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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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sich vom Bett zu erheben.
    Lukas reagierte nicht.
    Der Zauberer verengte drohend die Augen. »Ich glaube, du unterschätzt den Befehlscharakter meiner Vorschläge. Ich werde dich ebenso rösten wie dein dämonisches Flittchen, wenn du nicht gehorchst.«
    Lukas schluckte. Vermutlich war es besser, das Spielchen mitzuspielen, um bei der erstbesten Gelegenheit abzuhauen. Während er sich langsam aufrappelte, läuteten die Kirchturmglocken der Stadt zur Mitternacht.
    »Los, fordere dein Erbe ein. Jetzt!«
    Lukas seufzte, dann fragte er gedehnt: »Und wie genau hätten Sie gern, dass ich … mein Erbe einfordere?«
    Von Nettesheim zielte mit dem Donnerkeil ungehalten auf sein Gesicht.
    »Schon gut, schon gut. Also:
Ich, Lukas Faust, fordere mein Erbe ein.
Reicht das?« Lukas sah seinen Besucher herausfordernd an. Im Stillen erwartete er, dass der ganze Hokuspokus in wenigen Augenblicken vorüber sein würde. Stattdessen glühte der Zimmerboden plötzlich grün auf. Lukas starrte fassungslos den Teppich zu seinen Füßen an, der in dem unheimlichen Licht immer transparenter wurde und den Blick auf einen von grünlich leuchtenden Nebelschleiern erfüllten Schacht freigab. Aus der Tiefe raste ein hell leuchtendes Objekt nach oben. Mit einem Aufschrei sprang Lukas zurück, als ein greller, fast medizinballgroßer Kugelblitz an ihm vorbeischoss, abrupt innehielt und sich funkensprühend um sich selbst drehte. Das war zu viel.
    »Hilfe!« Lukas schrie aus Leibeskräften und versuchte an dem Irren mit dem Zylinder vorbeizustürmen. Er war kaum einen Schritt weit gekommen, als es in den Händen des Mannes aufblitzte. Lukas riss die Hand empor, als ihm ein unerträglicher Schmerz durch Arm und Körper fuhr. Dann ging er röchelnd zu Boden.
    »Hoch mit dir!«, brüllte ihn von Nettesheim an, der noch immer den Stab auf ihn gerichtet hielt. »Noch so ein Versuch, und ich verbrenn dir dein Gekröse!«
    Lukas erhob sich schwankend. Seine Hand schmerzte und blutete leicht. Ohne Zweifel hatte er einen elektrischen Schlag abbekommen. Und was für einen. Wollte der Kerl ihn etwa umbringen?
    »Los, los, los!« Von Nettesheim wedelte aufgeregt mit dem Donnerkeil in der Hand. »Nimm den Grimoire an dich. Rasch!«
    Panisch wandte sich Lukas der sprühenden Kugel zu. In ihrem Innern, umzüngelt von knisternden Entladungen, schwebte ein Foliant mit ledernem Einband, in dem mittig ein gleißender Edelstein in Tränenschliff eingebettet war. Darüber und darunter prangte eine altertümliche Aufschrift:
D. Faustus. Magus Maximus Kundlingensis. Dreyfacher
HÖLLENZWANG
.
    Lukas, der vermutete, dass mit dem Grimoire das Zauberbuch gemeint war, griff zitternd in die sprühende Kugel. Seine Hände kribbelten, während er das Buch an sich zog. Im selben Moment sank der Kugelblitz in sich zusammen und verging mit einem sprühenden Geräusch. Im Zimmer war es nun wieder so schummrig wie zuvor, allerdings stank die Luft intensiv nach Ozon. Ungläubig starrte Lukas auf das Buch. Obwohl seine blutende Hand noch immer leicht taub war, berührte er den prachtvoll geschliffenen Edelstein. Er musste unfassbar wertvoll sein – wenn er denn echt war. Ging es dem Irren darum? Um Reichtum?
    Nettesheim lachte triumphierend. »Gut gemacht. Der gute Johann – möge seine verdorbene Seele noch möglichst lange in der Hölle schmoren – wäre sicher stolz auf dich. Nur werde
ich
seine Aufzeichnungen jetzt an mich nehmen.« Mit einem verschlagenen Grinsen richtete er den Donnerkeil auf Lukas’ Gesicht. »Du hingegen, Junge, hast deinen Zweck erfüllt.«
    Ein scharfer Knall ertönte an der Spitze der Kristallröhre, und Lukas wurde abermals von einem bläulichen Lichtblitz geblendet. Doch statt ihn zu treffen, beschrieb der Blitz einen jähen Bogen und schlug knisternd in das Buch ein. Ein Blick auf Nettesheim verriet Lukas, dass der Astrologe darüber ebenso erstaunt war wie er selbst.
    Mit einem zornigen Knurren stieß der Zauberer den Donnerkeil erneut vor, feuerte diesmal ein regelrechtes Blitzlichtgewitter auf Lukas ab – und erreichte ihn abermals nicht. Einmal mehr wurden die Blitze von dem Einband abgefangen. Nein, nicht von dem Einband. Von dem darin eingebetteten Stein.
    Lukas’ Schreck wich aufkeimendem Zorn. »Hältst du dich für den Star-Wars-Imperator Palpatine, du Wichser!?« Mit einem Aufschrei sprang er vor und schlug Nettesheim den Donnerkeil aus der Hand. Die unaufhörlichen Entladungen fanden ein jähes Ende. Bevor sein Gegner realisierte,

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