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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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allesamt!« Ich wollte auf den Ersten zustürmen, um sie rauszutreiben, doch Nathaniel fing mich an der Taille ab. Ich ließ mich von ihm zurückhalten. Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht abzuwehren, aber ich schrie weiter: »Schaff sie raus! Schaff sie raus!«
    Steve Brown nahm seine Frau beim Arm und zog sie in Richtung Tür. Bert kam endlich in Bewegung und nahm sie am anderen Arm. Dabei guckte er mich an, als sähe er mich zum ersten Mal, und vielleicht war es so. Bert hatte eine Gabe, nur zu sehen, was er sehen wollte.
    Marys blasses Gesicht war das Letzte, was ich sah, bevor sich die Tür schloss, und mein letztes »Schaff sie raus« ging in einen wortlosen Schrei über. Ein rauer Schrei nach dem anderen kam aus mir, bis ich heiser war. Dann sank ich in Nathaniels Arme.
    Bis dahin hatte ich das Tier in mir als großes Streicheltier empfunden, das sich genüsslich an mir rieb, doch heute bekam ich zu spüren, dass es auch gefährlich war. Es war gefährlich, weil es ein Tier war und Tiere keinen Begriff von Gut und Böse kennen. Ich schrie, weil ich sonst riskierte, dass dieses Bewusstsein erneut in mir anschwoll, und ich glaubte nicht, es noch einmal zurückdrängen zu können.

30
    N athaniel rief meinen Namen, aber ich konnte nicht antworten. Ich hatte Angst. Ich fürchtete, dass das andere, kältere Bewusstsein von mir Besitz ergriffe, wenn ich mir auch nur einen Moment zu denken erlaubte. Nathaniel ließ sich auf die Knie fallen, behielt beide Arme um meine Taille. Die ruckhafte Bewegung erschreckte mich, brachte mich zum Verstummen, als hätte er einen Schalter umgelegt. Das andere Bewusstsein strömte in die Stille. Es war nicht mehr kalt, sondern ängstlich. Leoparden sind Einzelgänger. Es gibt nur drei Gründe, sich in der Wildnis mit einem anderen Leoparden abzugeben. Kämpfen, fressen oder ficken. Nathaniel würde uns also entweder verletzen, ficken oder fressen. Die Angst, die durch meinen Kopf brüllte, kannte keine andere Möglichkeit. Ich hatte immer geglaubt zu wissen, was eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion ist. Aber Irrtum. Was ich als Mensch unter dieser Bezeichnung empfunden hatte, war schwach im Vergleich zu dem, was ich gerade erlebte. Das Verlangen, anzugreifen oder wegzurennen, beherrschte mich bis in die Finger- und Zehenspitzen. Solch eine Ausschüttung von Adrenalin hatte ich noch nicht erlebt. Mein ganzer Körper war prallvoll davon und stärker, schneller, weil mir ein Kampf auf Leben und Tod bevorstand.
    Ich rang darum, nicht in Panik zu geraten, mich nicht loszureißen, nicht mit Nathaniel zu kämpfen. Ich könnte entkommen. Das wusste ich, und das andere Bewusstsein ebenfalls. Wir könnten entkommen, könnten uns in Sicherheit bringen. Der Rest Mensch in mir dagegen wusste, dass Nathaniel uns nichts tun würde. Wir sollten uns von ihm festhalten lassen, mussten es sogar, weil ich sonst entkäme. Und was dann passieren würde, wusste ich nicht. Was würde passieren, wenn Nathaniel mich nicht mehr halten konnte, bis ich wieder wie ein Mensch dachte? Ich wollte es nicht erleben müssen, denn es wäre etwas Schlimmes, mit dem ich hinterher nicht leben wollte.
    Ich rang darum, stillzuhalten, ließ mich von Nathaniel nach vorn beugen und blieb schlaff in seinen Armen, während er mich an den Boden drückte. Das andere Bewusstsein schrie gellend durch meinen Kopf, als mein Körper den Teppich berührte. Es schrie, wir würden sterben, und war davon überzeugt. Es hatte hier keine Freunde. Ich hatte immer geglaubt, dass zumindest ein Teil dieses Tieres in mir Richards Wolf sei, doch in dem Augenblick erkannte ich, dass es nicht so war. Was in mir kämpfte, erkannte die soziale Ordnung des Rudels nicht an. Es kannte nur Beute, Rivale, Männchen und Junges. Nichts in mir sah Nathaniel als Kind an.
    Ich ließ mich mit dem Gesicht nach unten an den Teppich drücken. Mein Rock war zu kurz für diese Lage und begann hochzurutschen. Nathaniel lag an meinen Rücken geschmiegt und hielt meine Handgelenke fest. Ich wehrte die schreiende Stimme in mir ab, um still zu liegen, damit Nathaniel mich möglichst gut im Griff behielt. Er hatte nicht gelernt, wie man jemanden wirksam festhält. Er tat es auf unbedarfte Art, indem er mit dem Unterkörper meine Beine auseinanderzwang, damit ich mich nicht auf die Knie heben und ihn abwerfen konnte. Der Rock rutschte mir bis zur Hüfte hoch, bis mich nichts mehr von ihm trennte als mein Seidenslip und seine Hose. In der Position war ich schrecklich

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