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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
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Rights Watch vor einer »Stigmatisierung« der Burka-Trägerinnen
durch ein Verbot; erklärte amnesty international, ein Burka-Verbot würde »die
Grundrechte von Frauen verletzen«; und gab Sozialistenführerin Martine Aubry
der Sorge Ausdruck, damit »isoliere« man die burkatragenden Frauen nur noch
stärker. Als sei eine Steigerung der Isolation einer Frau unter der Burka
überhaupt noch möglich ...
    Dieser Paternalismus der Linken ist nicht neu. Auffallend
ist, dass in ganz Europa die Linke den Kampf gegen die Islamisierung den
Konservativen bzw. Rechten überlässt. Mit dem Resultat, dass die Rechte dies
zum Teil populistisch funktionalisiert bzw. missbraucht. Und die Linke? Die
relativiert mit einer solchen falschen Toleranz nicht nur mühsam errungene
westliche Werte - wie Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung - sondern sie
ignoriert auch die berechtigten Ängste der Bevölkerung und vor allem: Sie
lässt die Mehrheit der Musliminnen im Stich, die ja die ersten Opfer der
fundamentalistischen Agitatoren sind.
    Die Gründe für diese scheinbare »Fremdenliebe«, die eigentlich
nur die Kehrseite des Fremdenhasses ist, scheinen vielfältig. Sie reichen von
Gleichgültigkeit und schlechtem Gewissen bis hin zu einem sehr grundsätzlichen
Differenzialismus dieser Söhne und Töchter von Michel Foucault und Claude
Levi-Strauss. Andere Religionen oder Ethnien, andere Sitten ... Es waren diese
Kreise, die die Offensive des Islamismus lange als »Revolution des Volkes«
gefeiert haben. (So war Foucault einer der ersten und glühendsten Befürworter
des iranischen Gottesstaates.) Und die Liberalen und Konservativen? Die machten
und machen fröhlich Geschäfte mit den Islamisten. Von den Menschenrechten, in
dem Fall aller Frauen, redet da niemand.
    Als die Feministinnen ab den späten 1970er-Jahren die
Genitalverstümmelung kritisierten, wurden sie von der Linken des »weißen,
bürgerlichen Eurozentrismus« beschuldigt und angewiesen sich rauszuhalten. In
Bezug auf die grausame Genitalverstümmelung gibt es inzwischen einen allgemeinen
Sinneswandel. Müssen wir die Gesellschaftsfähigkeit der Burka auch noch 20, 30
Jahr gewähren lassen - bis es zu spät ist? Sollen wir uns wieder einmal raushalten,
wenn vor unser aller Augen mitten unter uns Frau en ihrer elementarsten
Menschenrechte beraubt und unsichtbar gemacht werden? Wollen wir immer noch
nicht begreifen, das es sich hier nicht um Glaubensfragen, sondern um gezielte
politische Provokationen handelt, die dank unserer falschen Toleranz die
Grenzen des Rechtsstaates überschreiten könnten?!
    »Sollen wir die Burka verbieten?«, wurde ich jüngst bei
eine öffentlichen Veranstaltung gefragt. Was für eine Frage! Selbst
verständlich ja! Mit welchen spitzfindigen formaljuristischen Formulierungen
auch immer. Denn es gibt Grenzen der »Religionsfreiheit«. Mit der wollen ja
auch christliche Fundamentalistei zum Beispiel begründen, wenn sie ihre Kinder
nicht in unser Schulen schicken. Schon seit Papst Johannes Paul II. ist übrigen
ein Schulterschluss zwischen den Konservativen bzw. Fundamentalisten beider
Religionen zu beobachten. Im Visier haben sie beide dabei ihre Privilegien -
und die Selbstbestimmung de Frauen. Eine auch für die Christen gefährliche Strategie.
Dem sie würden am Ende den Kürzeren ziehen.
    Ein Burka-Verbot sei nur symbolische Politik und das
Problem der Unterwanderung durch den schriftgläubigen Steinzeit Islamismus
damit nicht gelöst, argumentieren die ganz Schlauen Das stimmt. Aber symbolische
Politik ist auch Politik. Und eil Verbot wäre ein erster Schritt und ein
sichtbares Zeichen - nicht nur für die unsichtbaren Frauen. Nicht zufällig
verabschiedete schließlich das französische Parlament das Burka-Verbot am Vorabend
des 14. Juli, dem Jahrestag der französischen Revolution (am 14. Juli selbst
wird in Frankreich nicht gearbeitet, sondern gefeiert). Diese französische
Revolution proklamierte vor über 200 Jahren die »Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit« für alle Menschen. Und wir Frauen fügten die
»Schwesterlichkeit«, genauer: die »Geschwisterlichkeit« hinzu. Dahinter wollen
wir nicht mehr zurückfallen.
    ■ Frankfurter Allgemeine Zeitung 20/07/2010
     
    MARTINA ZIMMERMANN / DAS KOPFTUCH-VERBOT IST EIN ERFOLG
     
    Wenn die französischen Schülerinnen und Schüler am 2.
September 2009 nach den Sommerferien zur sogenannten »Rentree« zum neuen
Schuljahr antreten, bleiben die »religiösen Zeichen« wieder zu Hause:

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