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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sogar verhältnismäßig gut. Ich hakte mich bei ihm unter, um wenigstens den Rest des Weges einen einigermaßen normalen Eindruck zu machen.
    Edwin Alonzo Herman unterhielt seine Zuhörer mit der Geschichte, wie er jemanden mit einer Unterschrift um ein kleines Vermögen gebracht hatte. Zu unserer Zeit würde man das als Betrug ansehen, aber damals verstieß das gegen kein Gesetz. Viele Wirtschaftsgesetze stammten noch aus der Raubritterzeit, wo fast alles erlaubt war. Die ersten Millionäre in diesem Land hatten ihr Vermögen mit Methoden gemacht, die heute illegal wären. Doch Herman hatte die Lacher auf seiner Seite. Er hatte tatsächlich rosige Wangen und war der absolute Mittelpunkt. Alle waren gut gelaunt, schließlich hatten sie gewonnen, und der Mann, der die Geschichte erzählte, hatte ihnen zum Sieg verholfen. Wenn mir jemand einen Millionenverlust ersparte, würde ich ihn wahrscheinlich auch sympathisch finden.
    Er beendete seine Geschichte vor einem strahlenden Publikum. »Meine Herren, meine Damen, ich kann jetzt den letzten Teil meines Auftrag ausführen«, sagte ich.
    Einige schüttelten mir die Hand.
    »Ausgezeichnete Arbeit, Ms Blake, ganz ausgezeichnet.«
    »Wow, das war beeindruckend, wirklich.«
    »Ehrlich, ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.«
    Offenbar färbte die Sympathie auch auf mich ab. Den meisten Leuten wird mulmig, wenn ich einen Toten, der sehr lebendig aussieht, wieder ins Grab betten will.
    Requiem unterbrach die Lobreden. »Ms Blake hatte einen anstrengenden Abend, meine Herren. Wenn Sie ihr bitte gestatten wollen, die Arbeit hier abzuschließen, damit sie sich erholen kann.«
    »Oh, tut mir schrecklich leid … wir wussten ja nicht … vielen Dank … jeden Penny wert …« Damit entfernten sie sich.
    Edwin Alonzo Herman sah mich an, aber nicht freundlich. »Soweit ich verstanden habe, bin ich tot, und nur Ihre Magie hat mir das Leben zurückgegeben.«
    Ich zuckte die Achseln und bat Graham, mir die Machete und das Salz aus der Tasche zu geben.
    »Mir wurde auch erzählt, dass Vampire jetzt Rechte haben und als Bürger angesehen werden. Bin ich nicht nur eine andere Art Vampir? Wenn ich für lebend erklärt würde, wäre ich ein sehr, sehr reicher Mann. Ich wäre bereit, den Reichtum zu teilen, Miss Blake.«
    Ich blieb bei Requiem untergehakt und blickte den Zombie an, der so selbstsicher wirkte. »Wissen Sie, Mr Herman, von den wenigen sehr alten, die ich erweckt habe, haben sie die Möglichkeiten am schnellsten erkannt. Sie müssen zu Ihrer Zeit ein brillanter Kopf gewesen sein.«
    »Danke für das Kompliment. Und darf ich es erwidern? Ihre Gabe, die ist wirklich einzigartig. Gemeinsam könnten wir ein Imperium errichten.«
    Ich schmunzelte. »Ich habe schon einen Manager, aber vielen Dank.« Ich ließ Requiem los und stellte fest, dass ich allein stehen konnte. Wunderbar. Ich nahm Graham den Salztiegel aus der Hand.
    »Miss Blake, wenn ich doch im Grunde auch nur ein wandelnder Toter bin, ist es dann gerecht, mir zu verwehren, was den Vampiren gestattet wird?«
    »Sie sind kein Vampir.«
    »Wie groß kann der Unterschied zwischen mir und ihnen schon sein?«
    Ich tat etwas, das Marianne mir beigebracht und das ich bisher aus Sturheit noch nie getan hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch genügend Kraft hatte, um einen Kreis um das Grab abzuschreiten, der uns alle einschloss, und darum zog ich ihn im Geiste. Der Kreis bildete und schloss sich genauso, als hätte ich ihn mit Stahl und Blut gezogen. Gut, sehr gut.
    »Sie möchten den Unterschied wissen? Bitte, versuchen Sie, vom Grab wegzugehen.«
    Er blickte mich fragend an. »Ich verstehe nicht recht.«
    »Gehen Sie zu der Stelle, wo Sie mit den Anwälten und Ihrer Familie gesprochen haben.«
    »Ich sehe nicht, was das beweisen sollte.«
    »Das zeigt Ihnen den Unterschied zwischen Ihnen und meinem Begleiter.«
    Herman zog die Brauen zusammen, dann atmete er tief durch und ging vom Grab weg auf den Fahrweg zu. Nach ein paar Schritten ging er langsamer und blieb dann stehen. »Mir scheint, ich kann nicht weiter. Warum, weiß ich nicht. Ich kann keinen Schritt mehr gehen.« Er drehte sich zu mir um. »Warum? Warum kann ich nicht weitergehen?«
    »Requiem, verlass den Kreis.«
    Er sah mich an, dann ging er an Herman vorbei. Kurz zögerte er an der Kreislinie, und ich überlegte, ob ich womöglich zu gute Arbeit geleistet hatte. Der Kreis sollte nur Zombies aufhalten, niemand anderen. Der Vampir

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