Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
Vom Netzwerk:
der
Bevölkerung der westlichen Länder.
    Das Gesetz muss nur noch den Senat passieren (ganz wie in
Belgien). Dann wird in Zukunft eine Frau, die in Frankreich öffentlich
vollverschleiert auftritt, mit 150 Euro Strafe und einem Kurs in
Staatsbürgerkunde rechnen müssen. Männern, die ihre Frau unter die Burka
»zwingen«, drohen ein Jahr Gefängnis und Geldstrafen bis zu 30.000 Euro - was
allerdings reine Theorie ist. Denn eine Frau, die so unterwürfig ist, in dem
schwarzen Loch eines Vollschleiers zu verschwinden, die wird wohl kaum die Aufsässigkeit
haben, ihren Mann wegen Burka-Zwang anzuzeigen.
    Als die Burka-Debatte in Frankreich 2009 begann,
angestoßen von einem kommunistischen Bürgermeister, behaupteten die Burka-Tolerierer
zunächst, im ganzen Land gäbe es überhaupt nur 156 Burka-Trägerinnen, von daher
sei ein Verbot irrelevant. Inzwischen sind die Burka-Trägerinnen in der
offiziellen Statistik auf 2.000 angewachsen. Wobei bemerkenswert ist, dass mindestens
jede dritte Verschleierte in Frankreich eine Konvertitin ist. In der Regel
verdanken deren muslimische Ehemänner der Eheschließung mit ihnen die
französische Staatsangehörigkeit.
    So ist es auch im Fall des Algeriers Lies Habbadj, dessen
vollverschleierte französische Ehefrau Anne die Debatte in Frankreich
auslöste. Ein Polizist hatte ihr eine Geldstrafe aufgebrummt wegen Fahrens am
Steuer im Niquab (Vollschleier mit Sehschlitz). Ihr Ehemann ist ein aktiver
Anhänger der schriftgläubigen Missionarssekte Tabligh. Der Metzger in Nantes
wurde schon länger vom französischen Geheimdienst beobachtet, weil er seit
Jahren regelmäßig Wochen in Pakistan verbringt.
    Habbadj hat übrigens noch drei weitere Ehefrauen, mit
denen er jedoch nicht nach französischem, sondern nur nach islamischem Recht
verheiratet ist. Als die Justiz ihm wegen Polygamie an den Kragen wollte, ging
der offenbar gut Geschulte cool an die Öffentlichkeit und erklärte, dann
müssten aber auch die vielen französischen Männer, die Geliebte haben, der
Polygamie angeklagt werden. Lies Habbadj ist also keineswegs ein naiver
Gläubiger, sondern ein taktisch agierender Islamist, für den das Strafmandat
seiner Frau vermutlich ganz in seinem Sinne war, da er auf Provokation des
Rechtsstaates aus zu sein scheint.
    Ganz wie einst die Deutsch-Afghanin Fereshta Ludin, die
für das Recht von Lehrerinnen auf das Kopftuch in der Schule über acht Jahre
lang bis zum höchsten Gericht klagte. Oder wie im Fall der sogenannten
»Kopftuchaffäre«, die 1989 Frankreich beschäftigte. Da hatten politisch
einschlägig aktive Väter und Onkel drei kleine Mädchen provokant mit Kopftuch
in die laizistische Schule geschickt - und damit eine jahrelange Debatte
ausgelöst, in der quasi die gesamte Linke pro Kopftuch war.
    Die Philosophin Elisabeth Badinter, Ehefrau des früheren
sozialistischen Justizministers, war damals eine der raren Stimmen aus der
Linken, die gegen das - 19 Jahre später verbotene - Kopftuch in der Schule
plädierte und von einem »verschleierten Verstand« sprach. Auch jetzt erhob
Badinter wieder ihre Stimme und schrieb einen offenen Brief an die
Burka-Trägerinnen: »Sind wir in Ihren Augen so verachtenswert und unrein, dass
Sie jeden Kontakt, jede Beziehung mit uns verweigern, bis hin zu einem kleinen
Lächeln?«, fragte sie und fuhr fort: »In Wahrheit nutzen Sie die demokratischen
Freiheiten, um die Freiheit abzuschaffen. Das ist eine Ohrfeige für alle Ihre
unterdrückten Schwestern, denen für diese Freiheiten, die Sie so verachten, die
Todesstrafe droht.«
    Es ist in der Tat schwer nachvollziehbar, wie Frauen - und
gar Konvertitinnen! - freiwillig eine Verhüllung anlegen können, die in den
»Gottesstaaten« und allen Ländern, in denen die Islamisten inzwischen die
(heimliche) Macht haben, Frauen mit Todesdrohungen aufgezwungen wird. In diesen
Ländern haben die verzweifelten Frauen keine andere Wahl. Und auch innerhalb
der islamistisch beherrschten Communitys mitten in Europa ist es für die
Musliminnen nicht immer einfach.
    Aber was ist nur los mit den Konvertitinnen, die in
Ländern aufgewachsen sind, in denen ihre Vorfahrinnen die Gleichberechtigung -
vom Wahlrecht bis zum Recht der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum - so mühsam
erstritten haben? Ihre Motive scheinen Angst vor Freiheit und
Selbstverantwortung zu sein sowie weiblicher Masochismus - als Folge einer
langen realen Unterdrückung und Demütigung des weiblichen Geschlechts.
    Doch die subjektiven

Weitere Kostenlose Bücher