Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Picknick.
»Heute Morgen ging es ihr gut«, erklärte Richard.
Als ich sicher war, einigermaßen neutral zu gucken, drehte ich mich wieder um.
»Aber sie reagiert auf deinen Ärger und dein Tier«, wandte Micah ein.
»Das weiß ich«, erwiderte Richard leise knurrend.
Clair schwankte auf ihrem Stuhl.
»Richard«, sagte Dr. Lillian, »du hast dich sonst besser in der Gewalt.«
Er nickte bloß.
Lillian seufzte. »Gäbe es eine Möglichkeit, die Heilung bis Montag zu Ende zu bringen, dann könnte dein Geheimnis gewahrt bleiben.«
»Nein«, sagte Richard.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff. »Wenn du vorschlägst, was ich vermute, dann lautet die Antwort nicht bloß nein, sondern auf gar keinen Fall.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften und stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf. »Ihr seid alle beide kindisch.«
Wir widersprachen unisono.
»Na schön. Dann kann ich für den Arm nicht mehr tun. Ich werde noch bleiben, bis wir sicher sind, dass der Vampir nicht noch mehr Schaden anrichtet.«
»Er heißt Damian«, sagte ich.
Sie nickte. »Meinetwegen Damian. Wenn du sie nicht helfen lassen willst, Richard, dann musst du mit Clair nach Hause fahren. Ich würde vorschlagen, du bringst sie in den Kellerraum, bevor du dich verwandelst. Deine Kräfte haben offenbar einen starken Einfluss auf sie.« Letzteres klang, als hätte sie eigentlich etwas anderes sagen wollen, sich aber eines Besseren besonnen.
»Ich bleibe, bis Damian sicher in seinem Sarg liegt.«
»Ich meine, du hast deinen Teil getan«, erwiderte Lillian.
»Vorhin war meine Hilfe dringend nötig«, sagte er.
Das ließ sich nicht bestreiten, aber … »Wieso bist du eigentlich gerade in dem Augenblick hereingeschneit?«
»Gregory hatte auf dem Weg hierher eine Autopanne und wollte abgeholt werden, hat hier aber niemanden erreicht. Da hat er sich Sorgen gemacht, und ich war der Nächste auf der Notrufliste der Koalition.«
Ich hatte gar nicht gewusst, dass Richard beim Nothilfetelefon mitmachte. »Warum hat er nicht die Pannenhilfe angerufen?«
»Er hat sich mehr Sorgen gemacht, weil keiner ans Telefon ging, als wegen seines Wagens.«
»Dachte nicht, dass wir Gregory so wichtig sind.«
Fredo ließ sich mal wieder vernehmen. »Alle deine Leoparden sind sehr auf deine und Micahs Sicherheit bedacht.«
Ich sah ihn an. »Das war mir nicht bewusst.«
Kurz leuchteten die Zähne in seinem dunklen Gesicht; er grinste mich an. »Du kannst es nicht leiden, umsorgt zu werden. Das wissen sie.« Das Grinsen verschwand. »Du bist für sie ein sicherer Hafen, das wissen sie zu schätzen.«
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidert hätte, denn Lillian unterbrach uns und rettete mich.
»Du musst nach Hause fahren, Richard.«
»Micah ist jetzt hier und Fredo auch«, sagte ich. »Du kannst die Sache jetzt uns überlassen.«
Er wollte den Kopf schütteln, stockte aber mitten in der Bewegung. »Ich bleibe, bis wir sicher sind.«
Lillian seufzte und zuckte die Achseln. »Du bist ein sehr sturer Mann. Also bleib. Bleib und ertrage die Schmerzen.« Dann drehte sie sich zu mir. »Ist noch Kaffee da?«
Ich musste lächeln. »Nathaniel kann sich darum kümmern.«
»Jede Wette, dass er das kann«, meinte sie mit einem neckischen Seitenblick.
Nathaniel nahm das lachend auf.
Ich weiß nicht, was für ein Gesicht ich dabei machte, jedenfalls veranlasste es Lillian zu bemerken: »Ich bin über fünfzig, Anita, nicht tot.«
»An so was habe ich gar nicht gedacht«, sagte ich. Ich wusste nicht, wie ich es ausdrücken sollte, aber ich fand, so was sagte man nicht über den Freund einer Bekannten, jedenfalls nicht in ihrer Gegenwart. Schon wieder dieses »Freund« im Zusammenhang mit Nathaniel.
Sie blickte mich prüfend an. »Deinem Gesicht nach zu urteilen, bin ich gerade ins Fettnäpfchen getreten. Ist er mehr als nur ein Mitglied deines Rudels?«
Ich antwortete ja und Richard nein, worauf wir einander anblickten. »Ich finde nicht, dass du solche Fragen für mich beantworten kannst, Richard.«
»Du hast recht, entschuldige. Aber er ist nicht dein Lover und auch nicht dein Freund.«
»Nein, aber mein Pomme de sang.«
Richard schüttelte den Kopf und stockte erneut. Ich glaube, ihm war bis dahin nie bewusst gewesen, wie oft er das tat. »Ich dachte, wir alle dachten, er wohnt nur bei dir, und jetzt höre ich, dass das nicht stimmt.«
»Er wohnt sehr wohl bei mir.«
Diesmal fiel Richard noch rechtzeitig ein, das Kopfschütteln zu lassen. »Das weiß
Weitere Kostenlose Bücher