Schwarzer, Alice
Musliminnen zu akzeptieren und nichtmuslimischen
Mitschülerinnen zu vermitteln - mit Ausnahme der Ganzkörperverhüllung (mit
Handschuhen, Gesichtsschleiern oder gar Burkas).
Hier und da schlagen inzwischen Grundschulen und sogar
Kindergärten Alarm, die in Ermangelung einer rechtlichen Handhabe der
Verhüllung und Sexualisierung der kleinen Mädchen hilflos zusehen müssen.
Unsere Broschüre aus NRW beruhigt diesbezüglich mit der Feststellung, es
handele sich hier von Elternseite keinesfalls um den Versuch, das Kind zu unterdrücken,
im Gegenteil: Die Verschleierung der kleinen Mädchen sei Ausdruck besonderer
Liebe und Fürsorge. Von einer solchen Integrationspolitik hat Aylin also kaum
Hilfe zu erwarten.
Die 14-jährige Deutsch-Türkin hat jetzt die Schule
gewechselt und ist in dem neuen liberaleren Umfeld sichtlich aufgeblüht. Was
für das Mädchen im Moment subjektiv die beste Lösung war, ist objektiv
allerdings ein Punktsieg für die >mobbenden Kopftuch-Mädels< - und eine
Schlappe für die freiheitliche Demokratie. Ein generelles Kopftuchverbot in
Schulen wäre die bessere Antwort.
■ EMMA
5/2009
CHANTAL LOUIS / WEHRT DER SCHARIA IN
OCKENDORF!
Felizitas Reinert sitzt in ihrem Rektorinnenbüro und macht
drei Kreuze. In diesem Herbst ist der Kelch noch mal an ihr vorübergegangen.
Unter den Referendarinnen, die zum Schuljahresbeginn ihren Dienst an der
Gesamtschule Ückendorf antraten, ist diesmal keine, die ein Kopftuch trägt.
Gut ein Jahr ist es jetzt her, dass eine Referendarin an
die Schule in der Ruhrgebiets-Stadt Gelsenkirchen kam und darauf bestand, mit
Kopftuch zu unterrichten. Prompt brach im über hundertköpfigen Kollegium ein
Krieg aus, dessen Folgen an der Schule bis heute nachwirken.
Keinen Gedanken hatte sich Barbara Friedland, Lehrerin für
Deutsch und Gesellschaftslehre, zuerst darüber gemacht, dass der Name »ihrer«
Referendarin in der Hospitationsliste für das neue Halbjahr türkisch klang:
Halide Matar. Eine neue türkische Kollegin an der Gesamtschule, in der in jeder
Klasse mehr »Kinder aus Einwandererfamilien« als deutsche Schülerinnen sitzen,
fand sie sehr erfreulich. Doch als Referendarin Matar dann vor ihr steht,
plangerecht und pünktlich, fällt Lehrerin Friedland die Kinnlade herunter. Die
junge Frau trägt ein Kopftuch. Für Friedland gibt es da nichts zu überlegen.
»Tut mir leid«, sagt sie, »so können Sie bei mir nicht hospitieren.«
Das ist der Satz, der die Schleusen öffnet. Die Argumente
aus dem Lager der Kopftuch-Befürworterinnen sind die bekannten. Man könne der
jungen Frau doch nicht verbieten, ein Symbol ihrer Religion zu tragen. Da
müsste man ja auch jedes Kreuz um den Hals verbieten. Daraus sprächen
Intoleranz und Rassismus. Und das an einer Gesamtschule mit einer linken
Tradition, sehr peinlich sei das.
Was diejenigen sagen, die nicht wollen, dass eine
Referendarin mit Kopftuch und oft auch bodenlangem Gewand an ihrer Schule
unterrichtet, ist seltener zu hören und zu lesen. Sie sprechen weniger vom
»Neutralitätsgebot«, das jetzt auch das Bundesverwaltungsgericht in seiner
Urteilsbegründung gegen das Kopftuch von Fereshta Ludin anführte. Stattdessen
fallen Begriffe wie »politisches Symbol«, »demokratische Grundwerte« und »Frauenunterdrückung«.
Doch nicht nur Barbara Friedland, auch ein weiteres
Dutzend ihrer Kolleginnen und auch Kollegen weigerte sich, Referendarin Matar
in ihrem Unterricht hospitieren zu lassen. Denn sie alle beobachten schon
länger einen Trend an ihrer Schule, der ihnen Unbehagen und einigen von ihnen
sogar Angst bereitet. Seit geraumer Zeit tauchen immer mehr Schülerinnen
plötzlich mit Kopftüchern auf, oft nach den großen Ferien. Die dürfen dann
meist nicht mehr mit auf Klassenfahrten und in den Sportunterricht. Immer
wieder bitten diese Mädchen verzweifelt um Hilfe: Weil ihre Eltern sie von der
Schule nehmen wollen; weil sie demnächst einen Mann heiraten sollen, den sie
gar nicht kennen; oder weil sie gegen ihren Willen in die Türkei
zurückgeschickt werden sollen.
Ein kleines Mädchen erklärte auf Nachfrage, der Hodscha in
der Moschee habe gesagt, wenn sie ihr Kopftuch nicht trage, käme sie in die
Hölle. Ein anderes kleines Mädchen wollte plötzlich nicht mehr neben ihrer
deutschen Freundin sitzen, weil ein anderer Hodscha gesagt hatte, ihre Freundin
sei unrein. Und türkische Eltern beschwerten sich darüber, dass im Biologieunterricht
die Evolutionstheorie gelehrt wird, und fordern
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