Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
Vom Netzwerk:
selbstverständlich
und einseitig auf die Übernahme islamischer Normen und Lebensweise und
natürlich auch zum Kopftuch erzogen, nicht aber zur Freiheit eigener
Meinungsfindung und persönlicher Lebensgestaltung. Von klein auf lernen sie,
Bedürfnisse, die nicht opportun sind, gar nicht erst wahrzunehmen, geschweige
denn zu artikulieren und durchzusetzen.

Bis auf wenige Ausnahmefälle haben Mädchen aus konservativ-islamischen
Familien überhaupt keine Wahl: Sie müssen das Kopftuch tragen und werden massiv
unter Druck gesetzt, wenn sie es nicht tun wollen - oder gar bekennen, dazu
gezwungen zu sein. Viele geben diesen Druck an ihre muslimischen Mitschülerinnen
ohne Kopftuch weiter, sekundiert von ihren Eltern, die es als ihre Pflicht
ansehen, alle Muslime zur wahren Glaubensausübung anzuhalten. Dass die meisten
muslimischen Mädchen unter diesen Umständen beteuern, das Kopftuch »freiwillig«
zu tragen, ist nicht verwunderlich - auf dieser Grundlage politische
Entscheidungen zu treffen jedoch fahrlässig.
    Parallel zur Islamisierung des äußeren Erscheinungsbildes
treten erhebliche weitere Beschränkungen der Bewegungsfreiheit muslimischer
Mädchen ein, die vom Kopftuch nicht zu trennen sind. Alterstypische Interessen
und Freizeitbeschäftigungen wie Popmusik, das unbeaufsichtigte Treffen
Gleichaltriger, Partys, Kino etc. sind für sie tabu. Im schulischen Bereich
werden Forderungen nach partieller Befreiung von der Schulpflicht sowie
Nichtteilnahme an Klassenfahrten immer lauter. In manchen Schulen gibt es
inzwischen bereits keine Klassenfahrten mehr - einst integraler Bestandteil
deutscher Schulkultur. Bei bis zu 75 Prozent muslimischer Schülerinnen haben
Schulleiter und Lehrerkollegien kapituliert; nicht selten werden sie von den
vorgesetzten Behörden im Stich gelassen.
    Als die mutige Leiterin einer Remscheider Realschule den
Antrag auf Schwimmbefreiung für eine 12-Jährige ablehnte, zogen deren Eltern
vor Gericht. Im Mai 2008 hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf dann die Klage
mit dem Hinweis auf den unteilbaren Bildungsauftrag des Staates abgewiesen (AZ
18 K 301/08). Endlich hat ein Gericht verwirklicht, was selbstverständlich
sein sollte: Muslimische Kinder haben dasselbe Recht auf freie Entfaltung und
umfassendes Lernen wie nichtmuslimische. Will ihnen das jemand vorenthalten,
so muss der Staat für sie eintreten.
    Ein staatliches Kopftuchverbot für Schülerinnen wäre ein
deutliches Signal, um dem Gleichheitsgrundsatz - eine der größten
Errungenschaften der Zivilisation - für alle eine Chance zu geben. Allerdings
steht den Einzelkämpferinnen für Freiheit und Gleichheit aller Schülerinnen und
Schüler weiterhin eine proislamische Lobby gegenüber, die die Realitäten
verschleiert. Schülerinnen, wie Aylin, und Lehrerinnen, die einer immer stärker
werdenden islamischen Interessenvertretung machtlos gegenüberstehen, wird jede
Unterstützung verweigert. Stattdessen werden unter dem Deckmantel von Toleranz
und Integration Gleichheits- und Freiheitsrechte auch noch ausgehebelt.
    Ein trauriges Beispiel dafür ist die »Handreichung« von
2008 des nordrhein-westfälischen Integrationsministeriums, die den Umgang mit
Islam und Musliminnen in den Schulen lösungsorientiert unterstützen soll. Denn
leider geht es darin wieder einmal nicht um die Vermittlung und Vertretung
hierzulande gültiger unveräußerlicher Werte und Normen für alle Schülerinnen,
sondern um die Sonderbehandlung und einseitige Privilegierung der Musliminnen,
deren religiös begründeten Sonderwünschen im Schulalltag so weit wie möglich
Rechnung getragen werden soll. So verhindert man Integration und verfestigt
Parallelgesellschaften - zum einseitigen Nachteil der muslimischen Mädchen.
    Im Kapitel über die Kleidungsvorschriften wird der
Eiertanz geradezu grotesk. »Von Unterdrückung keine Spur!«, so lautet das
grundlegende Credo der Broschüre zum Kopftuch. Dass es auch das erzwungene
Kopftuch gibt, wird eingeräumt. Die Lehrerinnen hätten in solch einer Situation
allerdings besondere Sensibilität aufzuweisen für die Zerrissenheit zwischen
zwei Welten und sollten das Gespräch mit den Eltern, gerne auch bei einem
Hausbesuch (!), suchen, um die Folgen für die Jugendlichen zu mildern. Dabei
werden gerade diese Eltern einem solchen Gespräch wohl kaum aufgeschlossen
sein und dem Lehrer oder der Lehrerin eher die kalte Schulter zeigen.
    In jedem Fall, so die NRW-Handreichung weiter, sei die religiöse
Bekleidung von

Weitere Kostenlose Bücher