oder selbst gebracht, ein- oder zweimal sogar eine mit Geld. Dafür war Hester ihr dankbar.
    Â»Ich setz Wasser auf«, sagte sie barsch. »Sie glauben wohl, ich würd’s nicht finden oder könnte keinen Topf nicht heben!«
    Hester dankte ihr und half der anderen Frau, sich auf den Stuhl im Hauptraum zu setzen. Sie hielt immer noch ihren Arm, und ihr Gesicht wurde beim Anblick des vielen Blutes käseweiß.
    Hester zündete weitere Kerzen an und machte sich an die Arbeit. Sie brauchte über eine Stunde, um die Blutung zu stillen, die Wunde zu säubern und zu nähen, der Frau, die Maisie hieß, ein sauberes Nachthemd anzuziehen und sie ins Bett zu stecken, wo sie wenigstens eine Weile im Warmen liegen konnte.
    Â»Sie sehen schrecklich aus«, bemerkte Flo, als die beiden in
der Küche allein waren. »Ich mache Ihnen eine Tasse Tee. Sie sind zum Umfallen müde, und wer soll sich dann um den Rest von uns kümmern, wenn Sie umkippen, hä?«
    Hester wollte sich instinktiv weigern, aber dann wurde ihr klar, wie dumm das war. Sie war so müde, dass das Zimmer um sie herum zu wanken schien, als sähe sie es durch Wasser. Und sie wollte Bessie nicht stören, die ihren Schlaf mehr als verdient hatte. »Vielen Dank«, nahm sie Flos Angebot an.
    Â»Dann sollten Sie ’n Nickerchen machen«, fügte Flo hinzu. »Ich halt Wache, falls was passiert.«
    Â»Ich habe oben eine sehr kranke Frau, nach der ich sehen muss. Wir müssen das Fieber in Schach halten, wenn wir können.«
    Flo stemmte die Hände in die Hüften. »Und wie wollen Sie das anstellen, hä? Ein verdammtes Wunder bewirken, was?«
    Â»In kaltes Wasser getauchte Tücher«, sagte Hester müde. »Ich sehe nach ihr, und dann lege ich mich eine Stunde oder so hin. Vielen Dank, Flo.«
    Aber es kam ganz anders. Hester trank ihren Tee, schaute zu Ruth Clark hinein, sah, dass sie schlief, und ging dann in ein Zimmer zwei Türen weiter, wo sie dankbar ins Bett sank. Sie zog die Decke hoch und ließ zu, dass das Vergessen sie überkam.
    Als sie widerstrebend aufwachte – sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte –, hörte sie wütende Frauenstimmen. Eine ertönte lauter als die andere und war unverkennbar die von Flo. Die andere klang leiser und tiefer, und es dauerte einen Augenblick, bis Hester sie zuordnen konnte. Dann wurde es ihr staunend klar, und sie setzte sich auf. Im Zimmer war es dunkel, bis auf den schwachen Schimmer, den die Kerze im Gang ausstrahlte. Die andere Stimme war die von Ruth Clark, und beide bedienten sich einer kernigen, unverblümten Sprache. Worte wie »Hure« und »Kuh« wurden einige Male wiederholt.
    Hester stand auf, immer noch benommen vor Müdigkeit,
und stolperte in den Gang. Sie blinzelte, als sie ins Helle kam. Der Lärm war stärker. Wie konnte Bessie bei dem Krach noch schlafen?
    Er kam

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