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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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lag sie richtig. Er tat etwas verärgert und überreichte dem Mädchen den Euro. »Hier, kauf dir ein Eis. Am besten gleich.«
    Freudig nahm das Mädchen das Geldstück entgegen.
    Lukas wartete, bis sie und ihre Mutter abgezogen waren. Perfekt. Jetzt wirkte es so, als sei es ›kinderleicht‹, ihm auf die Schliche zu kommen. »Bekanntlich heißt es, dass Kinder die Welt mit anderen Augen sehen«, witzelte er und erweckte bewusst den Eindruck, froh zu sein, dass die Kleine fort war. Abermals präsentierte er Erbse und Hütchen und gab einer Dame mit Kamera die Chance, ihn zu durchschauen. »Ups. Schon wieder ein Treffer.«
    Die meisten Umstehenden grinsten mitleidig.
    Einer der beiden Sachsen meldete sich zu Wort. »Tja, Junge, da musst du schon ein bisschen gewitzter sein.«
    Jetzt hatte er ihn an der Angel. »Ich ergänze«, antwortete Lukas leutselig, »Kinder und Frauen durchschauen die Welt. Wir Männer hingegen haben schon Schwierigkeiten, zwei zueinanderpassende Socken zu finden – ganz so wie der Herr dort.« Der Sachse starrte säuerlich an sich hinunter und bemerkte, dass Lukas recht hatte.
    Die Frauen im Publikum lachten.
    Lukas beglückwünschte sich zu seiner raschen Beobachtungsgabe. Die kleine Provokation würde ihre Wirkung nicht verfehlen. Er lächelte und schob nach. »Aber bekanntlich schärft sich der Blick des Jägers, wenn sich das Wild blicken lässt.«
    Jetzt kam es darauf an. Er zückte seinen letzten Fünfeuroschein, legte ihn auf den Karton und sah wie zufällig zu dem vorwitzigen Sachsen auf. »Findet sich hier jemand, der
gewitzt
genug ist, die Herausforderung anzunehmen?«
    »Hier!« Der Mann drängte sich zu ihm durch, offensichtlich bestrebt, seinen Ruf wiederherzustellen. »Ich werde auf dich anstoßen, wenn ich mir auf deine Kosten einen genehmige.«
    Sein beleibter Kumpel lachte, als habe er einen anzüglichen Scherz gemacht.
    »Nun, Jägersmann«, spielte Lukas seine Rolle weiter, »das erscheint mir bei näherem Hinsehen ein etwas ungleiches Duell. Mein Einsatz liegt hier, doch wo ist der Eure?«
    Sein Gegenüber stutzte, zückte dann aber seine Brieftasche und zog ebenfalls einen Fünfeuroschein. Lukas holte tief Luft, als er sah, wie prall das Portemonnaie gefüllt war.
    »Also, die Wette gilt«, grunzte sein Gegenüber.
    »Waidmannsheil!« Lukas präsentierte Erbse und Becher, deckte sie theatralisch auf und zu und begann das Hütchenspiel aufs Neue. Gespannt sah er zu dem Sachsen auf. »Und?«
    »Ich würde mal sagen, die Erbse liegt da!« Der Mann zeigte auf die Kappe rechts von ihm. Arme Sau. Es war völlig egal, auf welches Hütchen er wies, denn Lukas hatte die Erbse mit Daumen und Ringfinger an sich genommen und verbarg sie geschickt in seiner Handfläche. Eskamotieren, charlieren, palmieren. Er beherrschte die Grundbegriffe der Taschenspielerei aus dem Effeff. »Leider daneben!« Er hob die Kappe an und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Stattdessen plazierte er die Erbse geschickt unter dem mittleren Becher, als er die dortige Kappe anhob. Säuerlich sah ihn der Mann an, machte aber gute Miene zum bösen Spiel. »Noch mal.«
    »Gern.« Lukas legte beide Scheine auf den Karton.
    Der Sachse zückte seinerseits einen Zehner.
    Kurz darauf hatte Lukas einen Gewinn von fünfzehn Euro zu verbuchen. Dem Betrogenen war anzusehen, dass er nicht so recht wusste, was er von der Sache halten sollte. Als Spielverderber wollte er aber auch nicht gelten.
    In diesem Moment schoben sich die Wolken vor die Sonne, und der Straßenzug verdunkelte sich. Lukas fröstelte, dennoch bemächtigte sich seiner jenes Hochgefühl, das er zuletzt an Sylvias Seite erlebt hatte. Vorsichtig hielt Lukas nach den Hütern des Gesetzes Ausschau. Die standen nicht auf Trickbetrügereien, wie er sie gerade abzog. Doch im Moment ließ sich keiner der Beamten blicken. Es war so leicht! Wider alle Vernunft beschloss Lukas weiterzumachen. Er brachte eine Zuschauerin rechts von ihm dazu zu wetten – und ließ sie fünf Euro gewinnen. Danach war der Damm gebrochen, und weitere Touristen versuchten ihr Glück. Im Hintergrund bimmelten die Glocken der Sankt-Martins-Kirche zur ersten Mittagsstunde, und trotz des sich abzeichnenden Regens blieben weitere Schaulustige stehen. Innerhalb kürzester Zeit schaffte er es, fünfzig Euro einzusacken. Er wollte seine Vorstellung gerade abbrechen, als der Sachse erneut vortrat. »Moment.« Sein dicker Freund wollte ihn davon abhalten, doch der Kerl schüttelte ihn ab

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