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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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ihn. »Beschädige ihn nicht!«, keifte er. »Ich will seine Augen unversehrt!«
    »Hauptsache, ich kriege meine Lippen zurück!«
    Die Frau hingegen hechelte unentwegt, ritzte dem Unglücklichen die Haut über der Stirn mit einer Scherbe auf und riss ihrem Opfer die langen Haare samt der Kopfhaut ab. »Die gehören jetzt mir!«, kreischte sie triumphierend.
    Der Schauspieler schrie vor Schmerzen.
    Lukas wich entsetzt zurück, als die Angreifer auch ihn entdeckten. »Ein Neuer!«, wisperte der Einäugige erstaunt.
    »Er ist
unversehrt
«, schmatzte die Frau mit den blutigen Stümpfen und kam langsam näher.
    Lukas spürte, wie ihm die Galle hochkam. Er würgte trocken. »Wagt es ja nicht, mir zu nahe zu kommen!«, keuchte er, zückte Salomons Klinge und hielt das Schwert abwehrend vor sich. Rasch klemmte er sich den Besen zwischen die Beine und warf sich in die schwefelgeschwängerte Luft. Die grässlichen Seelen versuchten noch, ihn zu fassen zu bekommen, doch Lukas war längst außerhalb ihrer Reichweite. Bloß weg von hier!
    Er stieg so hoch auf, wie er konnte, und flog weiter dem Horizont entgegen. Unter sich sah er Verdammte, die ausgehungert von den roten Früchten eines mutierten Höllenbaumes aßen, dessen Feuer sie von innen heraus verzehrte. Und er sah andere, die vor Durst aus Quellen mit kochend heißem Wasser tranken.
    Endlich erblickte er jenseits einer Bergkuppe, deren Grate wie gewaltige Rasiermesser wirkten, dunkle Regenschleier, die lotrecht vom Flammenhimmel stürzten. War das der Blutregen, von dem der verdammte Schauspieler gesprochen hatte? Der kalte Wind rüttelte an seinem Körper, und als er in die Regenwand eintauchte, färbte das Nass seine Kleidung rot. Die schweren Tropfen schnitten wie eisige Kristalle in seine Haut. Lukas stöhnte, als das Schwert an seiner Seite aufglühte und ein sanfter Schimmer sich um ihn legte. Der Schmerz endete so schnell, wie er gekommen war. Doch der Schein der heiligen Klinge reichte nicht bis zu dem Besen. Der Stiel dampfte und zischte, als wäre der Blutregen in Wirklichkeit … Säure.
    Lukas spürte, wie sein Fluggerät zunehmend bockte und an Höhe verlor. Verzweifelt erhöhte er die Geschwindigkeit, sank jedoch immer tiefer. Jählings durchstieß er den blutigen Regenschleier, doch nun schlug ihm bestialischer Verwesungsgestank entgegen. Vor sich erblickte er eine düstere und von gelben Schwefelschwaden bedeckte Sumpflandschaft, aus der schwarze Felsen wie Klauen hervorstachen. Manche dieser Erhebungen waren untereinander mit Stegen aus menschlichem Gebein verbunden, die wie Knüppeldämme kreuz und quer durch den Morast führten. Und aus dem fauligen Untergrund stiegen Blasen auf, die sich zu grellen Feuerlohen entzündeten und gleich darauf wieder erloschen. Das musste der Sündenpfuhl sein.
    Lukas schoss über die morastige Ebene hinweg und steuerte einen Ort in der Mitte des Sumpfes an, auf der er eine Erhebung zu entdecken meinte. Je näher er kam, desto mehr verdichteten sich die Formen. War das der elende Brunnen? Und das daneben, der Schatten dort – war das ein Mensch?
    Gerade kniff Lukas die brennenden Augen zusammen, um besser sehen zu können, als sein Besen abermals bockte und sich mit einem Ruck absenkte. Lukas keuchte, steuerte und ruderte mit den Beinen. Er schaffte es gerade noch, einen der ausgeblichenen Knüppeldämme zu erreichen, wo er hart aufschlug. Es platschte unnatürlich laut, als der Besen im Morast versank. Nur mit Mühe gelang es Lukas, sich an den Knochen festzuhalten, denn auch sein Unterleib versank allmählich in dem eisig kalten Sumpf. Mit aller Kraft zog er sich hinauf auf den Steg, als etwas seine Fußgelenke berührte. Mit einem Aufschrei zog er Salomons Schwert und schlug auf die stinkende Brühe ein. Ein höllisches Jaulen hallte ihm entgegen, der Griff löste sich. Lukas zog sich endgültig auf den Knochendamm, hielt zitternd die Engelsklinge vor sich und traute seinen Augen kaum. Dicht unter der Oberfläche der Brühe glitten blasse Schemen heran, die unter dem Steg hindurchtauchten und seinen Standort wie Haie umkreisten.
Seelen.
    Einer der Toten streckte den Kopf aus der Sumpffläche, und Lukas keuchte überrascht auf. Kopf und Schultern des Mannes waren von Bisswunden entstellt, doch er erkannte die Gestalt sofort – Agrippa von Nettesheim!
    Die verdammte Seele des einstigen Zauberers starrte ihn ebenfalls an. »Der junge Faust?«, bibberte er ungläubig. »Und das leibhaftig!« Nettesheim würgte

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