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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Missgeburten der Hölle haben durchaus ihre Reize, nur sollte man ihre Dienste nicht ohne entsprechende Schutzmaßnahmen in Anspruch nehmen. Alles, wonach sie trachten, ist, dich zu verderben – falls du das nicht ohnedies schon bist.«
    »Sukkubus?« Lukas schloss die Augen, kniff sich fest in den Oberarm, zählte stumm bis zehn und öffnete die Augen wieder. Sein Oberarm schmerzte. Und der Fremde stand noch immer neben dem Bett. Lukas’ Gedanken überschlugen sich. »Also gut«, sagte er schließlich. »Das ist hier so etwas wie die ›Versteckte Kamera‹, ja? Ich hab es jetzt verstanden. Wirklich sehr witzig; super Special Effects, Leute. Aber jetzt reicht es. Wir können abbrechen.«
    Sein Gegenüber zückte ungerührt eine Taschenuhr, während er den seltsamen Stab wie zufällig auf Lukas richtete. »Denk, was du willst. Hauptsache, du gehorchst. Uns beiden bleiben noch etwa siebzig Sekunden bis Mitternacht.«
    Lukas fixierte den drohend auf ihn gerichteten Kristallstab. So ein Ding hatte er schon einmal während seiner Studienzeit in Heidelberg gesehen. Im Schauraum des Geologisch-Paläontologischen Instituts. Das war ein Fulgurit, ein Donnerkeil. Diese Gebilde aus geschmolzenem Kristall entstanden im Boden nach Blitzeinschlägen. Hatte dieses Ding den Blitz ausgelöst? Unmöglich. »Noch mal, wer sind Sie? Und was soll das alles?«, insistierte er.
    »Bist du wirklich so begriffsstutzig?« Der elegant gekleidete Mann sah ihn gereizt an. »In früheren Zeiten hat man Männer wie mich als Zauberer, Hexenmeister oder Schwarzkünstler diffamiert. Ich bevorzuge die Bezeichnung Universalgelehrter.« Er lächelte maliziös und lüpfte kurz den Zylinder. »Einem Herumtreiber wie dir wird das vermutlich nichts sagen, aber in den alten Tagen kannte man mich unter dem Namen Agrippa von Nettesheim.«
    Lukas starrte sein Gegenüber konsterniert an. Doch, der Name sagte ihm sehr wohl etwas. Schließlich hatte er sich berufsbedingt mit der historischen Zauberkunst beschäftigt. Hatte dieser Gelehrte, Astrologe und Naturphilosoph nicht sogar erfolgreich eine Hexe vor einem Inquisitionsgericht verteidigt? Und ihm war, als wäre Nettesheim einst exkommuniziert worden. Aber das war in der Renaissance gewesen, vor annähernd fünfhundert Jahren! Lukas schüttelte den Kopf. Entweder der Typ war verrückt, oder er selbst stand unter Drogen. Das würde auch die Sache mit Sylvia erklären.
    Der Fremde behielt ungerührt weiterhin die Taschenuhr im Auge. »Noch fünfzig Sekunden, dann bringen wir die Angelegenheit hinter uns.«
    Lukas seufzte stumm und beschloss, sich auf das seltsame Spiel des Mannes einzulassen. »Ich weiß immer noch nicht, was Sie wollen.«
    Der Zauberer seufzte. »Wie deine dämonische Gespielin bereits so trefflich ausgeführt hat, wirst du um Mitternacht dein Erbe einfordern. Dein Vorfahre, den ich übrigens persönlich kannte, hat Forschungen mit derart brisanten Ergebnissen betrieben, dass ich höchstselbst bereit bin, jedes Risiko der Welt einzugehen, um sie an mich zu bringen.« Nettesheim sah wieder zu ihm auf. »Na ja, seine Forschungen haben dem Guten am Ende leider nichts genutzt. Offenbar war er noch in der Planungsphase, als ihn der Leibhaftige geholt hat. Dumm gelaufen für den Doktor.«
    »Sie sprechen allen Ernstes von Doktor Faust?«
    »Von wem wohl sonst?« Nettesheim starrte gelangweilt auf seine Taschenuhr. Den Kristallstab hielt er noch immer auf ihn gerichtet. »Ja, seine Seele schmort tatsächlich in der Hölle. Allerdings ist es ihm trotz seiner misslichen Lage gelungen, dir einen Boten zu schicken. Und das ist der beste Beweis, dass er auf dem richtigen Weg war. Ärgerlicherweise hat der gute Doktor nicht nur seine Geheimnisse mit ins Grab genommen, sondern auch dafür gesorgt, dass außer ihm selbst nur ein Nachfahre seiner eigenen Blutlinie an dieses Wissen gelangt.«
    »Und das bin dann also ich?« Lukas sah sein Gegenüber ungläubig an und unterdrückte mit Mühe das hysterische Kichern, das ihm die Kehle emporkroch. Dieser Nettesheim-Verschnitt gehörte eindeutig in die Klapsmühle.
    »Siehst du hier noch jemand anderen?« Geringschätzig verzog Nettesheim die Lippen. »Wenn ich dich anschaue, kann ich es selbst kaum glauben. Ein mieser kleiner Dieb, der mehr schlecht als recht durchs Leben stolpert. Eine Schande für die ganze Zunft. Egal.« Er sah wieder auf die Uhr. »Noch fünfzehn Sekunden. Hoch mit dir.« Er trat zwei Schritt zurück und wies Lukas mit dem Donnerkeil an,

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