Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
die Leute schreien hören, als wir ihr Dorf überfielen.
    Perrin stand in Licht getaucht da. Er stand im Licht, brannte aber nicht. Dann hörte ich die Bemerkung, die am Anfang all dieses Wahnsinns gestanden hatte: »Vielleicht können sie mit dir in der Sonne wandeln, Moroven, nicht weil du diese Macht auf sie überträgst, sondern weil sie selbst die Gabe entwickelt haben.« Ein Bote des Rates hatte die Worte fallen lassen, ihr als giftigen Floh ins Ohr gesetzt. Kurz glaubten wir, der Bote hätte recht gehabt. Wir glaubten, Perrin könnte aufgrund seiner eigenen Kräfte im Licht stehen. Einen herrlichen Moment lang glaubten wir das. Doch dann blickte er nicht mehr triumphierend, sondern erschrocken.
    Von seinem Körper stiegen Rauchkräusel auf. Wie im Film, dachte mein eigenes Ich, und dann: Aber so ist es gar nicht. Ich hatte schon Vampire im Sonnenlicht sterben sehen, und sie waren in Flammen aufgegangen. Es hatte keinen Rauch gegeben, auch keine Verzögerung, nur eine plötzliche Flammensäule. Meine Verwunderung zog uns ein Stückchen aus dem Entsetzen heraus. Wir konnten hinsehen, ohne dass es uns die Luft abschnürte. Flammen züngelten über seinen Körper, kurz war er in ein sattes Orange-Gold getaucht, und seine langen blonden Haare flatterten im Wind der Hitze, dann verzehrte ihn das Feuer.
    Perrin kreischte. Zu sagen, dass er schrie, wäre keine treffende Beschreibung.
    Wir schrien, weil wir nicht anders konnten. Das Entsetzen, die Trauer, die Angst musste herausgeschrien werden, sonst hätten wir den Verstand verloren.
    Plötzlich roch ich Wald, den satten, grünen Geruch tiefer Wälder – Nadelbäume und frisch aufgewühlte Erde. Ich starrte auf den brennenden Vampir, meinen lebenslangen Freund, meinen Bruder, und war dabei ruhig. Was ich roch, war Wald, nicht Seeluft, und einen Moment später – Wolf. Der Moschusduft des Wolfes. Richard.
    Der Gedanke an ihn machte den Wald- und Fellgeruch intensiver und verdrängte alles andere. Die Erinnerung begann zu verblassen. Buchstäblich. Die Bilder wurden unklar, und wir entfernten uns von dem schrecklichen Ort. Perrins Stimme trieb davon und verlor sich in der Ferne. »Moroven, Moroven«, hatte er anfangs gekreischt, den Namen seiner und Damians Schöpferin, dann »Nemhain«, was ihr geheimer, ihr wahrer Name war. Immer und immer wieder hatte er diesen Namen gekreischt, und Damian mit ihm. Der schrie den Namen noch, als die Erinnerung bereits verblasst war.
    Wir kamen in der Gegenwart zu uns, am Boden meines Badezimmers, mit Richards Hand an meinem Arm. Ich wollte ihn gerade ansehen, als Damian sich auf die Knie drehte, um aufzuspringen. Ich hielt ihn an Taille und Brust fest, Nathaniel umklammerte seinen Arm. Er wehrte sich dagegen, als wollte er noch zu dem brennenden Perrin rennen und sich selbst vernichten. Er schrie noch immer »Nemhain, Nemhain, sei verflucht!« Dann erschlaffte er urplötzlich, und Richard musste mich mit einer Hand im Rücken abfangen, sonst wäre ich gegen die Glastür der Dusche gekippt. Nathaniel bremste Damians Fall an der Schulter ab. »Verflucht seist du, Nemhain!«, schluchzte Damian leise weiter und krümmte sich auf meinem Schoß zusammen, was mich in Richards Armbeuge drückte. Nathaniel strich ihm immer wieder tröstend über die Haare.
    Damian murmelte noch ihren Namen, als die Welt plötzlich in Angst ertrank. Es war, als ob der Schrecken zu Luft geworden wäre und man ihn einatmen oder sterben müsste, obwohl ihn einzuatmen den Tod bedeutete. Alles war Tod, alles Angst. Sie brauste durch meinen Kopf, gedankenlos, gestaltlos, eine so reine Angst, dass mein Herz für einen Schlag aussetzte und dann zögerte, als wollte es vor Angst ganz aufhören zu schlagen. Vor Angst sterben ist nicht bloß eine Redewendung. Einen atemlosen Moment lang wartete ich, ob mein Herz sich entschließen würde, weiterzuschlagen, oder befand, es sei besser, still zu sein, Hauptsache der Angst entgehen. Alles, nur ihr nicht in die Hände fallen.
    Richards stützender Arm verschwand, und ich spürte das kalte Glas der Duschwand am Rücken.
    Ich stieß den Atem aus, und mein Herz machte einen Satz und schmerzte, als hätte es blaue Flecke bekommen, weil es sich so fest an mich gedrückt hatte. Meine Brust schmerzte, mein Hals schmerzte, und noch immer bestand die Luft aus Angst. Bei jedem Atemzug ließ ich sie tiefer in mich hinein. Die Angst war sie: Nemhain, Moroven, Damians und Perrins Schöpferin. Der Rat, ihren Namen nicht auszusprechen,

Weitere Kostenlose Bücher