Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
ich. Aber er ist nicht dein Lover.«
»Und welche Rolle spielt das?«
»Nun aber Schluss, Kinder«, sagte Lillian. »Ich habe nur eine harmlose Bemerkung gemacht. Ich wusste nicht, was ein Pomme de sang für … seinen Besitzer oder Meister bedeutet.« Sie seufzte. »Ich wollte niemandem zu nahe treten. Belassen wir es einfach dabei.«
»Du bist mir nicht zu nahe getreten«, sagte Nathaniel und gab ihr den Kaffee in einer der bunten Tassen, die er für die Treffen der Fellkoalition gekauft hatte. Er war der Meinung, es wäre nett, wenn wir für die Gäste lauter gleiche Tassen hätten. Ich war seiner Meinung, solange ich sie nicht zu kaufen brauchte, also kaufte er sie. Die einen waren satt dunkelblau, die anderen tannengrün. Hübsch.
Er gab mir meine Pinguintasse fast randvoll mit Kaffee in genau dem richtigen Hellbraun. Schon an der Farbe sah ich, dass er schmeckte. »Trink«, sagte er. »Nach ein paar Schlucken Kaffee fühlst du dich besser.«
»Es geht mir gut«, erwiderte ich, nippte aber trotzdem an der Tasse. Perfekt.
Er hatte auch schon die Kaffeemaschine eingeschaltet. Ich hatte recht: mit der Cafetière bekam man nie genug Kaffee auf einmal, um so viele Leute zufriedenzustellen. Mann, es reichte nicht mal für meine frühmorgendlichen Bedürfnisse. »Hier ist noch genug für eine Tasse. Wer möchte? Die nächste Kanne ist gleich fertig.« Er lächelte in den Raum hinein und holte mehr blaue und grüne Tassen aus dem Schrank.
»Er benimmt sich, als wäre es seine Küche«, sagte Richard.
»Er kocht darin häufiger als ich.«
Richard bremste sich sichtlich, um nicht den Kopf zu schütteln. »Nein, ich meine … Jason ist Jean-Claudes Pomme de sang, aber er läuft nicht im Zirkus herum, als gehörte er ihm. Nathaniel verhält sich, als wäre das hier sein Zuhause.«
Nathaniel stand mit dem Rücken zur Küche und ganz in meiner Nähe, sodass ich mitbekam, wie er plötzlich still wurde, während er Kaffee eingoss und so tat, als könnte er uns nicht hören.
»Es ist sein Zuhause«, sagte ich.
Leise seufzend atmete er aus, als hätte er die Luft angehalten, während er auf meine Antwort wartete. Er sah mich nicht an, lächelte aber und hantierte weiter mit den Tassen.
»Jason lebt bei Jean-Claude, ist aber nicht sein …« Offenbar fehlten Richard die Worte.
Lillian half aus. »Jean-Claude hätte sich nicht daran gestört, wenn ich bemerkte hätte, wie süß ich Jason finde. Aber dich hat es gestört, als ich etwas über Nathaniel gesagt habe, Anita. Wenn sie beide nur der Pomme de sang sind, dann sind Richard und ich zu Recht unsicher, wie wir uns in ihrer Gegenwart verhalten sollen. Nicht fester Freund, nicht Geliebter, das wird langsam ein bisschen verwirrend.«
Nathaniel achtete sehr darauf, mich nicht anzusehen. Er sah niemanden an, vor allem aber mich nicht. Keine Ahnung, wieso ich wusste, dass seine Gedanken nicht bloß der Sahne galten, die er aus dem Kühlschrank nahm und in ein Kännchen goss. Das Kännchen war blau und die Zuckerschale grün, sodass sie zu den Tassen passten. Ich wusste, dass seine Lieblingsfarbe Violett war, und hatte ihn gefragt, warum er das Geschirr nicht in dieser Farbe genommen hatte. Seine Antwort war, Blau sei meine und Grün Micahs Lieblingsfarbe. Das schien für ihn eine logische Erklärung zu sein. Für mich eigentlich nicht, doch ich lernte allmählich, dass es darauf gar nicht ankam, solange es die Leute um mich herum zufrieden machte, und das neue Geschirr machte Nathaniel offenbar sehr zufrieden.
Er stellte Kännchen und Zuckerschale auf ein kleines Tablett und legte eine Zange für die Zuckerwürfel dazu. Warum Zuckerwürfel? Weil Nathaniel es scheinbar besonderen Spaß machte, die Leute zu fragen, wie viele Würfel sie wollten. Wie ein Kind, das »Besuch« spielt. Nein, das war nicht fair. Er war wie eine frisch verheiratete Frau, die noch nie einen Haushalt oder eine eigene Küche gehabt hat und es genießt, Gastgeberin zu sein. Aber es war, als hätte er noch nie gesehen, wie richtige Leute so was machten, und hätte es sich von Filmen, Büchern oder Zeitschriften abgeguckt. Ich meine, kein Mensch bietet mehr Sahne und Zucker auf einem kleinen Tablett an und teilt die Zuckerwürfel mit der Zange aus, oder?
Nathaniel trug eine seiner Lieblingsjeans, eine von den verwaschenen, die stellenweise schon weiß waren. Sie saß wie angegossen oder wie aufgemalt. Seine Schultern waren breiter geworden, seit er bei mir eingezogen war. Er wurde kräftiger,
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