Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Werleopard?«
Sie nickte.
»Seit drei Jahren.«
Ich rechnete kurz. »Das heißt, Gabriel hat dich angesteckt, als du siebzehn warst.«
Er nickte. »Ja.«
»Das ist illegal.«
»In den meisten Staaten ist es unabhängig vom Alter illegal, jemanden absichtlich mit einer potenziell tödlichen Krankheit anzustecken«, sagte Richard.
Ich schüttelte den Kopf. »Offenbar setze ich allmählich Lykanthropie mit Vampirismus gleich, für den man sich ab achtzehn frei entscheiden darf.«
»Das Gesetz macht da einen Unterschied«, sagte Richard.
Das war mir bekannt, aber ich verbrachte so viel Zeit mit Gestaltwandlern, dass ich das manchmal vergaß. Wie nachlässig von mir. »Hab ich glatt vergessen.«
»Und das als Bundesmarshal«, sagte er, doch der bissigen Bemerkung fehlte der bissige Ton, weil er im selben Moment vor Schmerzen zusammenzuckte.
»Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
»Das kann ich dir sagen«, antwortete Lillian. Sie lächelte, aber ihr Blick blieb ernst. »Wäre er ein Mensch, würde er den Arm sehr wahrscheinlich nicht mehr gebrauchen können oder höchstens noch fünfzig Prozent Mobilität zurückgewinnen. Dein Vampir hat in der Schulter und im oberen Brustbereich Muskeln und Sehnen durchtrennt.«
»Aber er ist kein Mensch«, sagte ich, »es wird verheilen.« Das »dein Vampir« ließ ich unkommentiert. Ich mochte die Ärztin und wollte mich nicht streiten.
»Ja, aber es wird Tage dauern oder sogar Wochen, wenn er sich weigert, sich zu verwandeln.«
»Ich verspreche, dass ich es tue, sobald ich zu Hause bin«, sagte er.
Sie schaute ihn skeptisch an.
»Ich kann mich zwar sofort in einen Menschen zurückverwandeln, aber es hat seinen Preis. Ich möchte lieber nicht den Rest des Tages erschöpft sein. Wenn ich mich verwandle und ein paar Stunden lang in Tiergestalt bleibe, ist es nicht so auslaugend.« Die Erklärung war wohl an Clair gerichtet. Sie war wirklich noch sehr neu. »Darum warte ich bis zu Hause. Und außerdem braucht Clair dann keinem zu erklären, warum sie einen Werwolf im Wagen spazieren fährt.« Letzteres klang ein bisschen verbittert.
»Er wird es nicht sagen, darum tue ich es: Bei mir ist alles noch so frisch, dass die Verwandlung eines Rudelmitglieds auch meine auslösen kann, und da es meine erste wäre, wäre ich unberechenbar.« Sie sah dabei zu Boden und mied jeden Blickkontakt.
Richard nahm ihre Hand. »Das ist in Ordnung, Clair, jeder hat anfangs Probleme.«
Alle nickten, manche sagten ja. Das schien Clair ein wenig aufzumuntern. Sie sah jünger aus, als ich zuerst gedacht hatte, höchstens wie vierundzwanzig. Wäre sie nicht Richards neue Freundin, hätte ich sie danach gefragt. Doch so kam es mir zudringlich vor. Es ging mich nichts an.
»Selbst wenn du dich zu Hause verwandelst, solch eine Verletzung ist auch bei dir noch nicht innerhalb von zwei Tagen verheilt«, sagte Lillian.
»Ach wirklich?« Er klang defensiv. War mir etwas entgangen?
»Wenn du am Montag mit verbundenem Arm in die Schule gehst und ihn am Freitag schon wieder gebrauchen kannst, meinst du nicht, dass deine Kollegen ein paar verwunderte Bemerkungen zu deiner schnellen Genesung machen könnten?«
»Ich werde mir eine harmlosere Verletzung ausdenken, wo eine schnelle Heilung glaubwürdig ist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn sie herausfinden, dass du ein Werwolf bist, werden sie dich nicht mehr unterrichten lassen.«
»Das weiß ich«, sagte er heftig, und ein Hauch seiner Macht zog durch die Luft, als würde Hitze herangeweht.
Clair stieß zitternd den Atem aus. Sie wirkte schwindelig. Micah schob ihr einen Stuhl unter und half Richard, sie hineinzusetzen.
»Seit wann ist sie ein Werwolf?«, fragte ich.
»Seit drei Monaten«, antwortete Richard.
Ich sah ihn an, aber er wich meinem Blick aus. »Drei Monate, und da erlaubst du ihr, das sichere Haus zu verlassen, obwohl es nur noch ein paar Tage bis zum Vollmond sind?«
»Ist sie in deinem Haus nicht sicher?«, fragte er.
»Man kann hier gefahrlos die Gestalt wechseln, aber ich habe keinen Schutzraum.« Echte Schutzhäuser hatten einen Raum mit Stahltür und Stahlbetonwänden. Die meisten Gestaltwandler ließen sich so einen im Keller machen und erzählten den Handwerkern, er solle als Vorratsraum dienen.
»Wir wollten heute ein Picknick machen«, sagte Clair leise.
Ich musste mich wegdrehen, damit Richard mein Gesicht nicht sehen konnte. Man nahm einen frisch gebackenen Gestaltwandler, der solche Probleme hatte, nicht mit zu einem
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