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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schon Schlimmeres abbekommen, Mary.«
    »Nicht von einem Klienten.«
    Dazu sagte ich nichts. Es gab Geschichten, von denen sie nichts wusste, und so blieb uns allen das Gefängnis erspart.
    Sie blickte mich verwundert an. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Kratzer heilt bereits zu.«
    »Das genügt mir, Mary, danke.« Ich ging um sie herum zum Schreibtisch, wo das Verbandzeug lag. Ich würde ein größeres Stück Mull brauchen als Nathaniel für seine Hand. Allerdings würde mein Kratzer bis zum Abend verheilt sein. Seine dagegen nicht. Von mir zugefügte Verletzungen heilten genauso langsam, als stammten sie von einem Lykanthropen. Das war uns neulich aufgefallen.
    Mary drehte mich an der Schulter zu sich herum. »Sie halten den Mull, und ich klebe das Pflaster drauf, genau wie ich es mit Ihrem Freund gemacht habe.« Ihr Blick sagte deutlich, dass ich mich blöd anstellte.
    Ihr Verband bedeckte fast meine ganze Gesichtshälfte bis dicht unter das Auge. Barbara Brown hatte das nicht zum ersten Mal getan, darauf wäre ich jede Wette eingegangen. Frauen setzen im Streit manchmal ihre Fingernägel ein, aber die meisten machen es nicht gut. Barbara schien Übung darin zu haben.
    Mary blickte auf meine abgerissenen Nägel. »Tut das so weh, wie es aussieht?«
    Ich weiß nie, wie ich auf diese Frage antworten soll: Und wie! Oder: Wie soll ich das wissen? »Es tut weh.«
    Sie gab mir eine kleine Flasche Alkohol. »Tränken Sie die Stellen damit, bis es zu bluten aufhört.«
    Ich blickte sie an. »Auf keinen Fall.«
    Ich erntete einen typischen Elternblick. »Möchten Sie eine Blutvergiftung?«, fragte sie.
    Ich überlegte zu antworten, dass ich dagegen immun war, aber das war keine gesicherte Erkenntnis. Ich war eigentlich kein Lykanthrop. Zwar hatte ich deren Heilvermögen abbekommen, wusste aber nicht, ob mein Körper auch zu den übrigen gesundheitlichen Abwehrreaktionen fähig war. Es wäre scheiße, einen Finger durch Wundbrand zu verlieren, nur weil ich Marys Rat ignoriert hatte. Aber es würde ekelhaft wehtun.
    Die Tür zu Berts Büro öffnete sich, bevor ich in den Waschraum laufen konnte. Er machte ein sehr ernstes Gesicht, in seinen Augen bemerkte ich jedoch ein Flackern, das mich misstrauisch machte. Es war kein unterdrücktes Lachen, sondern etwas anderes.
    »Anita, möchten Sie die Browns wegen Körperverletzung anzeigen?« Er fragte das, ohne eine Miene zu verziehen. Sonst unternahm er große Anstrengungen, mich zu zwingen, mir allen möglichen Mist von Klienten gefallen zu lassen. Er hatte noch nie vorgeschlagen, Anzeige zu erstatten.
    Ich musterte sein Gesicht und versuchte zu erraten, was los war. »Nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
    Steve Brown erschien in der Tür, mit seiner Frau im Arm. »Es tut uns so leid, Ms Blake. Wirklich, ich weiß nicht, was in uns gefahren ist. Es war … unentschuldbar.«
    »Danke, dass Sie uns nicht anzeigen, Ms Blake«, sagte Barbara Brown. Sie hatte geweint und auch den letzten Rest Make-up dabei verloren. Sie sah älter aus als vor zwei Stunden, als sie mein Büro betreten hatte, und das nicht nur weil sie ungeschminkt war. Es war, als hätte ihr die Auseinandersetzung den letzten Rest Lebenskraft ausgesaugt.
    »Wir brauchen lediglich die Sachen unseres Sohnes, dann gehen wir«, sagte er. Er sah ebenfalls mitgenommen aus. Das war sicher verständlich, aber mir schien, dass da was im Busch war. Was, wusste ich noch nicht, aber auf jeden Fall ging es über Trauer und Verlegenheit und Angst vor der Polizei hinaus.
    »Mary wird Sie wegen Ihrer Sachen in das andere Büro begleiten«, sagte Bert.
    Mary konnte nicht ganz verbergen, was sie von den Browns hielt, führte sie aber in mein Büro. Als sie außer Hörweite waren, trat ich dicht an Bert heran und fragte leise: »Was haben Sie vor?«
    Er setzte seinen Unschuldsblick auf, was bedeutete, dass er log.
    »Was haben Sie ausgeheckt, Bert? Sie wissen, ich finde es sowieso heraus. Also raus damit.«
    Die Unschuldsmiene blieb und spielte mir falsche Aufrichtigkeit vor, bis die Browns zurückkamen. Mir schwante etwas. Doch das wäre so erbärmlich, dass ich dachte, nicht mal Bert würde so was tun.
    »Sie haben so getan, als würden Sie die Polizei rufen, stimmt’s?«
    Er machte seinen Wer-ich?-Blick. Ich hatte also richtig geraten.
    »Sie haben ihren Scheck angenommen. Den Haus-Scheck.«
    »Anita, nicht einmal ich würde so etwas tun.«
    »Doch, das würden Sie, wenn Sie glauben, dass Sie

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