Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
konnte. Vielleicht war es aber bloß Zufall. Ich glaubte nicht wirklich, dass Richard sich aus Sicherheitsgründen dorthin gesetzt hatte. Vielleicht war ich nur wieder unfair. Oh Mann.
Sie behielt die Sonnenbrille auf, obwohl es gar nicht blendend hell war. Ihre blonden Haare waren glatt, aber füllig und sahen gekämmt aus. Mehr hatte sie nicht damit gemacht, sodass die Außenwelle, die sie sonst trug, heute nicht vorhanden war. Sonst ging sie nie unfrisiert aus dem Haus. Sie saß sogar mit hochgezogenen Schultern über die Kaffeetasse gebeugt, als hätte sie einen Kater.
»Schon bereit für ein Brötchen?«
»Kocht er wirklich?«
Fast hätte ich geantwortet: Wenn du öfter herkämst, wüsstest du es. Aber ich war brav. »Ja, er kocht. Und er kauft ein, denkt sich aus, was es zu essen geben soll, und erledigt die meiste Hausarbeit.«
»Meine Güte, ein echtes Hausmütterchen.« Ihr Ton klang hässlich.
Ich blieb nett, weil es ihr schlecht ging, aber wenn sie so weitermachte, würde ich sauer werden, und heute wollte ich wirklich nicht mit ihr streiten. »Ich brauchte eine Ehefrau«, sagte ich, und mir gelang ein neutraler Tonfall.
»Wer nicht?«, erwiderte Ronnie und klang diesmal nicht boshaft. Sie trank einen winzigen Schluck Kaffee. »Ich glaube, ich kann jetzt noch nichts essen.«
Ich trank einen großen Schluck Kaffee und sagte: »Okay, hast du dir überlegt, wie unser Gespräch ablaufen soll?«
Sie sah mich an, aber wegen der Sonnenbrille konnte ich ihren Blick nicht erkennen. »Wie meinst du das?«
»Du wollest doch über Louie reden und mir erzählen, was gestern Abend passiert ist, oder?«
»Ja.«
»Dann rede.«
»So einfach ist das nicht.«
»Na gut. Kann ich dir denn Fragen stellen?«
»Kommt auf die Fragen an.«
Ich holte tief Luft und kam sofort zur Sache. »Warum hast du Louies Antrag abgelehnt?«
»Fang du nicht auch noch an.«
»Womit?«
»Erzähl mir nicht, du hast von mir erwartet, dass ich ja sage.«
Mir wäre lieber gewesen, sie hätte die Brille abgenommen, damit ich ihre Augen sehen konnte, sehen konnte, was sie dachte. »Eigentlich schon.«
»Aber warum, um Himmels willen?«
»Weil ich dich noch nie so lange so glücklich gesehen habe.«
Sie schob ihren Kaffee weg, als wäre sie auch auf den sauer. »Ja, glücklich, wie es ist, Anita. Warum muss er unbedingt alles verändern?«
»Ihr verbringt mehr Nächte zusammen als getrennt, oder?«
Sie nickte nur.
»Er sagt, er hat dir angeboten, erst mal so mit dir zusammenzuziehen. Warum probierst du es nicht einfach?«
»Weil ich meine Sachen für mich haben will. Ich liebe Louie, aber ich kann es nicht ausstehen, wie er sich in meinem Kleiderschrank und im Badezimmerschrank breitmacht. Er hat zwei Schubladen der Kommode für sich in Beschlag genommen.«
»Eine Unverschämtheit.«
»Das ist nicht komisch!«
»Ja, ich weiß. Hast du ihm gesagt, dass du das nicht magst?«
»Ich hab’s versucht.«
»Willst du, dass er aus deinem Leben verschwindet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich will meine Wohnung wieder für mich haben. Ich finde es schrecklich, wenn ich nach Hause komme und er hat in meinen Schränken alles umgeräumt, damit es leichter zu finden ist. Wenn ich mich durch die Sachen wühlen will, bis ich das Tomatenmark gefunden habe, dann ist das meine Entscheidung. Er hat nicht mal gefragt. Ich bin eines Abends nach Hause gekommen, und in der Küche war alles umgeräumt. Ich habe nichts mehr gefunden.« Sie merkte offenbar selbst, wie knatschig sie klang, denn sie riss sich die Brille runter und zeigte mir die ganze Qual in ihren grauen Augen. »Du findest das albern, stimmt’s?«
»Nein, er hätte dich vorher fragen sollen.« Dass Nathaniel nicht nur die Küchenschränke neu eingeräumt, sondern auch alles Unpassende rausgeworfen hatte, verschwieg ich lieber.
»Ich bin wirklich gern mit ihm zusammen, aber ich will nicht heiraten.«
»Okay.«
»Findest du das wirklich? Du wirst nicht versuchen, mich umzustimmen?«
»Wie käme ich dazu? Ich träume schließlich auch nicht vom Heiraten.«
Sie blickte mich forschend an, als verdächtigte sie mich einer Lüge. Sie war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte sie nicht wesentlich mehr Schlaf bekommen als Micah. »Aber du hast Micah bei dir einziehen lassen.«
Ich nickte und trank Kaffee. »Ja.«
»Warum?«
»Warum was?«
»Warum wolltest du, dass er bei dir einzieht? Ich dachte, du liebst deine Unabhängigkeit noch mehr als
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