Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Tür und hielt sich dabei den Arm.
Seine Freundin, und ich war gleich bei der ersten Begegnung splitterfasernackt. Großartig. Na, wenigstens hatte sie mich nicht mit Damian vögeln sehen. Immerhin etwas. Großartig. Einfach großartig. Ich schüttelte den Kopf und verschwand in Richtung Badezimmer.
Hinter mir hörte ich Gregorys Stimme: »Wahrscheinlich geht es mich nichts an, aber sollte Richard wirklich so vor die Tür gehen, wo ihn vorbeifahrende Leute sehen können? Er ist voller Blut.«
Ich drehte mich nach ihm um. »Mist, auf keinen Fall.« Ich rannte los, und Micah hielt mich auf. »Ich werde gehen. Ich bin der Einzige, bei dem sie nicht die Polizei rufen werden.« Er drückte mir die Schulter und lächelte mich an.
Mir fiel ein, dass ich ihm keinen Begrüßungskuss gegeben hatte. Das tat ich sonst immer. Natürlich klebten Blut und andere Körperflüssigkeiten an mir, die nicht mal von ihm stammten, doch er würde nicht verstehen, dass ich ihm deshalb nicht zu nahe kommen wollte. Meine Verwirrung musste sich auf meinem Gesicht gespiegelt haben, denn sein Lächeln wurde breiter. Er drehte mich an den Schultern herum, schob mich Richtung Bad und gab mir einen Klaps auf den Hintern. »Geh dich waschen, ich kümmere mich darum.«
»Unglaublich, was du gerade getan hast«, sagte ich.
»Was denn?« Er grinste mich an.
Ich konnte die Male, wo er mich angegrinst hatte, an einer Hand abzählen. Seine Augen funkelten, als könnte er sich das Lachen kaum verkneifen. Ich freute mich, dass er Spaß hatte, ganz ehrlich. Ich wusste nur nicht, was so komisch war, und hatte nicht den Mut zu fragen. Wahrscheinlich lachte er auf meine Kosten, oder ich hatte etwas gemacht, was er niedlich fand. Ich war nicht niedlich. Verwirrt, beschissen drauf, voll blauer Flecke, ja, aber nicht niedlich. Nathaniel und Damian ließen sich nichts anmerken, aber als ich an Gregory vorbeiging, sagte ich vorsichtshalber: »Finger weg, oder du hast keine mehr.« Ich hielt nicht mal kurz inne.
»Mit dir kann man keinen Spaß haben«, knurrte er.
Bevor ich um die Ecke verschwand, blickte ich über die Schulter. »Doch, ziemlich viel sogar, nur du nicht.«
»Miststück.«
Grinsend bog ich um die Ecke.
19
I n der Dusche versuchte ich, nichts zu denken. Denken schlecht, heißes Wasser gut. Ich drehte den Duschkopf auf Massagestrahl und ließ mir das Wasser auf den Körper knallen. Es fand Blutergüsse, von denen ich nichts gewusst hatte. Früher hätte ich nach solch einer Prügelei üble Verletzungen gehabt. Dank Jean-Claudes Vampirzeichen war ich nur ein bisschen steif. Der Biss würde am längsten zum Heilen brauchen, aber in ein paar Tagen, spätestens einer Woche verschwunden sein. Das mit dem Heilen war großartig, das Übrige … na ja, sagen wir einfach, die Geschworenen beraten noch.
Durch das Geprassel hörte ich einen Laut. Es dauerte eine volle Minute, bis ich begriff, dass jemand an die Badezimmertür klopfte. Ich ignorierte es. Das Klopfen verstummte, und ich dachte: »Ah, gut«, doch dann setzte es umso lauter wieder ein, als glaubte derjenige, ich hätte es beim ersten Mal überhört.
Seufzend drehte ich den Hahn zu und rief: »Was ist?«
»Damian geht es nicht gut«, antwortete Nathaniel durch die geschlossene Tür.
Eine Sekunde lang stand ich da und ließ mir das Wasser in die Augen rinnen. »Was soll das heißen, es geht ihm nicht gut?«
»Fühlst du es nicht?«
Ich lenkte meine Gedanken darauf, dachte an Damian, und plötzlich drückte mir Angst wie ein Tonnengewicht auf die Brust. Ich taumelte und war froh über die Sicherheitsstange an der Duschwand. Es war die gleiche Angst, die ihn schreiend durchs Haus getrieben hatte. Ich war mir nicht sicher, ob wir einen zweiten Anfall von ihm überleben würden. »Ich komme.«
Ich drückte mir das Wasser aus den Haaren, wand ein Handtuch um den Kopf und trocknete mich hastig ab, um in den Bademantel zu schlüpfen, als die Tür aufsprang. Als Erster drängte Gregory in seinem Fellaufzug herein, eine Klaue unter Damians Arm, dahinter Richard, der Damian am anderen Arm gepackt hielt. Halb trugen, halb schleiften sie ihn durch die Tür zu mir, und seine Angst schlug mir entgegen. Solche Angst hatte ich noch nie erlebt. Ich konnte kaum Luft holen. Sie drückte mir auf die Brust und schnürte mir die Kehle zu. Sie war so schwer, dass ich zu Boden ging, als hätte mich jemand umgehauen. Es war nicht mein Puls, an dem ich würgte, es war mein Entsetzen – als versuchte ich einen
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