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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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kann.«
    Lukas warf einen Blick auf die von feurigen Reflexen überzogene Wasserfläche des Brunnens, in dem er das Abbild eines von rotem Staub durchwehten Canyons erblickte. Massen von heuschreckenartigen Dämonen wogten durch ihn auf ein riesiges Portal zu. Doch ihr Vormarsch wurde gebremst, denn hinter dem Portal tobte eine erbitterte Schlacht. Menschen stellten sich ihnen entgegen, Kreuzritter in blinkenden Harnischen und blutverschmierten Wappenröcken. Und sie wüteten unter den einfallenden Horden ebenso gnadenlos wie die Monstrositäten unter den ihren. Lukas spürte bei dem Anblick keine Erleichterung, sondern blankes Entsetzen.
    »Das geht nun schon seit einer Stunde so«, fuhr Faust verärgert fort. »Wenn man genau hinhört, kann man die Klänge dieser Himmelsmelodie hören. War das deine Idee? Oder die von Abraham, diesem hinterhältigen Kretin?« Faust warf Lukas einen forschenden Blick zu.
    Lukas jedoch vernahm keine Himmelsmelodie, nur das Knurren der beiden Höllenhunde hinter ihm auf der Treppe.
    »Falls das tatsächlich deine Idee war, Enkel – mein Kompliment. Offenbar war es etwas voreilig von mir, die Höllenpforte ausgerechnet in Barbarossas Höhle zu öffnen. Nur wird euch euer kleines Aufgebot auch nichts nützen. Deinen Musikern geht nämlich langsam die Puste aus.« Er lachte. »Außerdem steht Luzifer kurz davor, seine Transformation abzuschließen. Und das bedeutet, dass ich schon in Kürze seinen Thron besteigen werde. Sieh selbst.« Er trat ein Stück zur Seite und beschrieb mit der Hand eine wischende Bewegung über die Wasseroberfläche. Das Abbild im Brunnen veränderte sich, und nun sah Lukas einen Berg, der über und über mit gehörnten Kreaturen übersät war. Sie alle stiegen dem Gipfel entgegen, auf dem vom Flammenhimmel gleißender Lichtschein in die Tiefe fiel. Und inmitten des Lichtes stand ein majestätisches Wesen mit feurig roter Haut und wie verbrannt wirkenden Flügeln – der Teufel! Mit ausgebreiteten Klauen und in den Nacken gelegtem Hörnerschädel stand er da, als badete er in dem Lichtschein. Aus dem Körper des Höllenfürsten brachen nun ebenfalls Lichtlanzen hervor, die sich mit dem Himmelslicht mischten und sie sogar überstrahlten. Lukas keuchte. Die Zeit lief ihm davon.
    »Und doch frage ich mich«, fuhr Faust fort, »warum du mir an diesen Ort gefolgt bist. Ich gestehe, einen solchen Schneid hätte ich dir nicht zugetraut.«
    »Gib den Weg frei!«, blaffte ihn Lukas an. Hinter ihm knurrten noch immer die Höllenhunde, blieben jedoch angesichts des blitzenden Schwertes auf Abstand.
    »Also bist du gar nicht meinetwegen hier? Interessant.« Faust steckte die Kristallkugel in die Jackentasche und hob einen langen Oberschenkelknochen vom Boden auf. Wie ein Fechter ging er in die Knie und streckte den Knochen wie einen überlangen Spazierstock vor sich. »Ich darf also annehmen, dass dich etwas treibt, das mich am Ende doch noch in Schwierigkeiten bringen könnte?«
    Die Höllenhunde auf den Treppenstufen knurrten, und einer versuchte, nach oben zu springen. Lukas stieß mit dem Schwert zu und erwischte ihn an der Schnauze. Es zischte, der Dämon heulte auf und zog sich winselnd zurück, während Lukas wieder Faust in die Augen blickte. »Ich muss bloß zur Seite treten«, drohte er, »und die beiden Kreaturen hinter mir werden dich zerfleischen!«
    »Wohl kaum«, meinte sein Gegenüber belustigt. »Meine Zauberfertigkeiten sind an diesem Ort zwar etwas eingeschränkt, aber ich hüte noch immer Abaddons größten Schatz. Du erinnerst dich an die Kristallkugel, den Schlüssel zum Infernalischen Abgrund?« Er klopfte gegen seine ausgebeulte Jackentasche. »Die Dämonen nehmen mich dank seiner Hilfe als Gleichgesinnten wahr. Du hingegen bist für sie bloß ein Appetithappen – und daran ändert auch dein lausiges Schwert nichts.«
    »Dann solltest du etwas gegen die Hunde unternehmen, wenn du noch Interesse an meinem Körper hast.«
    Faust zwinkerte ihm amüsiert zu. »Schon vergessen? Das hier ist der Ort immerwährender Qual. Die hiesigen Bewohner können dich verstümmeln, so oft sie wollen – du heilst immer und immer wieder. Das macht es ja gerade so interessant. Das Leiden hört niemals auf!« Als wolle er seine Worte unterstreichen, kratzte sich Faust mit den Fingernägeln über den Arm und riss sich mehrere blutige Schrammen. Sie wuchsen vor Lukas’ Augen wieder zusammen. »Siehst du? Das betrifft sogar echtes Fleisch. Aus diesem Grund denke ich,

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