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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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angriffslustigen Fauchen warf sich Sylvia erneut auf ihn, erstickte seine Abwehrversuche mit katzenhafter Gewandtheit, schleuderte ihn auf den Bauch und drehte ihm den Arm schmerzhaft auf den Rücken. »Du glaubst nicht, wie gern ich dich jetzt zureiten würde.« Lukas spürte angewidert, wie sie ihm das Blut vom Ohr leckte. »Nur haben wir dafür keine Zeit.«
    »Was zum Teufel ist mir dir los?«, ächzte er. Erfolglos versuchte er weiterhin, sich zu befreien.
    »Glaubst du wirklich, dass das, was dir heute widerfahren ist, mit rechten Dingen zuging? Was, wenn ich dir sage, dass du in dreizehnter Generation von ebenjenem Faust abstammst, der einst in diesem Zimmer gestorben ist? Was, wenn ich dir sage, dass er es war, der mich geschickt hat? Dass er will, dass du dein Erbe antrittst?«
    »Ein Toter soll dich geschickt haben?« Lukas lachte hilflos. »Ich dachte, die Seele dieses Kerls schmort in der Hölle?«
    »Ja, er sitzt in der Hölle – aber nicht mehr lange!« Sylvia verstärkte ihren Griff, und Lukas schrie schmerzerfüllt auf. »Verdammte Scheiße, lass mich los!«
    »Armer Lukas. Fühlst du dich
benutzt?
« Sylvia rieb ihre Brüste auf obszöne Weise an seinem Rücken. Ihre Stimme klang kalt. »Noch drei Minuten bis Mitternacht. Wenn ich es dir befehle, wirst du hier in diesem Zimmer dein Erbe einfordern. Hast du mich verstanden?« Sie packte sein Haar und riss seinen Kopf hoch. »Es muss heute geschehen. Und falls du dich weigerst, werde ich dir jeden Knochen in deinem Leib einzeln brechen.«
    Lukas stöhnte. Diese Frau war ja wahnsinnig!
    »Warum heute?«, ächzte er, um Sylvia am Reden zu halten, während er fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt.
    »Weil dein berühmter Vorfahr
heute
vor 472  Jahren gestorben ist, Süßer. An einem Freitag, dem Dreizehnten, um Mitternacht.« Sie leckte ein weiteres Mal über sein blutendes Ohr. »Überrascht? Der gute Doktor ist nämlich nicht 1539 zur Hölle gefahren, sondern 1541 . Und heute schreiben wir den ersten Freitag, den Dreizehnten, 2013 . Begreifst du jetzt?«
    Lukas ächzte. » 472  Jahre? Nicht 666 oder eine andere beeindruckend höllische Zahl, sondern schnöde 472  Jahre?« Erfolglos stemmte er sich gegen ihren Griff. »Was soll daran bitte Besonderes sein?«
    »Weil die Quersumme dreizehn ist!«, antwortete ihm eine Männerstimme.
    Sylvia kreischte auf.
    Lukas spürte, wie sich ihr Körper schlagartig von ihm löste. Etwas klatschte gegen die Zimmerdecke. Verärgert wälzte er sich auf den Rücken – und glaubte, den Verstand zu verlieren. Unmittelbar über ihm krallte sich eine rabenschwarze, entfernt weibliche Gestalt mit langem Echsenschwanz und wulstigen Flügelansätzen fest, deren fettige Haare wie fauliges Stroh zu ihm herabbaumelten. »Sylvia?!«
    Die abstoßende Kreatur ignorierte ihn und fauchte stattdessen in Richtung Zimmermitte. »Wage es nicht, mich aufzuhalten, Sterblicher!« Ein schlangenartiges Etwas züngelte aus ihrer Mundhöhle. »Schon bald wird sich die Höllenpforte öffnen und auch dich verschlingen, wenn du nicht auf der richtigen Seite stehst.«
    »Zurück mit dir in die Hölle, Dämonenschlampe!« Ein Knall brachte Lukas’ Ohren zum Klingen, und ein gleißender Lichtblitz schlug in das Wesen über ihm ein. Die gespenstische Kreatur zerplatzte in einer Wolke aus schwarzem Rauch, dem ein bestialischer Schwefelgestank folgte. Lukas, der noch immer wie paralysiert dalag, hustete krampfhaft. Dann, endlich, gewöhnten sich seine Augen wieder an das Schummerlicht, und er keuchte auf. Direkt neben dem Bett stand ein junger Mann mit sorgfältig gestutztem Backenbart und dandyhaften Zügen. Der antiquiert wirkende Anzug aus vornehmer Kaschmirwolle und der hohe Zylinder verstärkten den Eindruck einer Erscheinung aus einem vergangenen Jahrhundert. Verdammt, wie war der Kerl in das Zimmer gekommen? Lukas wich auf dem Bett bis an die Wand zurück.
    Selbstgefällig hob der Fremde eine unregelmäßig gezackte Röhre aus verglastem Gestein und blies über das Ende, als hielte er eine rauchende Pistole in der Hand. »Ein Sukkubus. Natürlich.« Der Mann lächelte geringschätzig. »Es sieht Johann ähnlich, dass er einen Liebesdämon schickt, um seinen Urenkel auf Kurs zu bringen.«
    Lukas schüttelte den Kopf. Was für ein wirrer Alptraum! »Wer zum Teufel sind Sie? Und was war das da oben für eine Kreatur?«
    »Wie ich schon sagte, Junge. Du hast dich mit einem Sukkubus eingelassen. Einem Liebesdämon. Diese

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