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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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krank war, gegen jemanden, der ihm zu essen gab.
    Â»Sag ihm, ich bin hier und würde ihn gerne dringend sprechen«, bat Monk ihn. »Dann frühstücken wir, bevor wir uns auf den Weg machen. Ich hole uns ein paar Schinkensandwiches und Tee. Sei in einer Stunde wieder da. Weißt du, wie lang eine Stunde ist?«
    Scuff warf ihm einen verächtlichen Blick zu, dann drehte er sich herum und lief davon.
    Fünfzig Minuten später war er zurück, einen äußerst neugierigen Crow im Schlepptau. Er trug eine schwere Jacke, hatte das schwarze Haar unter einer Mütze versteckt, und seine Hände steckten in Halbhandschuhen. Monk hatte Sandwiches besorgt, aber mit dem Tee noch gewartet, damit der frisch und heiß war. Er gab Scuff das Geld dafür und schickte ihn los.
    Crow betrachtete ihn mit strahlenden Augen interessiert von oben bis unten. »Wie geht’s dem Arm?«, fragte er. »Sie sind nicht zurückgekommen, um den Verband wechseln zu lassen.«

    Â»Ich habe meine Frau darum gebeten«, antwortete Monk. »Er ist in Ordnung, nur ein wenig steif, mehr nicht.«
    Crow schürzte die Lippen. Im klaren, blendend hellen Morgenlicht waren die winzigen Falten seiner Haut gut zu erkennen. Er sah älter aus, als Monk ursprünglich gedacht hatte, eher wie Anfang vierzig, aber in seiner Miene lag immer noch ein Feuer der Begeisterung, das ihn einzigartig lebendig machte. »Und was wollen Sie von mir?«, fragte er.
    Monk hatte darüber nachgedacht, wie er das Thema anschneiden und wie viel er ihm sagen sollte. Er wusste nichts über diesen Mann, seine Entscheidung war aus einer Mischung von Instinkt und Verzweiflung gefallen. Würde er Vorsicht als Beleidigung oder als Zeichen von Intelligenz auffassen?
    Â»Ich brauche jemanden, der für mich ein Angebot abgibt«, antwortete er und behielt Crows Miene im Auge. »Ich kann es nicht selbst machen, denn mir würden sie nicht glauben.«
    Crow zog eine Augenbraue hoch. »Sollten sie?«
    Â»Nein. Was ich suche, wurde einem … Kollegen von mir gestohlen.« Louvain einen Freund zu nennen brachte er nicht über sich, und er war noch nicht bereit, Crow wissen zu lassen, dass es ein Mandant war. Das würde zu viele weitere Fragen aufwerfen.
    Â»Kollege«, griff Crow das Wort auf und dachte darüber nach. »Und Sie wollen es zurückkaufen? Was für eine Art von Ding würden Sie zurückkaufen, wenn es eigentlich Ihnen gehört? Und was für Leute sind Ihre ›Kollegen‹, dass sie bereitwillig etwas zurückkaufen, was ihnen gestohlen wurde? Und warum durch Sie? Sie tun’s doch nicht umsonst, oder?«
    Monk grinste. »Nein. Und nein, ich werde es natürlich nicht zurückkaufen. Wenn ich weiß, wo der Dieb es lagert, werde ich es mir nehmen, aber er hat es gut versteckt. Ich brauche Sie. Sie sollen ein Angebot machen, einen Teil davon zu kaufen, damit er uns zu dem Versteck führt.«
    Crow sah zweifelnd drein. »Hat er denn selbst keinen Hehler?
Wenn Sie einem der Hehler hier in die Quere zu kommen drohen, sind Sie bekloppt, denn das überleben Sie nicht lange.«
    Â»Ich gehe davon aus, dass die Waren gestohlen wurden, damit der Besitzer sie nicht veräußern kann, und nicht, um sie zu verkaufen«, erklärte Monk zögernd. »Ich will nur ein Angebot für einen Stoßzahn machen.«
    Crow machte große Augen. »Stoßzahn? Elfenbein?«
    Â»Ganz richtig. Wollen Sie’s machen?«
    Crow dachte einen Augenblick nach. Er war damit noch beschäftigt, als Scuff mit dem Tee zurückkam, die drei Becher sorgfältig balancierend.
    Crow nahm einen, wärmte sich die Hände daran und blies in den Dampf, der daraus aufstieg. »Ja«, sagte er schließlich. »Jemand muss sich um Sie kümmern, sonst fischen wir Sie noch aus dem Wasser und müssen der Polizei sagen, wer Sie sind.«
    Â»Ja«, fügte Scuff mit verständiger Besorgnis hinzu.
    Monk fühlte sich sowohl umsorgt als auch herabgesetzt, aber den Luxus, gekränkt zu sein, konnte er sich nicht leisten. Abgesehen davon hatten die beiden Recht. »Vielen Dank«, sagte er ein wenig scharf.
    Â»Jederzeit«, tat Scuff es großzügig ab und biss hungrig in sein Schinkensandwich.
    Â»Und wen soll ich nach dem Stoßzahn fragen?«, wollte Crow wissen.
    Â»Gould, den Fährmann.«
    Â»Der hier an der Treppe arbeitet?«, fragte Crow überrascht.

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