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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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moderndes Laub, spürte die Ruhe des Waldes, doch in seinem Gesicht sah ich alles andere als Ruhe. In den braunen Augen stand ein leiser, schimmernder Zorn. Durch die Berührung seiner Hand hätte ich den Zorn auf meiner Haut spüren müssen, doch alles, was ich fühlte, war Morovens Macht wie ein Sturm, der loszubrechen droht. Ich war voller Angst.
    »Ma petite, kannst du mich hören?«
    »Ja«, brachte ich flüsternd hervor.
    »Warum tut sich nichts?«
    Ich wollte ihn fragen, was er von mir verlangte, ob ich Richard niederringen und vergewaltigen sollte. Aber heraus kam: »Ich kann nicht, ich kann nicht.«
    »Was kannst du nicht, ma petite?«
    »Ich kann die Ardeur nicht mit Richard befriedigen.« Es kam mir albern vor, das laut zu sagen, wo ich in dieses schöne, zornige Gesicht blickte, doch ich konnte mich nicht genügend konzentrieren, um es still in Gedanken auszudrücken. Schon das Sprechen fiel mir schwer.
    »Richard hat sich dazu bereit erklärt, ma petite.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Glaub ihm nicht. Er ist wütend.«
    Richard blickte noch zorniger, aber laut sagte er: »Jean-Claude sagt die Wahrheit, Anita. Ich bin bereit, mit dir die Ardeur zu stillen.« Sein Gesichtsausdruck war finster. Er hatte sich bereit erklärt, wollte es aber nicht tun. Ich übrigens auch nicht. Ich wollte diese Verbindung zwischen uns nicht neu beleben. Die Trennung hatte uns solche Anstrengung gekostet, und Sex mit Richard würde uns wieder eng aneinanderbinden. Ich wollte das nicht. Ich zweifelte, ob mein Herz es überleben würde, noch mal gebrochen zu werden. Man hat nur soundso viel emotionalen Superkleber in sich.
    »Ich kann Morovens Angst nicht ewig von dir fernhalten, ma petite. Du musst handeln, bevor meine Kräfte uns im Stich lassen.«
    »Du hast gut reden«, erwiderte ich und klang gar nicht mehr hauchig vor Angst, sondern fast wieder wie ich selbst: wunderbar sarkastisch. Gut. »Es ist nicht dein lilienweißer Arsch, der auf dem Spiel steht.«
    »Wenn ich zu dir fliegen könnte, würde ich es tun, aber es ist heller Tag. Du musst es mit Richard allein tun. Meine Kräfte lassen bereits nach. Ich fühle Morovens Schrecken näher kommen, und wenn er mir zu nahe kommt, werde ich fliehen und mich selbst retten, was dann hoffentlich noch möglich sein wird. Doch wenn ihr beide tut, was ich befürchte, dann wird es zu spät sein, zu spät für Damian, zu spät für Nathaniel, und wenn du den Tod deines Dieners und deines gehorsamen Tieres nicht überlebst, dann werden vielleicht auch Richard und ich den Mond nicht mehr aufgehen sehen. Ist es denn so schrecklich, sich an Richard zu sättigen, ma petite? Ist das schlimmer als der Tod?«
    So gesehen, nein, aber … verfluchter Mist. Warum musste immer alles zu Sex führen? Warum gab es nie ein anderes Mittel, um zu siegen?
    Jean-Claude antwortete darauf. »Weil wir nur mit den Mitteln kämpfen können, die uns zur Verfügung stehen. Ich bin ein Inkubus, ma petite, und Verführung ist mein Fluch und meine größte Kraft. Wenn ich dir eine andere Magie anzubieten hätte, würde ich es tun, aber ich habe nur diese eine. Darauf verstehe ich mich am besten.«
    »Wenn man als einziges Werkzeug einen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus«, sagte ich.
    Jean-Claude setzte zu einer Frage an, wurde aber hinweggefegt. Alles wurde von Schrecken hinweggefegt. das Herz schlug mir im Hals und machte ihn eng, als hätte ich einen Fisch verschluckt. Ich würgte an meinem eigenen Herzen. Meine Haut war eiskalt von der Kälte ihrer Macht, so groß war meine Angst, so groß.
    Richard riss seine Hand weg und wich vor mir zurück. Sein Gesicht war jetzt undurchdringlich. Von seinem Zorn war nichts mehr zu sehen.
    Gregory rutschte auf Knien näher heran und streckte den Oberkörper über Nathaniel und Damian hinweg, bis er mit dem Gesicht dicht vor mir war. Er schnupperte an mir. »Riecht so gut, so lecker. Angst und Fleisch.« Er stieß einen langen Seufzer aus, der mir auf der Haut kitzelte. »Angst und Fleisch.«
    Vor Gregory hatte ich keine Angst, das wusste ich, aber Angst empfand ich. Sie bezog sich auf nichts Bestimmtes, suchte aber nach einem Ziel. Als Gregory lächelnd die Zähne bleckte, keuchte ich erschrocken auf. Die Angst hängte sich an die schimmernden Reißzähne, den Hunger, der ihm aus den Augen leuchtete. Plötzlich hatte ich nicht bloß Angst, sondern Angst vor Gregory, vor seinen Klauen, seinen Zähnen. Es war das erste Mal; ich hatte noch nie vor einem meiner

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