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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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war kein dummer Aberglaube. Der Name hatte ihre Macht beschworen, ihre Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Ich rechnete mit einer Stimme, die zu dem Schrecken passte, den sie verbreitete, doch es herrschte Stille, eine so tiefe Stille, in der ich nur mein Blut in den Adern rauschen, mein Herz hämmern hörte. Dann hörte ich einen zweiten Herzschlag, der noch schneller, noch verängstigter war als meiner. Wie konnte er mit solcher Angst leben?
    Langsam drehte ich den Kopf; zu etwas anderem war ich nicht imstande. Ich blickte Nathaniel an. Seine Augen waren schreckgeweitet, und er würgte beim Atmen, als könnte er an der Angst ersticken.
    Damian lag wie ein Toter in meinem Schoß, mit geschlossenen Augen und ohne zu atmen. Bei ihm war kein Herzschlag zu hören. Mir kam ein Gedanke: Sie hat genommen, was sie ihm gab. Doch sofort kam ein zweiter: Er ist mein. Ich habe sein Herz zum Schlagen gebracht. Ich lasse das Blut durch seine Adern fließen. Er ist mein. Nicht ihrer. Nicht mehr. Mein ist er.
    Nathaniel drückte die Finger in meinen Arm und röchelte, als ob ihm eine unsichtbare Hand den Hals zudrückte. Ich glaubte nicht, dass das wirklich passierte, er würgte an der Angst. An ihrer Macht. Ich sah seinen furchtsamen Blick und versuchte, ihn anzusprechen, irgendetwas zu sagen, bekam aber keinen Laut heraus. Ich versuchte, meine Macht zu beschwören, konnte aber nicht denken. Die Angst stahl mir meine Gedanken, meine Logik, meine Macht. Nein. Nein, tief im Hinterkopf wusste ich, das war nicht wahr. Sie war nichts weiter als ein Vampir. Bloß ein Vampir. Ich war ein Nekromant. Sie konnte das nicht mit mir machen. Doch ich war zu sehr damit beschäftigt, überhaupt Luft zu kriegen, als dass ich weiter denken konnte.
    Hätte ich Luft bekommen, hätte ich geschrien, hätte meine Frustration hinausgeschrien. Denn ich wusste nicht, wie ich gegen das hier ankämpfen sollte. Sie versuchte nicht, einen von uns zu ihrem Diener zu machen oder zu verführen oder sonst wie zu beherrschen. Sie schickte nur Angst wie einen Wind, der uns vielleicht umbrächte oder auch nicht. Es war ihr egal. Da war keine weitere Absicht zu spüren, keine starke Emotion außer der Angst, und die empfanden nur wir. Sie selbst fühlte nichts. Absolut nichts.
    Gegen nichts konnte ich nicht kämpfen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wir lagen im Sterben, und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte.

20
    M a petite«, rief Jean-Claude in meinem Kopf. Die Angst schwoll an und überdeckte seine Worte. Obwohl er in meinen Kopf hineinsprach, konnte ich ihn nicht verstehen. Die Angst überlagerte seine Stimme wie ein Radiosender einen anderen. Sie waren wie die geisterhaften Laute eines fernen Senders, hörbar, aber nicht zu verstehen. Ich empfing nur Morovens Angst.
    Nathaniel sackte gegen mich. Mit aufgesperrtem Mund rang er nach Luft, als wäre sie zu dick zum Atmen. Mein eigenes Leben aufzugeben war eins, aber ich würde nicht als Einzige sterben. Nathaniel und Damian lagen erschlafft auf meinem Schoß.
    Gregory kniete sich zu mir. Ich hatte beinahe vergessen, dass er da war. Gewöhnlich konnte ich seinem Gesicht, wenn er in Leopardengestalt war, nicht ansehen, was in ihm vorging, doch diesmal war es für mich eindeutig. Trotz Fell und gelber Katzenaugen sah ich seinen Hunger. Nicht Lust, sondern Hunger. »Sie riechen wie Fressen«, knurrte er.
    »Ich weiß.« Das war Richards Stimme, und ich drehte mich danach um und streckte die Hand nach ihm aus. Er hatte uns aus Damians Erinnerungen rausgeholt, vielleicht könnte er uns auch aus der Angst herausziehen.
    Er blickte … unglücklich, wütend. Ich ließ die Hand sinken, dann nahm er sie doch noch; in letzter Sekunde nahm er sie in seine. Augenblicklich roch ich Wald und Fell. Die Angst ließ ein wenig nach, zog sich zurück wie die Wellen vom Strand, doch die nächsten Wogen bauten sich schon auf; ich wusste, sie rollten auf mich zu.
    Immerhin konnte ich jetzt sprechen. »Hilf mir.«
    Jean-Claudes Stimme in mir schwoll an und drängte die Angst so weit zurück, dass ich ihn verstehen konnte. »Du musst die Ardeur wecken, ma petite, unbedingt. Reine Lust, die frei ist von Schmerz und Angst, versteht Moroven nicht. Nimm unseren Richard zu Hilfe, dann kann ich meine Kräfte mit euren vereinen, und gemeinsam besiegen wir sie.«
    Ich blickte in das Gesicht des Mannes, den Jean-Claude so beiläufig als unseren bezeichnete, und wusste, er war nicht unser. Ich roch den wunderbaren Moschusduft und

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